Der kurpfälzische Historiker Christian Burkhart, M.A., Dossenheim wird in seinem Vortrag die Geschichte der Pfinzgaugrafen und ihre Verbindung zum Kloster Lorsch darstellen und dabei auf die unterschiedlichen Quellen aus dieser Zeit eingehen. Der Eintritt ist frei.
Hintergrund
Vor über 900 Jahren, am 3. März 1110, verstarb Graf Berthold, der mutmaßliche Erbauer der Burg Hohenberg auf dem heute so genannten „Turmberg“ in Durlach. Der Pfinzgau-Graf war zugleich der Gründer der Benediktinerabtei Gottesaue an der Stelle der heutigen Hochschule für Musik Karlsruhe. In den Gottesauer Quellen erscheint er als frommer Klosterstifter, der schließlich selbst als Mönch in das 1094 von ihm gestiftete Kloster eintrat und nach seinem Tod auch dort bestattet wurde. In der Chronik der benediktinischen Reichsabtei Lorsch (Kreis Bergstraße), deren Klostervogt er war, wird er dagegen als Klösterräuber, Pestgeißel und Tyrann gescholten.
Der Kurpfälzer Historiker Christian Burkhart, der vergangenes Jahr im Museumszentrum der UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch ein Symposium rund um die Lorscher Klostervögte des 12. Jahrhunderts organisierte, wird über Berthold den Älteren und seinen gleichnamigen Sohn berichten. Dieser, Graf Berthold der Jüngere, nannte sich nach seinem Burgsitz Lindenfels im Odenwald und folgte seinem Vater im Vogtamt nach. Um 1128/1130 führte der Stauferanhänger Krieg gegen den Speyerer Bischof Siegfried von Wolfsölden (+ 1146), einen Gefolgsmann König Lothars von Süpplingenburg (+ 1137) und Verwandten des mächtigen Pfalzgrafen Gottfried von Calw (+ 1131). Durch die bislang von der Forschung kaum beachtete Fehde entstand nicht nur der alten Reichsabtei an der Weschnitz großer Schaden, sondern veränderte sich auch die politische Landkarte der Rhein-Neckar-Region.
Um 1160 brachte schließlich die Ehe mit Irmgard von Henneberg, einer Enkeltochter Bertholds des Älteren, dem Barbarossa-Halbbruder Konrad von Staufen (+ 1195) die Lorscher Klostervogtei ein. Zusammen mit der Wormser Hochstiftsvogtei und der Schirmherrschaft über die Zisterzienserabtei Schönau im Steinachtal eröffnete sie dem staufischen Pfalzgrafen bei Rhein am nördlichen Oberrhein und unteren Neckar die Möglichkeit zum Aufbau einer eigenen Landesherrschaft. Aus ihr ging die spätere Kurpfalz hervor, die bis 1803 Bestand hatte, als ihre rechtsrheinischen Gebiete mit dem Reichsdeputationshauptschluss überwiegend an Baden fielen.