Hinzu kommen Umwandlungen in Büroflächen – zum Beispiel beim alten Volksbank-Gebäude am Marktplatz – oder der Einzug von Wettbüros, „die nicht im Einklang mit dem Ziel eines starken und attraktiven Einzelhandels mit hohem Leistungs- und Qualitätsniveau stehen“, so die Durlacher Grünen in ihrem Antrag.
Die Gründe seien vielfältig und Durlach stehe als „B-Zentrum“ mit diesem Problem nicht alleine da. „Schwierige wirtschaftliche Lage, hohe Mietpreis-Erwartung, die zur Verfügung stehenden verfügbaren Flächengröße entsprechen nicht den Standortanforderungen“, all das wirke hier zusammen. Die Sorge: Es könnte der sogenannte Trading-Down-Effekt einsetzen – erst steht ein Ladenlokal leer, dann das nächste. „Ein leeres Geschäft, ein unattraktives Geschäft wirkt wie ein Vernichter für das nächste Geschäft“, so die Grünen. Und Corona wirkt dabei wie ein Brennglas.
„Es ist kein Durlach spezifisches Problem“
„Es ist kein Durlach spezifisches Problem, teilweise werde sich aber darum gekümmert“, betonte Fraktionsvorsitzender Martin Pötzsche in der vergangenen Ortschaftsratssitzung. Ziel müsse es sein, leerstehende Flächen schnell und einfach mit neuen Mietern und neuen, innovativen Geschäftsmodellen zu besetzen. Als Beispiele nannten die Grünen „Pop-Up-Stores“ in der Innenstadt von Freudenstadt, die Etablierung eines „Leerstandsmanagers“ wie in der Stadt Helmbrecht oder die temporäre Nutzung der Flächen durch Künstler und Vereine.
Vermarktungsmaßnahmen sollen Leerstand vorbeugen
Die Verwaltung verweist hierbei auf die anstehende Analyse von Durlach und Mühlburg als „B-Zentrum“ durch eine externe Agentur. Dieses Projekt soll noch im April starten und über die „Brötchentasten“-Gelder finanziert werden (siehe Artikel zum Thema). Kurzfristig umgesetzte Vermarktungsmaßnahmen für beide Stadtteile mit Blick auf ausbleibende Kunden durch die Pandemie und Konkurrenz durch den Onlinehandel seien das Ziel – auch um Leerstand vorzubeugen. Zusätzlich sollen Zeitpläne und Priorisierungen innerhalb des Aktionsplans City 2020-2026 angepasst werden. Dabei würden die dort verankerten Maßnahmen im Bereich des Leerstands- und Zwischennutzungsmanagements zeitlich nach vorne gezogen und mit hoher Priorität bearbeitet werden, so die Verwaltung in ihrer Stellungnahme. Davon soll auch Durlach profitieren.
Es fehlt an Ressourcen
Doch eines ist auch klar: Es fehlt in Karlsruhe an Ressourcen. „Ein qualifiziertes und zukunftsorientiertes Leerstandsmanagement, wie von der GRÜNEN-Fraktion gefordert, erfordert neben einer längeren Vorlaufzeit jedoch auch einen deutlich höheren finanziellen und personellen Aufwand“, so die Verwaltung. Vom Ziel, ein „aktives Ansiedlungsmanagement“ aufzubauen, ist man im Karlsruher Rathaus noch weit entfernt: „Aktuell sind lediglich reaktive Maßnahmen möglich.“ Und ob dieses Ziel überhaupt erreicht werden kann, sei vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltsentwicklung nicht absehbar.
Pötzsche machte in der Ortschaftsratssitzung deutlich: „Uns geht es darum, jetzt schon aktiv zu werden.“ Sorge bereite ihm der lange Weg bis zur Erstellung eines Konzepts in der Karlsruher Stadtverwaltung. „Diese Zeit haben wir eigentlich nicht“, so Pötzsche. Man sei darauf angewiesen, dass das Citymarketing liefere. Und Ortschaftsrat Stefan Noé (FDP) ergänzt: „Die Bürokratie gibt unserer Corona-gebeutelten Altstadt noch den Rest.“ Auch für Jürgen Wenzel (Freie Wähler) steht fest: „Niemand hat seine Hausaufgaben gemacht.“ Mit Corona habe niemand gerechnet, es weiter zu schieben bringe aber auch nichts. Seiner Meinung nach müsse es schneller gehen, nicht allein durch Schaffung von Stellen, sondern in Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Verbände. Auch die CDU sprach ihre volle Unterstützung für den Antrag der Grünen aus – Pötzsche bedankte sich für den interfraktionellen Zuspruch.
Niederschwelliges Einwirken durch das Stadtamt
Ortsvorsteherin Alexandra Ries gab dem Gremium zu verstehen: „Derzeit können wir als Stadtamt keine zusätzlichen Stellen beantragen.“ Dieser Vorstoß könnte nur von politischen Gremien wie Ortschafts- und Gemeinderat initiiert werden. Als Stadtamt versuche man niederschwellig bei Leerstand positiv einzuwirken – wenn man den Vermieter direkt kenne, „nur professionell können wir das nicht“. Auch einen Aspekt gab Ries zu bedenken: „Manchmal gibt es auch Leerstand, da Eigentümer nicht alles drin haben wollen.“ Da kann man nur hoffen, dass viele Durlacher Eigentümer dies weiterhin so verfolgen werden. Damit Durlach nicht weiter an Attraktivität einbüßen muss.