Eingeschränkte Entwicklungsperspektiven der Vereine ASV und DJK Durlach, der erhebliche Sanierungsbedarf der Sportanlagen und die Aussicht auf mögliche Synergieeffekte sind Antrieb des Projekts. Zusammen mit der Turnerschaft Durlach, die bereits auf der Unteren Hub mit ihrem Vereinsgelände ansässig ist, soll im Norden Durlachs ein gemeinsamer Sport- und Freizeitpark entstehen (siehe Artikel zum Thema). Auch der TC Durlach hat vor, sich anzuschließen. Die freiwerdenden Flächen im Zentrum zwischen Grötzinger Straße und Turmbergbad sollen nach dem Umzug der Vereine in die Untere Hub für Wohnungsbau genutzt werden – Wohnraum für etwa 840 Einwohnerinnen und Einwohner ist geplant.
Doch obwohl bereits im Juli 2014 der Karlsruher Gemeinderat „grünes Licht“ gab, um unverzüglich die für die Planung und Errichtung notwendigen weiteren Schritte für das Altgelände und den neuen Sport- und Freizeitpark einzuleiten, ist ein konkretes Datum für den Baubeginn noch lange nicht in Sicht.
Kritik am Flächenverbrauch
Nach Bürgerbeteiligung und einem ersten städtebaulich-landschaftsplanerischen Entwurf durch das Büro HDK Dutt & Kist wurde Kritik zu den Themen Erschließung und Flächenverbrauch laut. Daraufhin erfolgte eine Überarbeitung der Planung in Abstimmung mit Vereinen, Ortschaftsrat, Stadtamt Durlach und Stadtverwaltung. Der städtische Sportausschuss hat im Juli 2020 das Ergebnis der vertiefenden Planung beraten und um Konkretisierung der tatsächlichen Flächenbedarfe gebeten.
Die Vereinsflächen umfassen in der vertiefenden Planung inklusive öffentliche Sport- und Freizeitangebote sowie Flächen für Infrastruktur für den Sport- und Freizeitcampus circa 13,3 Hektar. Das sind im Vergleich zu den aktuellen Bestandsflächen 2,8 Hektar mehr. Dieser Mehrbedarf sei nach Einschätzung der Verwaltung gerechtfertigt, da mit zusätzlicher Dreifeldhalle und Sportkita neue Nutzungen ermöglicht werden und für die Allgemeinheit nutzbare Freizeitsportanlagen entstehen. Eine Campusallee mit Grünflächen und Aufenthaltsqualitäten sowie internen Ausgleichs- und Entwässerungsflächen werden als weitere Punkte aufgezählt. Ebenso die zentrale Parkierungsanlage, die durch den geplanten Abriss der Werner-Stegmaier-Halle (TS Durlach) nun unmittelbar an die B10 angebunden werden kann. Unter Beibehaltung der städtebaulichen und landschaftsplanerischen Qualitäten sei eine weitere Reduzierung der Flächen nicht möglich, so die Einschätzung der Verwaltung. Werden private Sportflächen (durch Umlegungsverfahren), Entwässerungsgraben und die bestehende Eventlocation „hubRaum“ hinzugerechnet, ergibt sich statt 21 Hektar (Planung 2018) unterm Strich ein Flächenbedarf von circa 17 Hektar für das Projekt, dessen Kosten für Erschließung und Freianlagen auf 30 Mio. Euro geschätzt wird. Dabei nicht enthalten sind Entschädigungsleistungen (Grundstückseigentümer, Pächter, Erbbauverträge der Vereine). Planungs- und Baukosten der jeweiligen Einzelprojekte wie Sportflächen, Sporthallen, Vereinshaus sowie die Aufwendungen für externe Ausgleichsflächen (ca. 18–20 Hektar) sind ebenso nicht darin enthalten.
