Günther Malisius wird mit Karl-Gustav-Fecht-Preis ausgezeichnet

Vorsitzender Robin Cordier (r.) überreichte die Karl-Gustav-Fecht-Preis-Medaille an Günther Malisius. Foto: Beate Paland

Vorsitzender Robin Cordier (r.) überreichte die Karl-Gustav-Fecht-Preis-Medaille an Günther Malisius. Foto: Beate Paland

Am 20. November 2024 lud der Historische Verein Durlach gemeinsam mit dem Pfinzgaumuseum zum „Geselligen Museumsabend“ in die Karlsburg ein. Neben der Geselligkeit stand die Verleihung des Karl-Gustav-Fecht-Preises an Günther Malisius im Mittelpunkt.

Der Karl-Gustav-Fecht-Preis wird in der Regel alle zwei Jahre für besondere Verdienste um die Erforschung von Durlachs Geschichte und die Bewahrung des Historischen Erbes vergeben.

Museumsleiter Dr. Ferdinand Leikam dankte Günther Malisius für sein „unermüdliches Engagement für das Pfinzgaumuseum“. Mit der Übernahme des Vorsitzes des Freundeskreises habe er maßgeblich zum Erfolg des Museums nach dessen Wiedereröffnung 1994 beigetragen. Die Unterschriftensammlung des Freundeskreises 2004 für den Erhalt einer ständigen Museumsleitung sei ein eindrucksvolles Engagement und ein großer Vertrauensbeweis für das Museum gewesen.

Laudatio des Abends

Der „Günther Malisius“ so hört man, ist die Person, die einem Durlacher – neben dem „Karle mid de Dasch“ – wohl meistens als Erstes einfällt, wenn man ihn auf der Straße nach bekannten Personen der Durlacher Heimatgeschichte fragt. Ein Grund dafür ist wohl, dass Malisius selbst – wann immer man ihn anspricht – sehr viel über historische Persönlichkeiten und Gegebenheiten zu berichten weiß und dazu ist ja er, der „Nachtwächter“, den meisten als typischer Durlacher, und somit „Einer von uns“ bekannt. Doch der Weg bis dahin war für den einst „Neigschmeggden“ so gar nicht vorgezeichnet!

Vor 82 Jahren wurde Günther Malisius mitten in den Wirren des 2. Weltkrieges in der Hauptstadt Berlin geboren. Bedingt durch den frühen Umzug der Familie ins südbadische Emmendingen wuchs Günther als eines von vier Kindern auf. Der beruflich erfolgreiche Vater, Dr. Richard Malisius, war Leiter einer überregional bekannten Umweltechnikfirma. Hier im beschaulichen Emmendingen, einer mit Durlach vergleichbaren badischen Mittelstadt – unweit der majestätischen Hochburg – ging er zu Schule und schloss mit dem Abitur ab. Günther Malisius wollte wie sein Vater ein „Macher“ werden. Für seine Studien zog es ihn daher noch einmal in die große Geburtsstadt – sein Maschinenbaustudium und ein paralleles humanistsches Studium absolvierte er an der Technischen Universität in West-Berlin. Wie der Vater wurde er Diplom-Ingenieur und war nach dem Abschluss in der Arbeitsvorbereitung und in der Entwicklung in verschiedenen Firmen tätig, u.a. in der Metropole Frankfurt am Main.

Die Arbeit war es, die ihn dann zurück ins sonnige Badenerland verschlug. Bei der Dentalgerätefirma Ritter in Durlach, deren Produkte heute noch im Pfinzgaumuseum zu bestaunen sind, knobelte er Techniken für Zahnarzteinrichtungen aus, bevor er bei der Heidelberger Druckmaschinenfabrik für die internationale Normierung verantwortlich war. Dadurch kam er in der Welt herum, besuchte Konferenzen und war früh wortgewandt, wobei ihm manchmal auch seine guten Französischkenntnisse behilflich waren, die andere zu der Zeit nicht haten.

