Fachkräftemangel: Aktuelle Lage in den Karlsruher Kindertagesstätten

Für gesamtgesellschaftliche Aufgabe an einem Strang ziehen. Symbolfoto: cg

Für gesamtgesellschaftliche Aufgabe an einem Strang ziehen. Symbolfoto: cg

In einer gemeinsamen Pressemeldung informieren alle Karlsruher Kita-Träger über die aktuelle Situation der Kinderbetreuung und rufen dazu auf, bei dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe an einem Strang zu ziehen.

Die positive Entwicklung der weiterhin hohen Geburtenzahlen gepaart mit einem hohen Zuzug und dem gesetzlich normierten Ziel „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ für Eltern und Erziehungsberechtigte lasse den Bedarf nach mehr Betreuungsplätzen und längeren Betreuungszeiten auch für jüngere Kinder stetig ansteigen, so die Träger. Damit gehe ein zunehmender Fachkräftebedarf in der frühkindlichen Bildung einher, der weitreichende Folgen für Kinder, Eltern, Fachkräfte, Träger, Gesellschaft und Wirtschaft habe. Aus dieser Herausforderung resultiert die gemeinsame Pressemeldung aller Karlsruher Kita-Träger:

Kinder brauchen Kinder. Sie haben ein Recht auf das Spiel mit anderen Kindern. Ebenso haben sie ein Recht auf Bildung und Gemeinschaft. Denn all dies brauchen sie für ihre gesunde Entwicklung. Das hat uns die Corona-Krise allzu deutlich aufgezeigt. Eltern brauchen auch andere Eltern. Die Träger und Elternbeiräte unterstützen Familien bei der Vernetzung, vor allem im Falle einer reduzierten Betreuung, denn gemeinsam können Familien die reduzierte Betreuung besser bewältigen. Kitas ermöglichen das Kennenlernen der Familien untereinander und bieten Kontakte zu Familienzentren und Spielkreisen. Sie leisten damit auch einen Beitrag gegen frühkindliche gesellschaftliche Segregation.

Bundesweites Problem, Nachwuchskräfte zu gewinnen

Zwischenzeitlich laufen der steigende Bedarf an Kindertagesbetreuung und die tatsächlich verfügbare Zahl an Fachkräften deutlich auseinander. Damit reiht sich Karlsruhe in ein bundesweites Problem ein, welches dazu führt, dass trotz intensiver Bemühungen Nachwuchskräfte nicht in ausreichender Anzahl für die Arbeit in Kinderbetreuungseinrichtungen gewonnen werden können. Diese bundesweite Entwicklung des Fachpersonalmangels in der Kindertagesbetreuung wurde durch die Corona-Krise nochmals deutlich verschärft und eine Erholung ist kurzfristig nicht absehbar. In Karlsruhe ist der Fachkräftemangel unter anderem durch eine gezielte Ausbildungsförderung später – jetzt allerdings mit aller Wucht – angekommen. Wir sind in einer schwierigen Situation. Den gesetzlichen Auftrag zu Bildung, Erziehung und Betreuung sowie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben alle Akteure im Blick und tun ihr Möglichstes, diesen Auftrag zu erfüllen. Allein durch die Kitas ist dieses Ziel jedoch nicht mehr zu erreichen. Diese gesamtgesellschaftliche Problemlage ist nur gesamtgesellschaftlich zu lösen. Alle Beteiligten – Eltern, Träger, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in Land und Bund – sind aufgerufen, nach tragfähigen Lösungen zu suchen und akzeptable Entscheidungen zu treffen. Zur Unterstützung der Familien, der Kita-Fachkräfte und der Träger müssen alle Systeme zusammenarbeiten.

