Bei einem Treffen von Anwohnern und Mitarbeitern benachbarter Firmen, welches bereits Anfang April stattfand, wurden die Belastungen thematisiert, die durch die Straßenprostitution tagtäglich entstünden, so die beiden Fraktionen. Hierzu eingeladen hatte die Bürgerinitiative gegen das Großbordell. Ulrike Schulte, SPD-Vorstand Durlach und Aktivistin der Bürgerinitiative, betont: „Es ist uns ein Anliegen, die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner zu ihrer aktuellen Situation zu hören.“ Roland Schwarz, ebenfalls Aktiver der Bürgerinitiative, hatte das Treffen organisiert: „Die Anwohner berichteten bei den Treffen der Bürgerinitiative von ihrer aktuell schon schwierigen Situation durch die Straßenprostitution und ihren Befürchtungen, dass das geplante Großbordell die Situation weiter zuspitzt.“
Anwohnertreffen in Aue
Fast 40 Anwohnerinnen und Anwohner folgten der Einladung. Bei dem Termin wurden die verschiedensten persönlichen Einschränkungen und Belastungen durch die Straßenprostitution geschildert. Stolz hätten sie auch davon berichtet, wie sie 2014 durch gemeinsames Engagement erreicht haben, dass die Straßenprostitution zwischen 6 Uhr morgens und 22 Uhr abends nicht mehr stattfinden dürfe.
Allerdings klagen sie bei dem Treffen: „Das Gebiet der Straßenprostitution hat sich enorm ausgeweitet.“ Neben der Ottostraße würden inzwischen auch die Fiducia-, Ellmendinger-, Ostmark- und Killisfeldstraße dafür genutzt. Seit vielen Jahren versuchten sie, mit dieser Problemlage vor ihren Haustüren zurechtzukommen.
Mehrere Anwohnerinnen berichteten: „Die sexuellen Dienstleistungen werden in der Regel in PKW oder LKW auf Parkplätzen oder Feldwegen in der unmittelbaren Umgebung erbracht.“ Dadurch seien nächtliche Lärmbelästigungen sowie ein hohes Müllaufkommen (z.B. benutzte Kondome) die Regel.
Auf der Straße würden selbst minderjährige Anwohnerinnen von Freiern angesprochen. Anwohnern oder Mitarbeitern der anliegenden Firmen würden auf dem Nachhauseweg von den Prostituierten sexuelle Dienstleistungen angetragen. Mitarbeiterinnen der angrenzenden Firmen werden auf ihren Arbeitswegen zur Straßenbahnhaltestelle angesprochen, als seien sie Prostituierte. Der öffentliche Raum würde deswegen, besonders zu Fuß – soweit es gehe – gemieden (siehe Artikel zum Thema).
Prostitution während der Coronazeit
Während des Prostitutionsverbots in der Coronazeit habe sich der Prostitutionsbetrieb in die Unterkunft der Straßenprostituierten verlagert. Auch während dieser Zeit, seien alle vier bis fünf Wochen die Prostituierten ausgetauscht worden, so die beiden Fraktionen in ihrer Mitteilung. Zahide Yesil, Ortschaftsrätin der Freien Wähler fragt: „Wie kann es sein, dass trotz des Prostitutionsverbots während der Coronazeit, Prostitution in Durlach stattfinden konnte?“ Eine Anwohnerin antwortet: „Wir hatten eine Nummer, wo wir anrufen sollten. Wenn wir angerufen haben, haben sie gesagt, sie kümmern sich darum. Leider haben wir davon nichts gemerkt. Es ging immer so weiter.“
Margot Isele, Ortschaftsrätin der Grünen, betont das Ziel des Antrags: „Wir unterstützen Anwohnerinnen und Anwohner und anliegende Firmen in ihrem berechtigten Wunsch auf soziale Teilhabe und unbehelligten Aufenthalt in ihrem unmittelbaren öffentlichen Nachbarschaftsraum.“
Die beiden Fraktionen beantragen zu diesen Entwicklungen eine Berichterstattung der AG Rotlicht, des Ordnungsamts und des Polizeireviers Durlach. Insbesondere ist von Interesse, was im Einzelnen unternommen wird, um die zuvor erwähnten Problematiken einzudämmen.