Günther Malisius hatte schon immer einen Hang zu besonderen Altstädten und einstigen Residenzen mit ihren tollen Schlössern und Parks. Unser Durlach hatte es ihm deshalb auch privat richtig angetan! Neben dem Beruf engagierte er sich früh für die geschichtsträchtige alte Markgrafenstadt, seiner selbstgewählten Residenz. Entsprechend engagierte sich der Ingenieur neben dem Beruf in der Kommunalpolitik für seine neue Heimat und wollte früh mitmischen bei fast allem, was Durlach betrift. 1982 wurde er in den Durlacher Bezirksbeirat gewählt, in dem er früh als ein höflicher, aber auch schon mal unbequemer Zeitgeist mit Ideen auffiel. Seit 1989, anfangs noch als einziger Vertreter der Durlacher FDP im Ortschaftsrat, gehörte er diesem Gremium durch seine ständige Wiederwahl bis 2024 fast ununterbrochen an. Liberalismus und Toleranz aber auch Offenheit und Transparenz waren dabei stets wichtige Ideale für ihn. Grunddisziplinen von Günther sind nicht nur eigene Ideen, sondern auch das Dranbleiben und Umsetzen. Über allem steht für ihn das Bestreben, am Ende einen positiven Beitrag für eine bessere Gesellschaft vor Ort zu leisten.

Als er 1990 zusammen mit weiteren Mitstreitern die Bewahrung historischer Quellen und Exponate zu Durlachs Geschichte gefährdet sah, schlug die Geburtststunde des späteren „Freundeskreis Pfinzgaumuseum - Historischer Verein Durlach e.V.“ Seit dessen Gründung 1991 wirkte er 29 Jahre als dessen engagierter Vorsitzender und noch einmal 4 Jahre als Stellvertreter. „Vorsitzender“ war dabei eigentlich das Amt, dass er urspünglich nur provisorisch angenommen hatte, bis dann bald eine geeigneter Nachfolger gefunden sei.

Sein Engagement für den Erhalt alter Zeugnisse der Durlacher Kulturgeschichte wirkte sich schon bald aus, denn er verstand es, die Vereinsziele über seine Netzwerke auch politisch umzusetzen. Eine gewisse höfliche aber bestimmte Unnachgiebigkeit half ihm dabei, Projekte wie etwa die Wiederöffnung des Basler-Tor-Turms aus dem Dornrößchenschlaf, ein Kunstprojekt an der Pfinz anlässlich 150 Jahre Badischer Revolution, den Erhalt von Resten der mittelalterlichen Stadtmauer, ein Grabsteinrecycling oder archäologische Grabungen (an denen er sich nach Einweisung sogar mehrmals sebst beteiligte) erfolgreich abzuschließen.

Aus dem provisorischen Amt wurde für seinen Verein und Durlach ein glücklicher Dauerzustand. Eine ganze Schriftenreihe zur Heimat- und Stadtgeschichte wurde von ihm initiiert. Es war dabei stets sportlicher Elan, mit dem er den Vorstand führte und zusammenhielt. So berichtet Gründungsmitglied Dr. Peter Güß, der heute Abend erfreulicherweise auch anwesend ist: „Wann immer etwas (z.B. ein Buch oder Schriftstück) noch vorbeizubringen oder abzuholen war, kam er bei jedem Wetter mit dem Rad hier bei mir in Grötzingen angesaust. Erstaunlich fand ich seine unerschütterliche Zuversicht, mit der er mir Mut machte, wenn ich einmal Zweifel hatte, ob ich etwas wie geplant hinkriege.“

Als Vorsitzender des Freundeskreis Pfinzgaumuseum stand für Günther Malisius neben der Vermittlung von Geschichtswissen durch Veranstaltungen wie die historischen Vorträge auch immer die bürgerschaftliche Unterstützung des Durlacher Heimatmuseums ganz oben auf der Agenda, z.B. durch Übernahme der Kosten der Restaurierung einer historischen Wasserleitung aus Holz samt Beschaffung der passenden Vitrine für die Karlsburg oder diverse Ankäufe für die Ausstellung.

