Transformation in Krisenzeiten – und wie es gelingen kann

Podiumsdiskussion. Foto: cg

Transformation im Blick: Angeregte Diskussion zwischen (v.l.) Michael Kristeller, Geschäftsführer Rosenbauer, IHK-Präsident Wolfgang Grenke, Prof. Dr. Thomas Bauernhansl, Leiter Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, Ralf Eichhorn, Leitung Innovation und Internationales bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe, Prof. Dr. Thomas B. Herlan, Geschäftsführer HERLANCO, Professor Fritz J. Neff, AEN Vorstand Engineering, und Hanna Jürgensmeier, Scenario Management International. Fotos: cg

Erfolgreicher „AEN Kongress regioTransformation“ mit Best Practice-Beispielen in Karlsruhe.

In und um Karlsruhe steht die Transformation von bis zu 20.000 Arbeitsplätzen im Bereich der Automobilwirtschaft an, gleichzeitig muss aktuell auf Krisenfaktoren wie Klimaveränderung, Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg reagiert werden.

Sanktionen gegen Russland, Lieferschwierigkeiten, Fachkräftemangel: Die Probleme ziehen sich durch die gesamte Branche. Wie diesen Herausforderungen begegnet werden kann, war vergangene Woche Thema beim „AEN Kongress regioTransformation“ des Automotive Engineering Networks (AEN). Best Practice-Beispiele rund um Transformation in Krisenzeiten und Innovation in der Automobilproduktion standen für die 78 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Firmenmuseum des Reifenherstellers Michelin im Fokus.

Für eine gelungene Transformation brauche es Partner, veranschaulichte Christian Metzger, Direktor Standort und Werk Karlsruhe von Michelin, mit dem Beispiel vom Wandel des Michelin-Standorts Hallstadt bei Bamberg – mit immerhin 850 Mitarbeitern. Noch bevor der letzte Reifen Ende 2020 vom Band lief, wurde mit Landkreis und Stadt eine Kooperation beschlossen. Der ehemalige Produktionsstandort wandelt sich als „Cleantech Innovation Park“ in eine Keimzelle für saubere Zukunftstechnologien.

Kommunikation werde ein Hauptthema der Zukunft sein, betonte Professor Fritz J. Neff, AEN Vorstand Engineering: „Wir müssen uns lokal vernetzen und verstärken“, um ein festes Fundament für Lieferketten und Wissenschaft in der Region zu schaffen. Eine gesamtheitliche Betrachtung der Transformation sei dabei wichtig: höhere Marktpräsenz, Bereinigen des Produktspektrums, Digitalisierung, neue Technologien, Kooperationen und ein angepasstes Geschäftsmodell.

AEN plant Umsetzungsplattform für KMUs und Start-ups

„Offene Kommunikation ist entscheidend“, betonte auch AEN-Vorstandsvorsitzender Waldemar Epple, denn oft seien klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) im Tagesgeschäft mit dem Bürokratie-Dschungel überfordert. AEN setzt hier mit dem Aufbau einer Umsetzungsplattform an, will die Entwicklung vor Ort vorantreiben – mit individueller Dienstleistungen wie Beratung und Hilfe bei Förderanträgen, Transformation von Branchen-Wissen in Innovation, Fokus auf Wertschöpfungsketten und regionale Transformationsstrategie. Zielgruppe für die Umsetzungsplattform sind KMUs und Start-ups, die sich so mit allen relevanten Playern vernetzen können. Eine Infoveranstaltung ist bereits für Februar geplant.

Best Practice-Beispiele im Blick

„Irgendwo zwischen Bertha-Benz-Motorkutsche und VW-Käfer“, schätzte Michael Kristeller, Geschäftsführer Rosenbauer, den aktuellen Entwicklungsstand der Elektro-Transformation ein – beim Beispiel der vollelektrischen Feuerwehrdrehleiter. Eigentlich würde der konventionelle Dieselantrieb gar nicht zum Anwendungsfall Feuerwehr passen, so Kristeller, denn die geringe Laufleistung der Fahrzeuge mache regelmäßige Regenerationsfahrten notwendig. Hier biete sich die Transformation als Chance an: Langfristig könnte die wachsende Infrastruktur für E-Mobilität auch die Feuerwehr mitnutzen. Weitere Vorteile seien weniger Lärm und geringerer Wartungsaufwand – für das Problem mit dem höheren Gewicht würden sich Lösungen finden.

