Leserbrief: Projektvorstellung Turmbergbahn

Leserbriefe

Leserbrief von Ullrich Müller (Durlach) vom 28. Juli 2017.

Am 18. Juli 2017 wurden in der Karlsburg mögliche Varianten einer Verlängerung der Turmbergbahn der Öffentlichkeit vorgestellt. Leider rekrutierte sich die Mehrheit des Publikums aus Gegnern des Projektes mit sehr emotionalen Argumenten.

Eigentlich müssten die Anwohner der Bergbahn- und Turmbergstraße sehr zufrieden sein, wenn zukünftig die lauten und undisziplinierten Fahrgäste der Bergbahn bereits an der Grötzinger Straße/ B3, also am Bergfuß, abgeholt und wieder dorthin gebracht werden. Aber dem war nicht so. Es wäre töricht, wenn die Magnolienblüte auf dem seit über 100 Jahren bestehenden Verlängerungsstreifen den Anwohnern weggenenommen werden würde. Als sehr symbadisch fanden viele der Anwesenden die ersatzweise Einrichtung eines Omnibusses auf den Turmberg hinauf. Der fährt natürlich vor anderer Leuten Türen, kostet auch eine Stange Geld, aber die Magnolien und auch die heilige Ruhe der Anwohner wären gerettet.

Nicht in Erwägung gezogen wurde die Tatsache, dass mit sehr wenig Energieaufwand die Bergbahnwägen talwärts mittels eigener Schwerkraft ganz lautlos und ohne Erschütterungen den Gegenwagen nach oben ziehen, also ohne Ruhestörung. Auch mit dem PKW-Verkehr der Besucher dürfte es wenig Unruhe geben, denn wenn schon Besucher im PKW anreisen, was ohnehin die wenigsten machen, dann werden die ganz sicher ihr Gefährt oben an der Talstation abstellen, um dann die 200 m wieder nach unten zu laufen? Geradezu besorgt war eine Anwohnerin um die Gesundheit der Bergbahnfahrgäste und erinnerte daran, dass die derzeitige Wegstrecke zur Talstation der körperlichen Ertüchtigung diene, auf die auch zukünftig die Fahrgäste (warum nur die?) nicht verzichten sollten. Das es aber auch erholungsbedürftige Menschen gibt, die aufgrund ihres Alters, einer Gehbehinderung oder Eltern mit Kleinkindern, ihre wenigen Kräfte für Spaziergänge oben aufsparen müssen, wurde erst gar nicht in Erwägung gezogen.

Das Fazit der Projektvorstellung kann so gezogen werden: Wenn wir Anwohner die verlängerte Bergbahn nicht brauchen, dann brauchen die jährlichen 100.000 Fahrgäste die Verlängerung auch nicht. Aber wie man hören konnte, wird gerade durch diese Verlängerung eine Fahrgaststeigerung und damit eine große Wirtschaftlichkeit der modernisierten Turmbergbahn erzielt, was wiederum den Steuerzahler entlastet. Auf die Bedenken, dass bei 200.000 Fahrgästen die Bergbahnstraße überrannt werde, kann entgegnet werden, dass die Bergbahn dann nicht nur 240 Tage im Jahr und nicht nur 10 Stunden täglich, sondern zukünftig wesentlich länger fährt. Dadurch verteilen sich die Fahrgäste, statt heute im Durchschnitt pro Fahrt  sind es dann eben nicht 8 Personen sondern 12 oder 15.

Wie sich herausstellte war ein großer Nachteil dieser Veranstaltung das Nichtvorliegen eines schlüssigen, mit dem Stadtplanungsamt und der Verkehrsbehörde abgestimmten Verkehrsplanes. Da das Gleis bei vollautomatischem Betrieb nicht mehr überfahren werden soll, hätte ein solcher Plan über die zukünftige Verkehrsführung sicherlich manche Bedenken ausräumen können. Auch sollten  die VBK nochmals darüber nachdenken, wie eine Gleisüberfahrt der Turmbergstraße/Posseltstraße bei den Genehmigungsbehörden durchgesetzt werden kann. Unser Landesseilbahngesetz lässt Ausnahmen zu. Die DIN EN 12 929-1 schreibt zwar bei vollautomatischen Betrieb eine Einzäunung der Trasse vor, aber erstens sind Normen des Deutschen Institutes für Normung e.V. (DIN) rein private Empfehlungen, die nicht unbedingt umgesetzt werden müssen, zweitens sollten elektronische Sicherungen im Zeitalter des autonomen Autofahrens bauliche Einzäunungen ersetzen können. Rein technisch gibt es Lösungen, seit 2009 in Viseu (Portugal) wo eine vollautomatische Standseilbahn auf mehreren hundert Metern Länge mitten auf der Straße fährt und in Lissabon, wo seit 1885 (!!) Standseilbahnen öffentliche Straßen benutzen, allerdings mit Personal.

Bild: Standseilbahn in Lissabon. Foto: Ullrich Müller

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