Er war eine Überraschung beim diesjährigen „Insektensommer“ des NABU. Der farbenfrohe Distelfalter wurde bei der bundesweiten Zählaktion im Juni dreimal häufiger gesichtet als 2018. Schwankungen im Vorkommen dieses Schmetterlings sind aber nicht ungewöhnlich.
„Der Distelfalter ist einer der wenigen fast über den ganzen Erdball verbreiteten Schmetterlinge. Unsere mitteleuropäischen Winter mag er allerdings nicht, denn er verträgt keinen Frost. Jedes Frühjahr wandern die Distelfalter deshalb neu aus dem Süden ein, mal sind es mehr, mal weniger“, sagt Dr. Peter Müller, Schmetterlingsexperte des NABU Karlsruhe und Biodiversitätsbotschafter. Die Falter sind in Nord-Afrika, auf den Kanaren, Madeira und in wärmeren Mittelmeergebieten dauerhaft ansässig, ihre Wanderung beginnen die meisten in Nord-Afrika. Sie erreichen dann in mehreren Wellen bald Mitteleuropa, aber auch Skandinavien und das Baltikum. Das Besondere in diesem Jahr: Zahlreiche Distelfalter kamen aus dem Nahen Osten von der arabischen Halbinsel über Israel und dann weiter über den Balkan zu uns. Die ersten Schmetterlinge trafen folglich auch bei uns im Osten ein. Mittlerweile sind sie in vielen Regionen zu beobachten, so auch in Karlsruhe.
Während des Zuges lassen sich in einer Stunde Dutzende oder auch mal über hundert Falter beobachten – ein faszinierendes Naturschauspiel. Bald legen die Tiere ihre Eier ab, die nächste Generation schlüpft in den kommenden Wochen und wandert dann weiter bis zum Spätsommer. Schließlich ziehen diese Falter dann wieder nach Süden in ihre Ursprungsgebiete, um dort ihrerseits für Nachkommen zu sorgen. Naturfreundinnen und -freunde haben also noch einige Wochen Gelegenheit, Distelfalter zu beobachten. Der NABU und sein Partner naturgucker.de wollen dies nutzen, um mehr Informationen über die Falter zu gewinnen. Online (s. Links) können Sichtungen gemeldet werden. „Diese Daten helfen uns dabei, herauszufinden, wie umfangreich der Zuflug ist und wo die Distelfalter überall vorkommen. Jede Sichtung ist von Interesse, dabei sind besonders der Ort und die Anzahl der Tiere relevant“, erläutert der NABU-Experte.
Damit sich Distelfalter und andere Insekten in Karlsruhe dauerhaft wohlfühlen, kann jede und jeder etwas tun. „Dazu gehört ein nicht zu intensiv gepflegter Garten – gerne auch mit ‚wilden Ecken‘ –, das Gärtnern ohne Gift und der Verzicht auf Pflanzensorten mit gefüllten Blüten, da diese wenig bis gar keinen Nektar zur Verfügung stellen“, erklärt Müller vom NABU Karlsruhe. Distelfalter besuchen gerne blütenreiche Flächen, im Sommer stehen auch der Schmetterlingsflieder, Zinnien, Lavendel und bestimmte Dahlienarten hoch im Kurs. Die Raupen sind ebenfalls nahezu Allesfresser. Neben den namensgebenden Disteln knabbern sie auch an Brennnesseln, Flockenblumen, Malven und Beifuß.