Günter Heiberger begann sich schon als Schüler für die Fotografie zu begeistern. Kleinbild- und Mittelformatkameras wurden seine ständigen Begleiter. In den von Umbrüchen geprägten 1980er und 1990er Jahren stand Durlach im Fokus seines Schaffens. Aus einer Durlacher Metzger-Familie stammend, erlernte Heiberger selbst das Handwerk, wechselte dann aber zu „Pfaff“, wo er fast zwei Jahrzehnte zuletzt als Lagerist arbeitete. Nach 10 Jahren Südstadt, zog er 1984 wieder zurück in die Markgrafenstadt. „Durlach war in dieser Zeit stets mein Mittelpunkt – auch fotografisch“, so Heiberger, der mittlerweile in Malsch lebt.
Er dokumentierte das Leben im Stadtteil in all seinen Facetten: Alltagsszenen, Straßenfeste und Sportveranstaltungen erfasste er ebenso mit der Kamera wie Streiks und Protestaktionen. „Der Gefängnis-Abriss hat mich am emotionalsten bewegt, aber auch meine ersten Streik-Erfahrungen als junger Pfaff-Mitarbeiter sind hängen geblieben“, so Heiberger zu der im Pfinzgaumuseum gezeigten Auswahl seiner Fotografien. Einen Kontrast zu seinen reportageartigen Aufnahmen bilden stimmungsvolle Stillleben, die Durlacher Wahrzeichen, aber auch eher unbekannte Bauwerke aus oftmals ungewöhnlichen Blickwinkeln zeigen.
„,Ein echter Glücksfall“
Über 5.000 Foto-Negative übergab Heiberger dem Stadtarchiv. Wichtiger Punkt dabei: Eine von ihm erstellte Datenbank half Kuratorin Jacqueline Berl dabei, sich in kurzer Zeit einen Überblick verschaffen zu können. „Die schnelle Umsetzung der Ausstellung war nur möglich, da alles so gut vorbereitet war“, betont Museumsleiter Ferdinand Leikam. „,Ein echter Glücksfall“, findet auch Katrin Dort. Als Leiterin des Stadtarchivs muss sie zusammen mit ihrem Team eine Auswahl treffen: „Wir bekommen immer wieder Schenkungen angeboten, oft auch Einzelwerke. Dabei können wir nicht alles nehmen. Als Archiv haben wir die Aufgabe zu bewerten, was dauerhaft von Interesse sein wird.“
Und Heiberger hatte ihr Interesse mit seinen Aufnahmen geweckt. Die Ausstellung sei deshalb auch „kein Plan B“, so Berl, sondern „Plan A wurde aus der Zukunft in die Gegenwart verlegt“. Denn eigentlich war nach der langen Schließzeit des Pfinzgaumuseums (siehe Artikel zum Thema) eine Mitmach-Kinderausstellung geplant. Im März fiel dann die Entscheidung, dass diese in Corona-Zeiten aus hygienischen Gründen nicht umsetzbar sei. Berl musste zum Abschluss ihres zweijährigen Volontariats kurzerhand eine neue Ausstellungsidee entwickeln. Da kam das „fotografisch Tagebuch“ von Heiberger genau zum richtigen Zeitpunkt.
Kuratorenführung am 18. Oktober
Auch Oberbürgermeister Frank Mentrup zeigte sich beeindruckt. Eine wahre „Weißt Du noch, damals?“-Ausstellung, wie er findet. Es lohnt sich also, das wiedereröffnete Pfinzgaumuseum zu besuchen. Eine Kuratorenführung findet am Sonntag, 18. Oktober 2020, um 15 Uhr statt. Weitere Führungen werden folgen, zu sehen ist die Sonderaustellung bis zum 28. März 2021.