Wie sah die ursprünglich von Weinbrenner angedachte Fassadengestaltung des Gebäudes an der Ecke von Marstallstraße und Badener Straße wohl aus? Um dies herauszufinden, fanden umfangreiche Beprobungen der tieferen Putzschichten im Rahmen der bereits erfolgten Dachsanierung statt. Unterstützt wurden Thomas Dueck und Heike Ebert vom Stadtamt Durlach (Abteilung Hochbau und Gebäudewirtschaft) dabei von Restaurator Wilfried Maag und der Weinbrenner-Gesellschaft.
Da Weinbrennerische Putze nicht gefunden werden konnten, liegen für die Zeit bis ins späte 19. Jahrhundert keine Belege vor – 1895 fand die erste umfangreiche Grundsanierung des Brunnenhauses statt. Angenommen wird eine werksteinsichtige Gestaltung mit einem lasierenden Kasein-Anstrich, so dass Unregelmäßigkeiten in der Farbigkeit des Natursandsteins ausgeglichen wurden. Dies würde dem Gedanken von Weinbrenner am nächsten kommen, so Maag. Weinbrenner bevorzugte eine monolithische Wirkung, hinzu kommt beim Durlacher Brunnenhaus noch die „Purifizierung“, so Maag: Heute würde man es als „Low-Budget-Projekt“ bezeichnen – 4 x 2 Säulen plus Dach. Um der Bau- und Verwitterungsgeschichte Rechnung zu tragen, würden die Flächenfarben deutlich heruntergezogen werden, so der Restaurator mit Blick auf die bestehende Patina. Die ursprünglichen Holztüren wurden 1940 mit Luftschutztüren aus Metall ersetzt, in diese Zeit fällt auch die erstmalige Rotfassung des Gebäudes inklusive Rauhputz.
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Mit diesem Wissen sollen bei der jetzigen Fassadensanierung die zwischen den tragenden Elementen befindlichen Wandflächen nicht deckend überstrichen, sondern auf einer hellen Grundierung zwei verschiedene Farblasuren mit Bürsten aufgetragen werden. „Die zwei unterschiedlichen, übereinander sichtbaren Farbtöne stellen einerseits den Übergang zu den dunklen Sandsteinteilen her und hellen die Wandflächen zugleich auf“, so die Weinbrenner-Gesellschaft. Ein präventiver Schutzauftrag gegen Farbschmierereien sei laut Maag nicht geplant. Dieser würde spätere Renovierungsarbeiten in 20 bis 25 Jahren erschweren. Die Weinbrenner-Gesellschaft und ihr Präsident Ulrich Maximilian Schumann würden sich hingegen einen stärkeren Graffiti-Schutz wünschen – es bleibt abzuwarten, ob sich hier ein Problem einstellen wird.
Auch wurde bereits der Sockel aus Sandsteinplatten freigelegt und eine Drainage mit Rollkies eingebracht. Zudem wird der vorbeiführende Weg durch das Gartenbauamt versetzt, so dass das Brunnenhaus zukünftig besser freistehend wahrgenommen werden kann. Insgesamt wurden für Dach und Fassade etwa 100.000 Euro veranschlagt, die Arbeiten sollen zum Ende des Sommers abgeschlossen sein. Auch der Überlauf zum Graben an der „Breiten Gaß“ sowie das ehemalige Pulverhäuschen im benachbarten Schlossgarten sollen farblich passend gestrichen werden.
Wassertretbecken geplant
Während des kommenden Winters wird anschließend der Innenbereich des Brunnenhauses hergerichet und instandgesetzt. Die Innenfassade muss saniert, das umlaufende Geländer an aktuelle Richtlinien angepasst, die Beleuchtung erneuert und der Filterkies ausgetauscht werden. „Auch das Wasser werden wir untersuchen lassen“, so Dueck. Denn das Stadtamt möchte das Brunnenhaus als Wassertretbecken der Bevölkerung regelmäßig zugänglich machen. Etwa 40 Zentimeter tief könnte man so durch frisches Quellwasser aus der Lußquelle waten. „Optisch ändert sich nicht zu viel“, betont Dueck mit Blick auf die Historie des Brunnenhauses. Die alte Luftschutztür werde allerdings ausgebaut. Die Durlacher und ihre Gäste können sich also auf eine kleine neue Attraktion freuen.