Das Statistische Jahrbuch 2010 der Stadt Karlsruhe enthält eine Fülle detailliert aufbereiteter Daten für das vergangene Jahr. Gleichzeitig bietet das Amt für Stadtentwicklung in seinem soeben vorgelegten Werk Vergleichsdaten für zurückliegende Zeiträume und Ereignisse. Von Kennziffern für Großstädte über Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung sowie Daten zum täglichen Leben bis hin zu wichtigen Finanzdaten, Wahlergebnissen oder regionalen Strukturdaten erstreckt sich die Bandbreite der Nachweise in Form von Tabellen, Grafiken und Karten.
Stichwort Bevölkerungsentwicklung: Wie bereits im Vorjahr hat die Karlsruher Bevölkerung im Jahr 2009 vor allem durch die Zuwanderung von Personen im Alter zwischen 18 und 44 Jahren profitiert. Insgesamt zogen 23.276 Menschen zu, was angesichts von 21.978 Wegzügen zu einem Wanderungsplus von 1.298 Personen geführt hat. Weil es weniger Geburten als Sterbefälle gab (der sogenannte Sterbeüberschuss beträgt 289 Personen), stieg die Einwohnerzahl der Stadt damit insgesamt um 1.009 auf 280.327 Personen mit Hauptwohnung an. Zusammen mit den 21.613 Personen, die eine Nebenwohnung angemeldet haben, lebten laut Statistischem Jahrbuch Ende 2009 etwa 302 000 Menschen in der Fächerstadt.
Schon zum vierten Mal in Folge ist die Zahl der mit Nebenwohnung Gemeldeten zurückgegangen. Hierbei handelt es sich vorwiegend um junge Erwachsene, die zum Studium oder zur Ausbildung nach Karlsruhe kommen. Da bei den kommunalen Finanzzuweisungen nur Einwohnerinnen und Einwohner mit Hauptwohnung im Stadtgebiet berücksichtigt werden, startete die Stadt Karlsruhe im Herbst 2007 mit der Studenten-Erstwohnsitzkampagne, um die immer größer werdende Zahl der sogenannten Nebenwohnsitzler zu einem Hauptwohnsitz zu motivieren. Die mittlerweile seit vier Jahren laufende Kampagne zeigt Wirkung, das belegen auch die Zahlen im neuen Statistischen Jahrbuch: Immer mehr Zuziehende melden sich gleich mit Hauptwohnung an, gleichzeitig ist die Zahl der Personen mit Nebenwohnung im Stadtgebiet rückläufig. War vor 2007 noch jeder Vierte in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit Nebenwohnung gemeldet, so ist es heute nur noch rund jeder Siebte.
Obwohl viele junge Leute nach Karlsruhe ziehen, schreitet die Überalterung der Bevölkerung langsam voran. Die Zahl der unter 18-Jährigen fiel leicht auf jetzt 42.246 (was einem Minus von 0,9 Prozent oder 397 Personen entspricht) während sich die Zahl der Senioren (65 Jahre und älter) um 251 Personen auf 55.150 erhöhte (plus 0,5 Prozent). Ende 2009 lag der Seniorenanteil an der hiesigen Bevölkerung bei 19,7 Prozent. Erfreulich ist, dass die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre) um 1.033 Personen oder 5,5 Prozent anstieg.
Am 1. Oktober 2009 wurde das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) als Zusammenschluss des Forschungszentrums Karlsruhe und der Universität Karlsruhe gegründet. Mit diesem Schritt hat Karlsruhe als Ausbildungs- und Studienort weiter an Attraktivität gewonnen. Mit 19.720 immatrikulierten Studentinnen und Studenten besuchten im Wintersemester 2009/2010 etwa 60 Prozent aller in Karlsruhe Studierenden das KIT - Tendenz weiter steigend. Die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft – sowie die Berufsakademie, die in die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) umgewandelt wurde und dadurch Hochschulstatus erlangte, verzeichnen ebenfalls seit Jahren steigende Studentenzahlen. Aus der Beliebtheit Karlsruhes als Studien- und Ausbildungsort resultiert auch die von Jahr zu Jahr steigende Zahl der Einpersonenhaushalte in der Bevölkerung und eine entsprechend steigende Wohnraumnachfrage. Ende 2009 registrierten die Statistiker rund 85.300 Singlehaushalte in der Fächerstadt. Bezogen auf alle 165.050 Haushalte lebte somit mehr als jeder zweite Karlsruher allein (51,7 Prozent).
