„Wir freuen uns auf unsere Schüler“

Oberstudiendirektor Hannes Ludwig, Schulleiter der Heinrich-Hübsch-Schule. Foto: cg

Oberstudiendirektor Hannes Ludwig, Schulleiter der Heinrich-Hübsch-Schule. Foto: cg

Ob Grundschule, Gymnasium oder Berufsschule: Der Schulbetrieb in Baden-Württemberg startet wieder am Montag, 4. Mai 2020, allerdings zunächst schrittweise und stark eingeschränkt.

Auf welche Veränderungen sich Schüler dabei einstellen müssen, fragte Medienpartner „Wochenblatt Karlsruhe“ nach bei Oberstudiendirektor Hannes Ludwig, dem Schulleiter der Heinrich-Hübsch-Schule in Karlsruhe, bei der die duale Berufsausbildung im Handwerk im Fokus steht ob für Bau, Dach, Farbe, Holz oder Metall. Immerhin gehen hier rund 1.800 Schüler in etwa 100 Klassen.

Wie muss man sich das vorstellen: Abstand in den Klassen und Mundschutz?

Hannes Ludwig: Das Kultusministerium hat keinen Mundschutz in den Schulen angeordnet. Damit ist man bei der Verwaltung aus dem Schneider, aber die Verantwortung haben dadurch die Schulleiter. Wir werden deshalb in der Schule einen Mund-Nasen-Schutz anordnen, wie es die Landesregierung auch im Supermarkt vorschreibt. Allerdings müssen Schüler und Lehrer diesen selbst besorgen. Diese Maskenpflicht gilt im Schulgebäude, da wir nicht generell die Abstandsregel garantieren können. Im Unterricht selbst müssen aber keine Masken getragen werden. Wir freuen uns auf unsere Schüler und wollen uns endlich wieder gemeinsam anlachen. Ein Unterricht ohne gelegentliches freches Grinsen von Schülern ist kaum vorstellbar – und das wollen wir dann auch sehen.

Kommen alle Schüler und Lehrer zum „Wieder-Schul-Start“?

Ludwig: Nein, es kommen zunächst nur die Abschlussklassen, die jetzt zu den Prüfungen anstehen. Dies sind bei uns die Berufsschüler im 3. Lehrjahr, die Technikerschüler im 4. Semester sowie die Maler- und Schreinermeister. Außerdem bekommen die Berufsfachschüler Praxisunterricht in den Werkstätten. Auch bei den Lehrkräften werden nicht alle im Unterricht verfügbar sein, da hier momentan die Risikogruppen nicht in der Schule präsent sein dürfen. Dadurch haben wir rund 20 % weniger Lehrkräfte, die im Unterricht eingesetzt werden können. Auch bei den Schülern werden vermutlich manche nicht kommen, da auch bei ihnen mit Risikogruppen oder Quarantänefällen gerechnet werden muss. Dazu haben wir aber noch keine Rückmeldungen erhalten. [...]

Berufsfachschulen, Sonderberufsschule, Berufsschule Abschlussklassen, Meisterschule ... Klappt das bei der Vielzahl der Fächer überhaupt mit einem Stundenplan?

Ludwig: Wie gerne wäre ich Hellseher (lacht). Im Moment ist das unser Hauptgeschäft und größte Herausforderung, einen vernünftigen Stundenplan zu basteln. Wir können natürlich nicht mit dem Plan der Vor-Corona-Zeit arbeiten. Wie bereits dargestellt, haben wir nicht nur viel weniger Lehrkräfte im Einsatz. Wegen der Abstandsregeln können wir vermutlich je nach Klassenzimmer nur 10 bis 12 Schüler pro Raum beschulen. Dadurch müssen Klassen in 2 bis 3 Gruppen aufgeteilt werden. So müssten wir also sogar mehr Lehrkräfte in den relevanten Fächern haben, um den vollen Unterricht anbieten zu können. Allerdings wird der Unterricht auf die prüfungsrelevanten Fächer reduziert. Wir machen ausschließlich Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen. Dadurch entfallen einige Fächer und es sind weniger Stunden, die wir anbieten. Das schafft die kuriose Situation, dass wir auf der einen Seite in den Prüfungsfächern mehr Lehrkräfte benötigen, gleichzeitig aber andere Lehrkräfte ihren Unterricht nicht halten können, weil er nicht prüfungsrelevant ist. Um es an einem vereinfachten Beispiel zu erläutern: Die Religions- oder Deutschlehrkraft kann nicht einfach spontan Prüfungsstoff in technischen Fächern unterrichten.

Aber wieder zur Ausgangsfrage, ob es klappt mit dem Stundenplan: Wir wissen es heute noch nicht. Aber wir werden alles daran setzen, dass es klappt.

Was werden wohl die größten Schwierigkeiten im Schulbetrieb nach der Pause sein?

Ludwig: Am schwierigsten wird es mit den Abstandsregeln werden. Schule lebt von persönlicher Nähe, Empathie, Spaß, Lachen, Spontanität. Dass jetzt dieser Abstand die Normalität ist, das können wir uns noch schwer vorstellen. Auch die Schüler freuen sich darauf, einander endlich wieder zu sehen, dürfen sich aber natürlich nicht umarmen, nicht einmal die Hand geben. Das wird schwer! Unklar ist bei uns auch noch, wie wir die Hygiene geregelt bekommen. Wir haben bisher keine Desinfektionsmittel erhalten. Wir arbeiten an einem Hygieneplan, der unter anderem die praktischen Arbeiten in den Werkstätten bedenken muss. Wir haben nicht in allen Klassenzimmern Waschbecken. Das sind nur ein paar Punkte, die uns noch tiefe Sorgenfalten auf die Stirn treiben.

Bis zu den Sommerferien ... bekommt man da den Stoff vermittelt?

Ludwig: Diese Frage ist eigentlich schon lustig (schmunzelt). So weit können wir gar nicht planen. Jetzt müssen wir zunächst den Zeitraum bis zu den Prüfungen schaffen. Dann entscheidet sich, welche weiteren Klassen in die Schule kommen dürfen. Ob wir den Stoff schaffen, ist für uns gerade nicht wichtig. Entscheidend ist, überhaupt wieder möglichst viele Schüler in der Schule zu haben. Wie auch immer das möglich und erlaubt sein wird.

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