Radfahrer sind dort viel unterwegs, weil man durch das „Brüchle“ gut von Rintheim nach Durlach fahren kann – Spaziergänger eher weniger, denn im Wald ist es wegen der Autobahn sehr laut und ab spätem Frühjahr wegen des hochstehenden Wassers voller Schnaken. Umso erstaunlicher war es, dass über 25 Interessierte gekommen waren, die die Veranstaltung „Frag den Förster! – Waldspaziergang im Elfmorgenbruch“ miterleben wollten. Diese Veranstaltung fand in Absprache mit den Bürgervereinen aus Rintheim und Untermühl- und Dornwaldsiedlung statt.
Der Revierförster Jonas Wehrle und der Leiter des Forstamts Dr. Stefan Wilhelm erklärten an unterschiedlichen Stellen die Besonderheiten des „Brüchles“. Bei der Wanderung wurde als erstes an dem Abzweig nach Rintheim Halt gemacht, wo die neu bepflanzte Lichtung besondere Aufmerksamkeit verdient. Auf dieser Fläche standen früher Eschen, die alle einem Pilzbefall zum Opfer gefallen sind und deshalb gefällt werden mussten.
Vorteil Mischkultur
Jetzt ist dort ein Mischwald angepflanzt, der aus sehr viel verschiedenen Baumarten besteht, bei denen man die Hoffnung hat, dass sie mit dem Klimawandel besser zurechtkommen. Wehrle erklärte anhand eines Schaubildes, welche Baumarten welche Lichtmenge benötigen: die ist nämlich sehr unterschiedlich und muss berücksichtigt werden. Die Bäume sind recht dicht gepflanzt, weil man befürchtet, dass nicht alle Bäume die ersten Jahre überstehen. Zum allgemeinen Erstaunen erklärte er, dass auf dieser Fläche 2.800 Bäume gepflanzt wurden. Da tauchte dann sofort die Frage auf, was das Bepflanzen dieser Fläche gekostet hat. Bei den Kosten schlagen nicht nur die Preise für die Bäume, sondern auch für die Stäbe und Hüllen zu Buche, außerdem müssen mehrfach im Jahr mit dem Freischneider die Brombeeren und Brennnessel zwischen den jungen Bäumen entfernt werden: da kommt dann schnell eine fünfstellige Summe zusammen. Rechnet man pro Pflanze mit Hülle und Stab im Schnitt mit 7 Euro, belaufen sich die Kosten auf dieser Fläche auf knapp 20.000 Euro. Dabei ist die Arbeitsleitung für das Pflanzen und das mehrfache (min. 4–5 Jahre) Ausmähen der Fläche noch nicht mitberücksichtigt.
Der Vorteil eines so jungen kleinen Waldes ist, dass er noch erheblich mehr CO2 aufnehmen kann als ein „alter“ Wald, weil er noch wächst. Das war den meisten Zuhörern vorher nicht klar. Deshalb ist ein Wald, der aus alten und jungen Bäumen besteht, eigentlich das Beste. Wenn aber auf einer Fläche alle Bäume abgestorben sind, bleibt den Förstern keine andere Wahl. Wichtig ist jedoch, dass die entnommenen Bäume z.B. als Bauholz langfristig in Häusern verbaut werden. So wird das CO2 dem Wald entnommen und langfristig gespeichert. Im Wald können dann junge Bäume neues CO2 speichern. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass das alles nachhaltig geschieht und nicht mehr gefällt wird, als im Wald zuwächst.
Beim nächsten Haltepunkt auf dieser Wanderung konnten Fragen zu den vielen geschlagenen dicken, durchaus gesunden Pappeln gestellt werden. Sie waren an ihr Lebensende gekommen und standen zum Teil auch zu dicht an der Autobahn, weshalb sie aus Sicherheitsgründen gefällt werden mussten. Die Pappelstämme sind alle verkauft, das Geld ist auch schon geflossen, aber heutzutage werden die Holzstämme kaum mehr bei den Sägewerken gelagert, sondern „just in time“ passend aus dem Wald geholt – das ist deutlich anders als früher. Es ist also das Risiko der Holzaufkäufer, die Stämme so lange im Wald liegen zu lassen und so in Gefahr zu laufen, dass das Holz Schaden nimmt.
Mikrobiotop aus dem letzten Weltkrieg
Danach ging es ein Stück ab vom Weg durch den Wald zu einem ehemaligen kleinen Bombentrichter aus dem 2. Weltkrieg, der jetzt als Tümpel mit Wasser gefüllt ist. Dieser Tümpel ist eines der kleinen Waldschätze, die der Revierförster in seiner Einladung angekündigt hatte. Es ist ein kleines Biotop für Amphibien, Vögel und Insekten in dem Wald. An dieser Stelle wurde auch schon die seltene Gelbbauchunke gesichtet. Da diese Unke aber relativ viel Licht braucht, wurden Bäume gefällt, damit dieser Tümpel wieder mehr im Licht liegt. Demnächst wird auch ein sogenannter Schreitbagger einige dieser ehemaligen Bombentrichter wieder etwas ausbaggern und vom Schlamm befreien, damit Kammolche und Springfrösche bessere Bedingungen vorfinden. Der Jagdpächter des Elfmorgenbruchs, der bei dieser Wanderung auch dabei war, erklärte den anderen Interessierten, dass in diesem Wald leider nicht nur Rehe, Wildschweine und Füchse unterwegs sind, sondern auch Nutria und Waschbären. Gerade für Waschbären sind die Amphibien wie die Gelbbauchunke leider eine sehr leichte Beute. Dabei sind heimische Amphibien durch die Auswirkungen des Klimawandels und der Biodiversitätskrise die am meisten gefährdete Artengruppe.
Bei der zweistündigen Wanderung gab es viele interessante Informationen für die Wanderer, die sich am Schluss sehr begeistert bei den beiden Förstern bedankten.