Während die Singlehaushalte weiter zunehmen, sinkt in der Fächerstadt die Zahl der Haushalte mit Kindern. Derzeit leben nur noch in jedem vierten Karlsruher Haushalt Kinder im Alter unter 18 Jahren. Mit dazu beigetragen hat die vergleichsweise niedrige Geburtenzahl im Jahr 2009 (2.488 Lebendgeborenen). Eine leichte Verzerrung entsteht auch dadurch, dass Volljährige, die noch zuhause leben, nicht mehr als Kinder eingestuft werden. Die Zahl der Alleinerziehenden, von denen es im letzten Jahr 7.245 in Karlsruhe gab, ist um 135 Haushalte gesunken. Zum Jahresende 2009 wohnte in jedem fünften Karlsruher Haushalt mit Kindern ein Elternteil mit einem oder mehreren Kindern allein - nichteheliche Lebensgemeinschaften sind hierbei nicht mitgerechnet. Doch die Zahlen im Statistischen Jahrbuch belegen auch, dass alleinerziehende Haushalte in besonderem Maße armutsgefährdet sind. Ende 2009 bezogen über 30 Prozent der Alleinerziehenden SGB II-Leistungen. Auch wenn deren Zahl gegenüber 2008 um 91 Fälle zurückgegangen ist, sind immer noch 2.209 Alleinerziehende auf SGB II-Leistungen angewiesen. Insgesamt lag die Zahl der Bedarfsgemeinschaften 2009 bei 11.425, die Zahl der Personen, die SGB II-Leistungen erhielten, bei 20.235. Darunter sind 14.924 nicht in den Arbeitsmarkt integrierte erwerbsfähige Hilfebedürftige. Die finanzielle Belastung für die Stadt durch Sozialleistungen ist 2009 erneut gestiegen und lag mit 135,6 Millionen Euro um 2,9 Millionen Euro über der Nettobelastung für 2008.
Wieder leicht angezogen haben die Wanderungsverluste gegenüber den im Umland Karlsruhes gelegenen Städten und Gemeinden. Noch immer ziehen mehr Familien mit Kindern weg als zu, doch sprechen die Zahlen dafür, dass durch die verstärkte Bautätigkeit die Fächerstadt als Wohnstandort wieder an Attraktivität gewinnen könnte. So wird beispielsweise im neuen Quartier in der östlichen Südstadt weiterhin kräftig gebaut, und auch in Oberreut, Durlach und in Neureut wird das örtliche Wohnungsangebot stark erweitert. Die großen Neubaugebiete in Karlsruhe sind noch nicht vollständig bebaut oder wie in Knielingen erst in der Anfangsphase.
An Attraktivität zugelegt hat Karlsruhe als Arbeitsort für Beschäftigte im Dienstleistungsbereich. Vier von fünf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten im Dienstleistungssektor. Gegenüber 2008 waren deutliche Zunahmen bei den Beschäftigungsverhältnissen trotz der Wirtschaftskrise vor allem bei Dienstleistern in Sachen Finanzen und Versicherungen (plus 10,1 Prozent), im Bereich Information und Kommunikation (plus 7,4 Prozent), im Sozialwesen (plus 7,5 Prozent) sowie in den Bereichen Erziehung und Unterricht (plus 7,6 Prozent) und der Erbringung von sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen (plus 45,3 Prozent) zu verzeichnen. In einigen Branchen dürfte es sich in vielen Fällen um Teilzeitjobs handeln. Gerade im Dienstleistungsbereich weit verbreitet sind die Minijobs, deren Zahl im vergangenen Jahr um 1.650 und damit deutlich stärker gestiegen ist als die Zahl der regulären sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in Voll- und Teilzeit.
Die im Statistischen Jahrbuch enthaltenen Statistiken zur Stadt- und Regionalentwicklung ergänzt das Amt für Stadtentwicklung ständig mit aktuellen, im Jahresverlauf verfügbaren Daten im Internet unter der Homepage der Stadt Karlsruhe (s. Links). Die ausführliche Jahresdokumentation auf Papier erhalten Interessierte gegen eine Schutzgebühr von zehn Euro direkt beim Amt für Stadtentwicklung, 76133 Karlsruhe, Zähringerstraße 61, Telefonnummer 0721 / 133-1230 (Fax: 0721 / 133-1239, E-Mail: statistik(at)karlsruhe.de).