Stein des Anstoßes ist die mögliche Umnutzung eines ehemaligen Bürogebäudes in der Durlacher Ottostraße. Zuerst sollte es ein Hotel werden, doch mittlerweile stehen Pläne für ein Großbordell im Raum. Die Bauvoranfrage wurde seitens der Verwaltung bereits positiv beantwortet. Allein der passende Käufer fehle noch, Interesse wurde laut Besitzer Kerem Bayrak aber bereits bekundet. Das Planungsrecht sei eindeutig und in diesem Fall der Stadtverwaltung die Hände gebunden, gab OB Mentrup zu verstehen. Auch eine pauschale Ausweisung als Sperrbezirk sei nach dem Gesetz nicht möglich. Eine Lösung wäre der Kauf der Immobilie durch die Stadt selbst, das aber zu überhöhten Preisen und somit wirtschaftlich nicht begründbar. Auch Möglichkeiten durch den Bebauungsplan würden aktuell geprüft, die Chancen seien aber auch hier gering.
Folgende Erklärung wurde seitens der Bürgerinitiative übergeben:
Bürgerinitiative „Durlach gegen Prostitution“ fordert:
Kein Bordell in Durlach – Ausweitung des Sperrbezirks
Als Vertreterinnen und Vertreter der Bürgerinitiative „Durlach gegen Prostitution“, an der sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, Mitglieder mehrerer Parteien, in Kirchen engagierte Menschen, Anwohnerinnen und Anwohner sowie Gewerbetreibende beteiligen, übergeben wir heute fast 2.300 Unterschriften gegen das geplante Großbordell in der Ottostraße. Das sind enorm viele Unterschriften, in lediglich 3 Wochen gesammelt.
Wir fordern eine Ablehnung der entsprechenden Bauvoranfrage. In unmittelbarer Umgebung gibt es dichte Wohnbebauung, viel mehr als zum Zeitpunkt der Erstellung des gültigen Bebauungsplanes für das Gewerbegebiet, weitere Wohnverdichtungen sind in Planung. In nächster Nähe befinden sich zudem Kindergärten, Kirchen und Wohnsiedlungen. Das Bordell würde zusätzlich zum Straßenstrich die milieubedingten Probleme deutlich vergrößern.
Wir erwarten daher von den politisch Verantwortlichen eine Änderung bzw. Weiterentwicklung des Bebauungsplanes, die der in den letzten Jahrzehnten entstandenen Situation des Gebietes Rechnung trägt und Prostitution ausschließt.
Wir fordern außerdem eine Ausweitung des Sperrbezirks für Straßen- und Wohnungsprostitution in Durlach. Schon jetzt hat die Belastung und Belästigung der Bürgerinnen und Bürger durch den Straßenstrich in den naheliegenden Wohngebieten erhebliche Ausmaße erreicht. Die Fahrradroute nach Durlach-Aue und Wolfartsweier von Karlsruhe kommend ist nach 22 Uhr ohne anstößige Belästigungen und Konfrontation mit dem Straßenstrich nicht mehr passierbar. Auch können sich Mitarbeiterinnen der umliegenden Betriebe abends in diesem Gebiet nicht bewegen, ohne belästigt zu werden. Firmen haben deshalb Schwierigkeiten neue Mitarbeiterinnen zu gewinnen. Einzelne kleine Betriebe beschäftigen sich mit dem Gedanken wegzuziehen. Die Fiduciastraße, die Stadteinfahrt nach Durlach, ist nach der Sperrzeit von Prostituierten besetzt.
Wir wollen in Durlach kein Bordell und auch keinen Straßenstrich. Prostitution ist in vielerlei Hinsicht ein riesiges Problem. So entwickelt sich im Bereich „legaler“ Prostitution immer auch ein kriminelles Umfeld mit Menschenhandel, Ausbeutung, Gewalt und Drogen.
Wir wollen nicht, dass Durlachs Außenwirkung als familienfreundlicher und lebenswerter Ort leidet, und wir wollen auch nicht, dass Karlsruhe als Stadt des Rechts, der Informationstechnologie und der Medienkunst einen Ruf als Stadt der Prostitution erhält, mit einem vielfältigen Rotlichtmilieu für die ganze Region, das den Prostitutionstourismus in unserer Stadt fördert.
Mit der Übergabe der Unterschriften an den Oberbürgermeister fordern wir alle Politikerinnen und Politiker in der Stadt dazu auf, in diesem Sinne tätig zu werden!
Bürgerinitiative „Durlach gegen Prostitution“, 28. März 2023