Gurs: Neue Sonderausstellung im Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais

Deportation der Familie Maier aus Kippenheim. Mit einem schweren Koffer geht Siegfried Maier (1897–1958) aus dem Tor, vor ihm sein zehnjähriger Sohn Kurt (geb. 1930) mit seiner Schultasche. Foto: Jüdisches Museum Berlin, Depositum Wilhelm Fischer

Deportation der Familie Maier aus Kippenheim. Mit einem schweren Koffer geht Siegfried Maier (1897–1958) aus dem Tor, vor ihm sein zehnjähriger Sohn Kurt (geb. 1930) mit seiner Schultasche. Foto: Jüdisches Museum Berlin, Depositum Wilhelm Fischer

Anlässlich des 85. Jahrestages der Deportationen zeigt das Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais die Ausstellung „,… von der Bevölkerung kaum wahrgenommen‘. Fotografien zur Deportation der badischen Jüdinnen und Juden nach Gurs im Oktober 1940“.

Die vom Förderverein Mahnmal zur Erinnerung an die nach Gurs deportierten badischen Jüdinnen und Juden e.V. in Kooperation mit dem Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. erarbeitete Präsentation zeigt von Sonntag, 26. Oktober 2025, bis Sonntag, 1. Februar 2026, alle bislang bekannten Fotografien der Deportationen aus Baden.

Diese fotografischen Zeugnisse widersprechen der Aussage des Chefs der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes Reinhard Heydrich, wonach die Deportationen „von der Bevölkerung kaum wahrgenommen“ worden seien. Menschen haben hingesehen, sie haben sogar die Deportation in Fotografien festgehalten. Diese sind Zeugnisse dafür, dass das Unrecht, das am helllichten Tag geschah, wahrgenommen wurde. Dennoch existieren insgesamt nur wenige Aufnahmen. Auch aus Karlsruhe ist weder fotografisch noch filmisch etwas über die Ereignisse am 22. Oktober 1940 überliefert.

Am 22. und 23. Oktober 1940 deportierten die Nationalsozialisten mehr als 6.500 Jüdinnen und Juden aus den NS-Gauen Baden und Saarpfalz. Sie wurden im Lager Gurs am Fuße der Pyrenäen interniert. Viele der Deportierten starben dort oder in anderen Lagern Südfrankreichs. Die meisten der in Gurs Internierten wurden ab dem Sommer 1942 nach Auschwitz-Birkenau und Sobibor verschleppt und ermordet. Nur wenige von ihnen überlebten.

Unter den 950 deportierten Karlsruher Jüdinnen und Juden befand sich die Sängerin und Komponistin Ruth Poritzky (1902–1942). An ihr Schicksal erinnert eine – die Fotoausstellung ergänzende – Präsentation eindrücklicher persönlicher Dokumente.

Der Eintritt in die Sonderausstellung ist frei.

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