Keine vorschnellen Hilfsaktionen bei Jungtieren starten

Ein junges Buntspecht-Männchen im Jugendkleid. Foto: cg

Ein junger Buntspecht im Jugendkleid. Foto: cg

Die wärmer werdenden Tage animieren nicht nur Menschen zu Ausflügen und Unternehmungen in der Natur, sondern auch den jungen Nachwuchs wild lebender Tierarten.

Wenn junge Eichhörnchen, Wildschweine, Singvögel oder andere Wildtierarten erste Erkundungen außerhalb ihres geschützten Nestes oder des unmittelbaren Einflussbereiches der Elterntiere vornehmen, birgt dies erhebliche Gefahren, sodass bis zu 80 Prozent der jeweiligen Generation Beutegreifern zum Opfer fallen können. „Der Bestand der Art ist dadurch aber nicht gefährdet, auch nicht bei den Arten, die als sogenannte Kulturfolger in unseren Städten leben und sich durch eine hohe Anpassungsfähigkeit auszeichnen“, beruhigt Dr. Alexandra Börner, Amtstierärztin beim Ordnungs- und Bürgeramt der Stadt Karlsruhe.

Trifft man auf ein scheinbar in Not geratenes oder verlassenes Jungtier, ist die spontane Reaktion, dem Tier helfen zu wollen, verständlich. „Diese Handlung sollte aber gut überlegt sein“, gibt Dr. Börner zu Bedenken, dass „die Elterntiere oft in unmittelbarer Nähe sind, um sich um ihren Nachwuchs zu kümmern“. Hilfe sei in den meisten Fällen nicht erforderlich, auch wenn die Tiere erkennbare kleinere Verletzungen haben. Zu schnelles Eingreifen verringere vielmehr die Chance, dass das Jungtier von seinen Eltern wieder gefunden wird, oder es den Anschluss an seine Gruppe wieder findet. Der Kontakt mit dem Menschen bedeute für jedes Wildtier vielmehr zusätzlichen Stress, der den Leidensdruck bei den Tieren verstärken könne.

Helfen sollten deshalb nur Personen, die viel Erfahrung in der Aufzucht junger Wildtiere haben, oder die genau wissen, an wen sie das Tier abgeben können. Denn insbesondere noch nicht vollkommen selbstständige Jungtiere benötigen eine intensive Betreuung rund um die Uhr. Kann eine solche Versorgung nicht gewährleistet werden, führt dies oft zum Tod der Tiere. Auch kann eine Wiedereingliederung in die Natur problematisch sein, da wichtige, für das Überleben notwendige Verhaltensweisen nicht ausreichend ausgebildet werden konnten, wenn die Tiere zu lange in menschlicher Obhut waren.

Nur wenn das Tier in seiner Mobilität und Vitalität stark eingeschränkt ist, weil es zum Beispiel einen Knochen gebrochen oder augenscheinlich schwere innere oder äußere Verletzungen erlitten hat, ist professionelle Hilfe sinnvoll. Dann sollte das Tier zu einem praktizierenden Tierarzt gebracht oder die bundesweit tätige Tierrettung UNA (s. Links) für die Erstversorgung beauftragt werden. Informationen und Beratung im Umgang mit Wildtieren gibt auch das Ordnungs- und Bürgeramt, Abteilung Lebensmittelüberwachung und Veterinärwesen (Telefon 0721 / 133-7101) sowie das Umweltamt (Telefon 0721 / 133-3101) der Stadt Karlsruhe.

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