Weitere Beispiele aus der Praxis, die zeigen, wie der Transformationsprozess genutzt werden kann, um sich vorteilhafte Marktpositionen zu erarbeiten, waren beim Kongress die additive Fertigung von Produkten, die Uwe Popp, Geschäftsführer APIUM Additive Technologies aus Karlsruhe aufzeigte, Cloud-Technologie als Treiber, die Dr. Karsten Haasters von Dr. Haasters & Partner erläuterte, und digitale Anleitungen als Lösungsansatz für den Fachkräftemangel, die Christoph Kluge, Geschäftsführer tepcon GmbH aus Villingen-Schwenningen, darlegte.

Wie mit der Zukunft umzugehen sei, referierte Hanna Jürgensmeier, Prokuristin der Scenario Management International aus Paderborn. Entscheidungsprozesse in unsicheren Zeiten stellten Wirtschaft und Politik vor große Herausforderungen. Um resiliente, also zukunftsrobuste Entscheidungen zu treffen, sollte jederzeit mit einer Krise gerechnet werden. Szenarien seien dabei ein geeignetes Werkzeug. Statt allerdings die Frontscheibe frei zu bekommen, würde oft in den Rückspiegel geblickt werden, so die Zukunftsforscherin. Doch Strukturwandel und Klimawandel würden die Zukunft prägen.

„Erfolgreich durch die Krisenzeiten durch koordiniertes Handeln“

„Wir sind mitten in den Veränderungen“, die aber auch nötig für die Zukunft seien, betonte IHK-Präsident Wolfgang Grenke in der abschließenden Podiumsdiskussion, bei der es um das Thema „Erfolgreich durch die Krisenzeiten durch koordiniertes Handeln“ ging. Die Region Karlsruhe setze dabei durch die vielen innovativen Start-ups in der grenznahen Region ein wichtiges Zeichen.

Diese Start-ups hätten, so Professor Dr. Thomas Bauernhansl, Leiter Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung, eine Vielfalt an Möglichkeiten für alle Szenarien. Doch sei die Beschleunigung bei der Transformation oftmals eher eine gefühlte Beschleunigung. Es müsse gelernt werden, die vorhandene Technik auch richtig einzusetzen. Verstärkt müssten sich viele Unternehmen um Qualität und Verfügbarkeit der Daten befassen.

Der Transformations-Zug habe, so Professor Dr. Thomas B. Herlan, Geschäftsführer HERLANCO, viele Waggons abgehängt, gerade in vielen engen Schwarzwaldtälern. Die Aufgeschlossenheit für Transformation sei da, doch werde die Digitalisierung oftmals in der IT-Abteilung angeschoben. Doch zehn Tablets alleine würden nicht genügen, auch die Software müsse passen. Da sei eine Strategie nötig, die zum Unternehmen passt und die Menschen dabei auch mitnimmt.

Auch Städte stünden vor der Transformation, so Ralf Eichhorn, Leitung Innovation und Internationales bei der Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe. Dabei sei es wichtig, Unternehmen und Standorte mit ihren Netzwerken zu fördern. Das AEN sei dabei wichtig, denn hier sitzen die Entscheider. Die Stadt Karlsruhe kann die Transformation mit einer guten Infrastruktur unterstützen. Gerade die regionale Transformation sei dabei im Blick – mit ihrem starken und innovativen Gründerthema.

Weitere Informationen

Workshops mit Impulsvorträgen folgten am Nachmittag, bei denen vertiefend auf IT-Themen, Nachhaltigkeit, Energiesparpotenziale, neue Technologien sowie auf die heutige Azubi-Generation eingegangen wurde.

Die Vorträge stehen auch online auf der AEN-Webseite zur Verfügung (siehe Links).

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