Maßnahmen gegen Fachkräftemangel

Die Stadt Karlsruhe hat den bundesweit zunehmenden Fachkräftemangel seit vielen Jahren im Blick. Mit verschiedenen Maßnahmen wurden hier frühzeitig bessere Rahmenbedingungen geschaffen, um der sich abzeichnenden bundesweiten Entwicklung zu begegnen bzw. vorzubeugen. Der erfolgreichste und nachhaltigste Baustein ist die Ausbildungsförderung. Neben der klassischen Erzieher/innen-Ausbildung wird die praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher (PiA) – welche sich inzwischen zu einem Erfolgskonzept über Baden-Württemberg hinaus entwickelt hat – gefördert. Die Stadt Karlsruhe war maßgeblich bei der Entwicklung dieses Ausbildungsganges beteiligt und unterstützt diese Ausbildungsform seit dem Ausbildungsjahrgang 2012/2013 und nach wie vor intensiv. Derzeit stehen etwa rund 200 PiA Ausbildungsplätze in Karlsruhe jedes Jahr zur Verfügung. Im gleichen Maße werden die Ausbildung zum/zur Jugend- und Heimerzieher/in und DH-Studierende gefördert. Stetig wurden und werden die Ausbildungskapazitäten und -möglichkeiten bedarfsgerecht ausgeweitet. Der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe hat darüber hinaus vielfältige Maßnahmen beschlossen und damit trotz angespannter Haushaltslage die Voraussetzungen für eine gute Personalausstattung in den Kitas geschaffen. Hierzu gehören unter anderem die Förderung eines höheren Fachpersonalschlüssels oder auch die Finanzierung von Zusatzkräften, die bei Personalengpässen eingestellt werden können. Alle Träger arbeiten auf Hochtouren, um freigewordene Stellen rasch neu zu besetzen und Konzepte für eine längere Verweildauer im Beruf zu erarbeiten. Der Gesamtelternbeirat unterstützt die handlungsleitenden Schritte. Viele freie Träger und die Stadt Karlsruhe haben bereits in den letzten Jahren durch regionale und lokale Imagekampagnen Anstrengungen unternommen, um für das Berufsfeld der frühen Kindheit zu werben. Einen großartigen Schulterschluss beweisen die Karlsruher Träger mit der gemeinsamen Vereinbarung, aktive Abwerbung zu unterlassen. Damit stellen die Träger ihre eigenen Interessen hinter diejenigen der Kinder und der Familien, denn der Anspruch des Kindes auf bedarfsgerechte Bildung und Förderung steht an erster Stelle, unabhängig davon, bei welchem Träger das Kind betreut wird. Zur Deckung des Bedarfs an Fachkräften können die Träger allerdings alle nur aus einem gemeinsamen, begrenzten Pool von Fachkräften schöpfen.

Betreuung hat Priorität

Priorität hat die Betreuung möglichst aller Kinder. Für die Träger folgt daraus die schwierige Entscheidung zugunsten der Betreuung möglichst vieler Kinder, wenngleich auch oft mit gekürzten Betreuungszeiten oder einem umfassenden Angebot für wenige, ausgewählte Kinder oder einer Umstellung von einem Ganztagsbetreuungsangebot in ein Betreuungsangebot im Umfang von Verlängerten Öffnungszeiten. Um der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, wollen die Karlsruher Träger Kürzungen der Betreuungszeiten weitestgehend vermeiden. Wo sie temporär nötig sind, sollen sie folglich kein dauerhaftes Mittel sein. Vielmehr sollen sie regelmäßig in ihrer Verhältnismäßigkeit überprüft werden.

Maßnahmen zeigten keine Wirkung

Da alle bisher ergriffenen Maßnahmen keine Wirkung zeigten und der gesetzlich vorgegebene Mindestpersonalschlüssel immer wieder unterschritten wird, mussten und müssen Betreuungszeiten verstärkt eingeschränkt werden. Betroffen sind im Stadtgebiet alle Kinder, Eltern und pädagogischen Fachkräfte der 206 Kitas aller 48 Träger in Karlsruhe in unterschiedlicher Ausprägung. In der Konsequenz müssen Einrichtungen – häufig auch sehr kurzfristig – geschlossen oder Betreuungszeiten eingeschränkt werden. Nicht selten können nur Notgruppen angeboten werden. Daraus folgt, dass ein verlässliches Ganztagsangebot nicht zuverlässig gewährleistet werden kann und Kita-Fachkräfte ihre komplette Arbeitszeit am Kind verbringen, ohne Zeitreserven für Vor- und Nachbereitungszeiten. Kitagebühren können nicht erlassen werden, da die Fachkräfte auch in Krankheitszeiten weiterbezahlt werden und der Betrieb weiterhin finanziert werden muss. Zugleich decken die Kitagebühren nicht die gesamten Kosten für den Betrieb, und finanzielle Reserven sind bei vielen Trägern ausgereizt. Für Eltern, Kinder, Kita-Fachkräfte und nicht zuletzt Arbeitgeber stellt diese Situation zunehmend ein großes Problem dar.

Für gesamtgesellschaftliche Aufgabe an einem Strang zu ziehen

Der rechtlich normierte Auftrag der „Bildung, Erziehung und Betreuung“ und der „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ kann nicht alleine durch die Kitas erfüllt werden. Dieser ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Es sind alle Beteiligten – Kitas, Träger, Eltern, Kommunen, Arbeitgeber, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik auch auf Landes- und Bundesebene – gleichermaßen aufgerufen, an einem Strang zu ziehen und schnelle, jedoch auch tragfähige sowie nachhaltige Lösungen zu finden. Auch die Stadt Karlsruhe wird weiterhin Anstrengungen unternehmen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung zu ermöglichen. Denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiger Faktor für eine zukunftsfähige Gesellschaft.

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