„Für die Reparaturen ist es inzwischen höchste Zeit, der Dachstuhl musste bereits abgestützt werden“, betont Nicole Razavi MdL, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen und zugleich Kuratoriumsvorsitzende der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. Trauerfeiern waren zuletzt nur noch dank dieser Notsicherung möglich. „Die stattliche Kapelle im Stil des Späthistorismus soll aber ihrer Funktion wieder gerecht werden können und nach der denkmalgerechten Sanierung uneingeschränkt nutzbar sein“, unterstreicht Razavi.
Der als Park angelegte Friedhof am Fuße des Turmbergs wurde Ende des 19. Jahrhunderts notwendig, als mit der Industrialisierung auch die Bevölkerung von Durlach stark gewachsen und der bisherige Friedhof zu klein geworden war. Die Kapelle, an die Leichenhalle und Aufbahrungsräume angeschlossen sind, entstand nach Plänen des evangelischen Kirchenbaurats Rudolf Burckhardt in einem Baustil, der sowohl Elemente der Romantik wie auch der Gotik aufgriff. So prägt etwa eine große Maßwerkrose in gotischem Stil das Eingangsportal, während die Formensprache der roten Sandsteinelemente an der Putzfassade zum Teil romanisch inspiriert ist.
„Die Kapelle auf dem Bergfriedhof von Durlach kann man deshalb als anschauliches und zeittypisches Beispiel des Späthistorismus bezeichnen“, erklärt Razavi. „In spielerischer Freiheit sind hier Elemente verschiedenster Epochen kombiniert. Umso dringender muss dieses architekturhistorisch und heimatgeschichtlich wichtige Kulturdenkmal erhalten werden.“
Dazu sollen nicht nur der schädliche Schwamm bekämpft und die Dachkonstruktion repariert werden – auch die Fassaden aus Putz und Sandstein sollen instandgesetzt und der komplette Innenraum restauriert und gereinigt werden. Hinzu kommen Reparaturen und Säuberungen an den Bleiglasfenstern.
150.000 Euro aus Lotterieerträgen
In Baden-Württemberg fließen jährlich rund 28 Millionen Euro aus Lotteriemitteln in den Denkmalschutz. Davon profitiert nun auch die Stadt Karlsruhe. „Das Geld der GlücksSpirale macht es der Denkmalstiftung Baden-Württemberg möglich, wertvolle Kulturdenkmale zu erhalten. Unser Landesunternehmen leistet damit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag“, betont Lotto-Geschäftsführer Georg Wacker bei seinem Besuch in Durlach. „Diese Unterstützung ist vor allem den Tipperinnen und Tipper zu verdanken, denn sie machen dieses gemeinwohlorientierte Lotto-Prinzip als heimliche Mäzene möglich.“
Oberbürgermeister Frank Mentrup sprach bei der Unterzeichnung des Zuwendungsvertrags am Mittwochabend seinen Dank an die Ministerin aus. Neben den 150.000 Euro aus der Denkmalstiftung wird das Sanierungsvorhaben aus dem Denkmalförderprogramm des Landes mit 216.000 Euro unterstützt (siehe Artikel zum Thema). „Das hilft uns natürlich sehr, diese im Moment auf 2,2 Millionen erwartete Sanierung des Dachstuhls aber auch vieler anderer Bereiche der Kapelle am Bergfriedhof sicherzustellen“, freut sich Mentrup.
Zeltkonstruktion im Gespräch
Versucht werde, die umfagreichen Instandsetzungsarbeiten bis Ende 2023 abzuschließen. Als Alternative für diesen Zeitraum sei aktuell eine Zeltkonstruktion im oberen Bereich des Bergfriedhofs im Gespräch, so Matthäus Vogel, Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamtes in Karlsruhe. Endgültig sei hier die Entscheidnung noch nicht gefallen. Auch wäre ein Ausweichen für Trauerfeiern auf die Friedhöfe in Aue und Grötzingen möglich.