Durlach von außen betrachtet – Stadtdenker Gernot Meiser präsentierte seine Gedanken

Gernot Meiser präsentierte seine „Stadtgedanken“. Foto: sade

Gernot Meiser präsentierte seine „Stadtgedanken“. Foto: sade

Manchmal hätte Astrofotograf Gernot Meiser auf seinen Streifzügen durch die alte Markgrafenstadt sicher weniger Licht ins Dunkel bringen wollen. Als Kurator der aktuellen Sommerausstellung „The World at Night“ (TWAN) in der Orgelfabrik wurde er von Durlach eingeladen, mit einem unverstellten Blick auf die „Mutter“ von Karlsruhe zu schauen.

Die Idee zum Stadtdenker stammt aus Flensburg und wurde durch den Durlacher Kulturbeirat und Ortschaftsrat aufgegriffen. Seit 2010 kommt bis zum Karlsruher Stadtgeburtstag 2015 jährlich ein Stadtdenker nach Durlach, der aus seinen Erlebnissen bei dem mehrtägigen Rundgang, seinen persönlichen Eindrücken, aber auch aus professionellem Blickwinkel heraus Anstöße entwickelt und Impulse für das Durlach von morgen geben soll. Die gesammelten Werke der Stadtdenker will Durlach der „Tochter“ Karlsruhe zu deren 300. Stadtjubiläum 2015 schenken.

Nachdem 2010 Professor Dr. Karl Grammer, Anthropologe sowie Leiter des Ludwig-Bolzmann-Instituts an der Universität Wien, und 2011 die Durlacher Kinder als Stadtdenker Durlach unter die Lupe genommen hatten, wurde 2012 Meiser ausgewählt. „Grundlage seiner Arbeit ist weit zu blicken“, so Ortsvorsteherin Alexandra Ries im Vorfeld und sah damit Meiser als optimale Besetzung für den Stadtdenker.

In der Tat ist bei dem aus Saarlouis stammenden Meiser der Himmel das verbindende Glied über allem. Als Mitglied des Fotografen-Netzwerkes TWAN setzt er markante Punkte und den Nachthimmel in eine Beziehung zueinander. Was entdeckt nun aber ein Astrofotograf mit weitem Blick im überschaubaren Durlach? Darauf war die Öffentlichkeit in der gut gefüllten Orgelfabrik-Halle am 19. Juni 2012 gespannt.

Meiser musste zugeben, dass er Durlach nur vom Autobahnschild her kannte. Im Bild festgehalten, präsentierte er anschließend auf unterhaltsame Weise seine Erlebnisse und Begegnungen  ̶  und die waren überraschend authentisch. Sei es die Erkenntnis, dass Politessen in der Altstadt stets zur falschen Zeit am richtigen Ort sind oder Einheimische auf dem Turm ihren Gästen erklären, dass „das dahinter zu Karlsruhe gehört“. So konnte sich Meiser auch nicht verkneifen, Durlach mit einem kleinen bekannten gallischen Dorf zu vergleichen, das für eine Kleinstadt aber sehr viel Grün aufzuweisen hätte.

Nach dem ersten Rundgang fotografisch herausgefordert, versuchte Meiser seine außergewöhnliche Fototechnik abends anzuwenden. Doch kam er da „relativ schnell an die Grenzen des Möglichen“, so der Stadtdenker, denn Durlach leidet wie alle Ballungsräume an Lichtverschmutzung. Diese stört nicht nur Insekten und Vögel, sondern auch den Biorhythmus von Menschen. Den Sternenhimmel bei diesen Lichtbedingungen auf Bild festzuhalten, war fast nicht möglich. Mit Unterstützung der Stadtwerke, die lokal einige Lichtquellen abschalteten, versuchte Meiser trotzdem die Karlsburg unter dem Himmelszelt abzulichten  ̶  wären da nicht die Wolken gewesen. Mehr Glück hatte er allerdings beim Bergfriedhof.

„Der Wille sei da, an der Beleuchtungssituation etwas zu ändern“, bestätigte der Stadtdenker, doch wies er zugleich auf die überdimensionierte Beleuchtung der Durlacher Allee hin. Hier sollte beim nächsten Austausch der Leuchtmittel entsprechend gehandelt werden.

Abschließend wusste Meiser noch vom seinem morgendlichen Erlebnis auf dem Campingplatz zu berichten, denn dieser sei im Gegensatz zum Vorabend fast leer gewesen. Hier sollte eine „Bindung zu Durlach“ noch besser gelingen und touristisch ausgebaut werden.

Die Ausstellung „The World at Night“ ist noch bis zum 8. Juli 2012 in der Orgelfabrik zu sehen  ̶  ergänzt mit Durlacher Aufnahmen von Meiser. Diese werden zeitnah auch hier auf Durlacher.de zu sehen sein.

Weitere Informationen

Die Orgelfabrik - Kultur in Durlach e.V. auf Durlacher.de

Stadtamt Durlach auf Durlacher.de

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