„L(i)ebenswertester Stadtteil“ und seine Herausforderungen als Standort

Setzen sich mit viel Elan und Engagement für Durlach ein: Vorstand Scharyar Essari und Meike Eberstadt von „Durlacherleben“. Foto: cg

Setzen sich mit viel Elan und Engagement für Durlach ein: Vorstand Scharyar Essari und Meike Eberstadt von „Durlacherleben“. Foto: cg

Markgrafenstadt, viele Einzelhändler, mittelalterlicher Stadtkern, aktive Vereine, vielfältiges kulturelles Angebot und großes Engagement der Handelnden. Zusammen mit dem „Wochenblatt“ fragten wir nach bei Vorstand Scharyar Essari und Meike Eberstadt von der „Wirtschaftsvereinigung DurlacherLeben“, auch zur besonderen Herausforderung in eben diesen Zeiten.

Was macht die Markgrafenstadt so anziehens- und liebenswert?

Meike Eberstadt: Durlach ist mit seinem historischen Stadtkern, den kleinen Hinterhöfen, verwinkelten Gassen und seinem lebendigen, kleinstädtischen Flair ist für mich der l(i)ebenswerteste Stadtteil von Karlsruhe. Zahlreiche, inhabergeführte Geschäfte, in denen Kundenservice noch im Vordergrund steht, spiegeln eine Verbindung aus Tradition und Innovation wider. Sie alle tragen für mich zur Vielfalt in Durlach bei.

Scharyar Essari: Hinzufügen möchte ich noch, dass gerade auch das künstlerische und kulturelle Leben unseren Stadtteil so besonders und reizvoll macht. Es existiert in diesem Bereich eine dynamische und innovative Szene mit kleinen Galerien und der Orgelfabrik als bemerkenswerten Ort, deren kreative Schaffenskraft auch in der Innenstadt an vielen Stellen zu spüren ist. Ich hatte in diesem Zusammenhang ein nettes Erlebnis mit einem Verwandten aus Amerika, der beim Bummeln durch Durlach begeistert „What a beautiful mall“ ausrief. Was er damit eigentlich meinte, war das Flair, das er empfand, welches eben keine künstliche Kulisse darstellt, sondern echte, gewachsene, lebendige Strukturen.

Was macht die Besonderheit von Durlach als Einkaufsort letztlich aus?

Eberstadt: Durch die Verbindung von Wohnen, Arbeiten und Einkaufen ist in Durlach alles auf kurzem Wege erreichbar. Viele kleine Plätze und auch der Schlossgarten laden zum Verweilen ein. Der Marktplatz mit seinen benachbarten Cafés und dem täglichen Wochenmarkt ist ein wichtiger und beliebter Anziehungspunkt im Herzen Durlachs.

Essari: Für mich stellt Durlach eine einzigartige Kombination dar: Das Ambiente der historischen Altstadt, deren Häuser liebevoll und behutsam renoviert wurden, in denen zum einen eine Vielzahl an Restaurants und Cafés Platz gefunden haben, die für jeden Liebhaber des Kulinarischen etwas bereithalten, zum anderen aber auch die kleinen Ladengeschäfte, die mit individuellem Sortiment und engagiertem und zugetanem Service punkten können. Viele Inhaber sind wirklich leidenschaftlich bei der Sache, was man an Ladengestaltung und Produktauswahl sehen kann und zeigen in ihrem ganzen Tun ihr Herz für Durlach.

Welche Maßnahmen ergreift „DurlacherLeben“ für den Standort, gerade auch in der aktuellen Zeit?

Eberstadt: Mit der Aktion #DuFürDurlach – der Gemeinschaftsaktion von DurlacherLeben und Durlacher.de – werben wir seit einem Jahr auf vielen Kanälen für die Solidarität der Durlacherinnen und Durlacher mit Händlern, Gastronomen, Dienstleistern und Vereinen ihres Standortes. Bei DurlacherLeben bin ich für die Organisation der verkaufsoffenen Sonntage verantwortlich und hoffe, dass wir dieses Jahr im Sommer öffnen können. Zudem organisieren und finanzieren wir die stimmungsvolle Durlacher Weihnachtsbeleuchtung, unterstützt durch zahlreiche Spenden. Ein wichtiges Instrument, um das Geld am Standort zu halten, ist unser Durlacher Geschenk-Gutschein, der sich mittlerweile zu einer Erfolgsgeschichte für die teilnehmenden Unternehmen und somit auch für DurlacherLeben entwickelt hat.

Essari: #DuFürDurlach war und ist ein besonders wichtiges Projekt in dieser Zeit, auch weil hier die beiden großen Durlacher Plattformen an einem Strang ziehen zur gemeinsamen Unterstützung der Geschäfte und Unternehmen. Mit viel Engagement und Zeitaufwand wurden immer wieder Öffnungszeiten und Angebote neu erfasst und aktualisiert, lebendige kleine Werbefilme zu einzelnen Partnern und Mitgliedern gedreht und geschnitten und durch das Couponheft zusätzliche Anreize zum lokalen Kauf geschaffen. Für mich hat es diese Aktion geschafft, den Fokus der örtlichen Bevölkerung auf „ihre“ Restaurants und Geschäfte zu lenken – und mit dabei geholfen, ein Bewusstsein zu schaffen für die Notwendigkeit der Unterstützung durch jeden einzelnen von uns. Nicht zuletzt der moralische Beistand, den die so hart getroffenen Gastronomen und Einzelhändler in diesem Zusammenhang erfahren haben, konnte ein wichtiges Signal senden.

Warum sollte man in Durlach einkaufen?

Eberstadt: Um die (noch) vorhandene Vielfalt zu bewahren, die Inhaberinnen und Inhaber zu unterstützen und den Standort zu stärken. Ich sehe es als meine persönliche Pflicht, mein Geld wenn möglich hier auszugeben.

Essari: Kein Internetklick kann an das Einkaufserlebnis in einem der kleinen individuellen Läden herankommen. Ich möchte den Stoff anfassen können, den ich kaufen will, ich will die Kleidung direkt anprobieren, am liebsten noch mit fachkundiger Unterstützung eines Verkäufers, ich möchte den Tee riechen, den ich später erwerben werde, oder in dem Buch blättern, das am Abend auf meinem Nachttisch liegen soll. In Durlach wird der direkte Kontakt noch großgeschrieben – und was gibt es Schöneres, als wenn man in den Läden dann sogar persönlich gekannt wird?! Durlach ist Heimat und Zuhause, für mich und weitere 30.000 Menschen – und wir sollten mit diesem Geschenk umsichtig und bedacht umgehen. Kein Besuch in Amazonien & Co, sondern bei denen, die es verdient haben.

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