„Wir haben hier einen atemberaubenden Ausblick“, zeigte sich auch Ortsvorsteherin Alexandra Ries bei der Wiedereröffnung am Freitagnachmittag (13. Juni 2025) begeistert. Er zeige uns unsere Heimat, darum fühlten sich viele Menschen so mit diesem Ort verbunden.
„Ein bekanntes Sprichwort sagt: Was lange währt, wird endlich gut. Und dies trifft bei unserem Turmbergturm in der Tat den Nagel auf den Kopf“, so Ries. Zuerst die Nachwehen der Corona-Pandemie mit Schließung des Turms und dann gestalteten sich die Bauarbeiten aufwändiger als gedacht. Bei einem solch „wertvollen Kulturdenkmal“ sei aber oberste Priorität der Substanzerhalt und die Qualität – nicht die Zeit, betonte die Ortsvorsteherin. Deswegen wurde jeder Stein sorgfältig überarbeitet, um den historischen Charakter des Turms zu wahren. Es galt die Devise, denkmalpflegerisch alles richtig zu machen. Und somit eine Grundlage für mindestens weitere 100 Jahre zu schaffen.
Hierfür wurde sich Zeit genommen
Die Fassade des Bergfrieds besteht aus unterschiedlich großen, grob bearbeiteten Mauerquadern aus Pfinztäler Sandstein in roten und gelben Farbtönen. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten wurden alle vier Fassadenflächen (jeweils 9 x 28 Meter) sorgfältig überprüft: Lockere Bauteile wurden entfernt, beschädigte oder fehlende Fugen erneuert und defekte Natursteine ausgebessert oder ersetzt. Nicht in die Sanierung einbezogen war die etwa 16 Meter hohe Schildmauer im Nordwesten, die zusammen mit der Plattform errichtet wurde.
Aufwändig war insbesondere die Bodenplatte der Aussichtsplattform. Diese war mit einem abgeschrägten Betongesims versehen, das schädliche PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) enthielt, und musste daher vollständig zurückgebaut und neu errichtet werden. Nach dem Wiederaufbau erhielt die Fläche eine spezielle Abdichtung sowie eine geeignete Beschichtung. Die bestehenden Stahlbrüstungsgeländer wurden demontiert, in der Werkstatt instand gesetzt und gemäß den geltenden DIN-Vorgaben in ihrer Höhe angepasst. Auch der Treppenhauspavillon wurde umfassend saniert, erhielt ein neues Glasdach und wurde mit umlaufenden Sitzbänken neu ausgestattet. „So lässt sich auch im Sitzen die Aussicht genießen“, freut sich Dueck.
Ergänzend wurden der Blitzschutz erweitert, eine neue Stromversorgung sowie Sicherheitsbeleuchtung installiert. So wurde für die Besucher smarte Beleuchtung im Treppenhausturm entlang der Spindeltreppe verbaut. Auch das innenliegende Treppenhaus wurde mit neuen LED-Lichtquellen ausgestattet. Die Außenbeleuchtung schaltet sich parallel zur Straßenbeleuchtung bei Dämmerung ein und erlischt um 1 Uhr nachts. Somit ist der Turmbergturm in den Abendstunden wieder weithin sichtbar. Damit auch die badische Flagge stabil gehisst werden kann, wurde ein neuer Fahnenmast errichtet.
Auf den Naturschutz wurde ebenfalls Rücksicht genommen und eng mit dem Umweltamt der Stadt Karlsruhe abgestimmt. „Wir haben die richtige Beleuchtung, damit die Tiere nicht durch Lichtverschmutzung irritiert werden. Die Fugen wurden so belassen, dass die Mauersegler wieder einfliegen können. Zudem wurde ein Nistkasten für sie eingebaut. Und eine Einflugschneise für Fledermäuse wurde wieder hergerichtet.
Durlacher Wahrzeichen älter als gedacht
Der Turmbergturm habe einige seiner Geheimnisse verraten, „weil wir ihn auch richtig gefragt haben“, so Denkmalpfleger Dr. Martin Wenz vom Regierungspräsidium Stuttgart. Mauermörtel-Untersuchungen mit der C14-Methode hätten ergeben, dass der jetzige Turm zwischen 1044 und 1211 errichtet wurde. Damit wäre der Turmbergturm über 100 Jahre älter als bisher angenommen. „Ich wüsste ehrlich kein Gebäude am Oberrhein – jetzt zumindest mal hier im Umkreis – das älter und noch erhalten ist“, so Wenz begeistert.
Ebenfalls überrascht wurde Projektleiter Dueck, als er hinter einer Holztür den Zugang zu einem Gewölbe unterhalb des Hauptturms wiederentdeckte. Unter diesem befinden sich die Zisternen, die einst der Wasserversorgung der wasserbetriebenen Turmbergbahn dienten. Dass das Gewölbe noch existieren muss, konnte Dueck einer alten Schnittzeichnung im Zusammenhang mit den Arbeiten am Brunnenhaus (Badener Straße) entnehmen. Mit Stirnlampe und „Spinnehuddle-Fänger“ ausgestattet, machte er sich auf die Suche und wurde tatsächlich fündig (Foto siehe unten).