Annette Borchardt-Wenzel, Redaktionsleiterin von „Der Sonntag“, beleuchtet anhand von Frauenschicksalen aus dem badischen Raum, dass ein gesellschaftliches und bisweilen sogar politisches Engagement von Frauen vor allem dann auf Akzeptanz stieß, wenn es religiös motiviert war.
Der Eintritt ist frei, Spenden willkommen.
Hintergrund
Der Vortrag setzt im Mittelalter ein. Thematisiert werden unter anderem die breite Frömmigkeitsbewegung des 12. Jahrhunderts und der daraus resultierende, vor allem Frauen betreffende religiöse Notstand. Dieser führte nicht nur zur einer Welle von Klostergründungen im 13. Jahrhundert, sondern auch zu neuen, von der Amtskirche misstrauisch beobachteten Phänomenen: Sogenannte Beginen versuchten, in erstaunlicher Unabhängigkeit ihr religiöses Leben selbst organisieren. Dabei entwickelten die frommen Frauen ein ausgeprägtes karitativ-soziales Engagement. Zur Sprache kommen zudem starke Persönlichkeiten aus der Zeit der Reformation sowie Frauen, die um 1700 aus konfessionellen Gründen öffentliche Aufmerksamkeit erregten. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das bürgerliche 19. Jahrhundert, das Frauen über die drei „K“ - „Kinder, Küche, Kirche“ – zu definieren suchte. Aus der Zeit des Nationalsozialismus werden Frauen vorgestellt, die aus religiösen Gründen ihr Leben riskierten. Nach 1945 waren viele Frauen dann nicht mehr bereit, in der zweiten Reihe zu verharren und in der Kirche zu schweigen. Ihr Einfluss auf verschiedenen Ebenen wuchs. Gleichzeitig büßten die großen Kirchen allerdings deutlich an ihrer gesellschaftsprägenden Kraft ein.