Rund 420 Wohneinheiten für über 800 Leute sehen die aktuellen Pläne der Stadtverwaltung für das Gebiet zwischen Fudiciastraße, verlängerter Südtangente und dem bisherigen Wohngebiet vor – und zum Erreichen dieses Ziels sollen auch mehrere mehrgeschossige Gebäude mit einer Gesamthöhe von jeweils bis zu 17 Metern errichtet werden.
Die hohe Wohndichte stößt Anwohnern seit der ersten Präsentation des von der Planungsgemeinschaft „K9 Architekten, Faktorgruen Landschaftsarchitekten und ModusConsult Verkehrsplaner“ präsentierten Rahmenplans sauer auf und während des bisherigen Bürgerbeteiligungsverfahrens konnten diese Wogen auch kaum geglättet werden. „Nicht überall, wo es mehrgeschossigen Wohnungsbau gibt, entsteht automatisch ein Ghetto“, betonte der zuständige Bürgermeister Michael Obert Ende April bei einer Informationsveranstaltung zum vorläufigen Abschluss eines mehrstufigen Beteiligungsverfahrens (s. Artikel zum Thema).
Kritik seitens der Anwohner
Doch die rund 200 Zuhörer im voll besetzten Festsaal der Karlsburg wollten diesen Beteuerungen keinen Glauben schenken. Und auch sonst fühlen sich zahlreiche Anwohner von den Stadtplanern regelrecht über den Tisch gezogen: Zwar ist der „Obere Säuterich“ bereits seit vielen Jahren als potenzielles Neubaugebiet ausgewiesen, doch ursprünglich war dort die Fortführung einer moderaten Bebauung mit ein- bis zweigeschossigen Häusern für junge Familien angedacht. Erst als die Stadtverwaltung bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans „Wohnen“ im Stadtgebiet nicht genügend Flächen für das prognostizierte Bevölkerungswachstum fand, erfuhren die Planungen für den „Säuterich“ eine neue Dynamik – in Richtung annähernd maximale Baudichte für das Gebiet.
„Nun sollen ausgerechnet im ‚Säuterich‘ die Probleme der Gesamtstadt bei der Suche nach Wohnraum gelöst werden“, lautet auch der Einwand der Anwohner Ehrhard Pfeiffer und Axel Plitt, die sich seit Beginn der Planungen für eine deutlich moderatere Bebauung des Gebiets stark machen und bei eigenen Info-Veranstaltungen vor mehreren Hundert Unterstützern schon alternative Konzepte für das Wohngebiet präsentiert hatten.
Unterstützung von der Politik erhalten die direkten Anwohner bislang aber so gut wie keine. Die Stadtverwaltung verweist gebetsmühlenartig auf den hohen Bedarf an Wohnraum und auch der Ortschaftsrat Durlach duckt sich bislang eher weg. Begründung: Man müsse sich solidarisch mit den Bedürfnissen der Stadtgesellschaft zeigen und dazu gebe es ja auch Befürworter der bisherigen Planungen.
Zu Wort gemeldet haben sich Befürworter aus der Bürgerschaft allerdings noch nicht und so erntete das Stadtplanungsamt bei der Bürgerinfo wieder harsche Kritik wegen des nicht zufriedenstellenden Beteiligungsverfahrens, deutlicher Tenor: „Infos zu Dingen, die wir schon kennen, aber zu Neuem und zu unseren Fragen gibt’s lange Reden, jedoch keine Infos!“
Aber außer Geschosshöhe und Bebauungsdichte gibt’s auch weitere Kritikpunkte. Die Entwässerung des Gebiets mit seinem hohen Grundwasserspiegel ist nach Ansicht vieler Bürger nämlich noch ebenso wenig zufriedenstellend geklärt wie die Verkehrsanbindung. Gerade beim Thema Verkehr machte die Stadtverwaltung ebenfalls eine unglückliche Figur.
Die von den Anwohnern gewünschte Anbindung des Wohngebiets über einen Vollknoten an der Südtangente wies Obert zunächst als „nicht realisierbar“ zurück – weil das Regierungspräsidium Karlsruhe allerdings anderer Meinung war, wird diese Variante nun doch geprüft. Das Ergebnis des Verkehrsgutachtens liegt allerdings erst im November vor.