Ortschaftsrat stimmt Großprojekt einstimmig zu
Die Durlacher GRÜNEN zeigten sich in der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates trotz Flächeneinsparung von 17 Prozent noch nicht überzeugt von den Ergebnissen der vertiefenden Planung. Viele Punkte seien noch unklar, so Ortschaftsrat Ulrich Wagner. Jede Versiegelung, jedes Auto mehr sei schlecht für die Untere Hub: „Das alles sind Kröten für uns, die wir GRÜNEN schlucken müssen.“ Auf der anderen Seite sehe seine Fraktion die Nöte der Vereine, zudem sei das Gelände für Wohnungsbau in städtischer Hand. Kritisiert wurde auch das Fehlen eines Schulsportkonzept und eines gemeinsamen Betriebskonzepts der Fußballvereine. Auch die Gesamtfinanzierung werfe Fragen auf – „Vieles ist hier im Dunkeln“. Zudem zweifeln die GRÜNEN im Ortschaftsrat an der Sinnhaftigkeit der geplanten Kita, die ein zusätzliches Gebäude darstellt. Den betroffenen Gutshof mit seiner Pferdehaltung sprach die Fraktion ebenso an. Dass Durlach eine zusätzliche Sporthalle braucht, stehe außer Frage, allerdings gebe es keinen Bedarf für überdimensionierte Besucherzahlen. Schlussendlich stimmten die Durlacher GRÜNEN der Beschlussvorlage zu. Allerdings stellte Wagner deutlich klar: „Um jeden Quadratmeter, der weniger bebaut wird, werden wir kämpfen“. Die GRÜNEN regten außerdem an, das Gesamtgebiet für den Bebauungsplan ins Auge zu fassen. Hier soll weitere Bebauung möglichst verhindert werden.
Auch Ortsvorsteherin Alexandra Ries ist mit der Kita auf der Unteren Hub nicht glücklich. „Wenn wir andere Möglichkeiten in Durlach hätten, würde keine Kita auf der Unteren Hub gebaut werden.“ Über diese Option werde zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Auch die Aufnahme weiterer Vereine auf das geplante Gelände sieht die Ortsvorsteherin kritisch. Bezüglich Einsparung weiterer Flächen habe sie wenig Hoffnung.
Keine neuen Bedenken hatte die Durlacher SPD: „Wir sind als Fraktion zufrieden“, so Ortschaftsrat Jan-Dirk Rausch. Zum Thema Klimaschutz merkte er an, dass die neu geplanten Anlagen eine bessere Klimabilanz als die aktuellen Anlagen der Vereine aufweisen würden. Für die Durlacher CDU hob Ortschaftsrätin Roswitha Henkel die „absolut dringende Notwendigkeit“ einer Ersatzhalle für die vereinseigene Werner-Stegmaier-Halle der Turnerschaft hervor. Diese ist in einem so schlechten Zustand, dass die Sanierung einem Neubau gleichkäme. Angedacht ist seitens des Vereins eine provisorische Kalthalle, also keine Dauerlösung.
Auch ein „Go“ – damit es weitergehe – gab es von Ortschaftsrat Jürgen Wenzel (FW). Allerdings wünscht auch er sich damit ein Ende der Bebauung auf der Unteren Hub. Als „Pfund“ sieht er das neue Baugebiet: „Das können wir selber gestalten“. Ortschaftsrätin Anna Frey (Die Linke) stimmte den GRÜNEN voll und ganz zu: „Die Untere Hub wäre mir grün am allerliebsten“. Sie regte mit Blick auf den Klimaschutz an, Energieträger mit in den Bebauungsplan aufzunehmen. Kritische Töne gab es von AfD-Ortschaftsrat Hartmut Bruker: „Die Stadt muss nicht um jeden Preis wachsen“. Eine zu massive Nachverdichtung auf dem Gelände von ASV und DJK lehne er ab.
Der Ortschaftsrat Durlach stimmte schlussendlich einstimmig bei zwei Enthaltungen (AfD, Die Linke) der Beschlussvorlage zu. Und Ries verdeutlichte nochmals, dass die Gefahr eines massiven Gewerbegebietes auf der Unteren Hub so abgewendet werden kann: „Die sportliche Nutzung ist eine bessere Alternative“.
GRÜNE Absage im Gemeinderat
Entgegen der Abstimmung der Durlacher GRÜNEN im Ortschaftsrat, stimmte in der folgenden Karlsruher Gemeinderatssitzung am vergangenen Dienstag die GRÜNEN-Fraktion gegen die Beschlussvorlage. Dabei hatte sie sich 2014 im ursprünglichen Beschluss sowie in allen Beratungen davor immer wieder dafür ausgesprochen.
Trotz Kurswechsels der Karlsruher GRÜNEN-Fraktion stimmte der Gemeinderat mit 27 zu 17 Stimmen bei zwei Enthaltungen der vertiefenden Planung zu.
„Durch die Verlagerung der Sportvereine in die Untere Hub werden in Durlach Flächen frei, die für dringend benötigte neue Wohnungen genutzt werden können. Dies ist eine große Chance für Durlach! Jetzt gilt es, offene Fragen zu klären und zügig die Planung voranzutreiben“, so CDU-Stadtrat Dirk Müller, der zugleich Mitglied des Durlacher Ortschaftsrats ist.