Günther Malisius´ kreative Ideen halfen ihm und dem Verein dann auch, in der Bürgerschaft wahrgenommen zu werden. Einfach nur alle Türme zum Tag des Denkmals zu öffnen, war ihm irgendwann zu wenig. Weit hinten im Stadtarchiv fand sich noch eine Dienstanweisung für Nachtwächter aus dem Jahr 1781, die er entstaubte und als wiederauferstandener „Hüter des Gesetzes“ kurzerhand mit Gewand, Laterne und Trompete wieder aufleben ließ. Bei seinen legendären Nachtwächtertouren, zu denen sich meist an die hundert Interessenten meldten, führte Malisius mit seinen Kompagnons in der Altstadt von Durlach vor, was von einem Beamten vor 243 Jahren erwartet wurde und die Teilnehmer stimmten bald in die alten Nachtwächterrufe mit ein.

Als er von einem geplanten Verkauf des einige Jahre zuvor gerade vorm Abriss geretteten, kulturell genutzten Gebäudes der ehemaligen Voitschen Orgelfabrik Durlach durch die Stadt Karlsruhe an einen umstrittenen Privatmann Wind bekam, schlug wieder die Stunde des Aktivisten. Zusammen mit Hildegund Brandenburg und weiteren engagierten Bürgern initiierte Günther Malisius 1993 den Verein „Die Orgelfabrik – Kultur in Durlach e.V.“ als künftigen Betreiber, um das Industriedenkmal als Kunst- und Kulturzentrum für alle zu erhalten.

Die Ideen hörten auch später nicht auf – nach mehreren Jahren der Vorbereitung gründete Malisius mit Mitstreitern 2013 auch die Durlacher Bürgerstiftung für Kultur und Geschichte, der er lange als Vorsitzender vorstand. Ziel dieser war und ist es, eine finanziell und politisch unabhängige, selbstständige Einrichtung „von Bürgern für Bürger“ zur Förderung gemeinnütziger Durlacher Projekte in den Bereichen Kultur und Geschichte zu schaffen. Gerade „Vorhaben, welche die Karlsruher Stadtverwaltung nicht unterstützt, die aber im Interesse der Durlacher Bevölkerung liegen“ wurden und werden hier nun finanziert. Den Grundstock der Stiftung, der für die Gründung erforderlich war, stellte er dann in nicht unerhelichem Maße aus seinem privaten Vermögen zur Verfügung.

Doch nicht nur Geschichte, Kultur und alte Gebäude interessierten ihn – Günther Malisius war durch seine persönliche Prägung auch früh an einem funktionierenden Ökosystem und einer gesunden Umwelt interessiert. Die Natur hat ihn immer fasziniert und sein früher Traumberuf war eigentlich – Geologe. An seiner Wahlheimat, dem Raum Karlsruhe, gefielen ihm daher auch besonders die vielen Grünflächen und das gute Klima, wie er einmal gegenüber der Presse verriet. Nicht umsonst sollte er später ein Buch über den Naturraum und die Lebensader Pfinz schreiben, an deren Ufer er heute noch wohnt. Seit 2008 beteiligte er sich jährlich mit einer von ihm konzipierten Radtour am Pfinzaktionstag. In einem Interview aus dem ersten Jahr sagte er: „Wenn es die Grünen damals schon gegeben hätte, wäre ich vielleicht ein Grüner geworden.“ Ob er das heute so immer noch sagen würde, bleibt jedoch sein Geheimnis.

Eines seiner privaten Projekte war es dann auch, den historischen Steilhang unter der Turmbergterrasse wieder wie anno dazumal mit Wein zu bepflanzen. Dazu hatte er mit Freunden das Gelände in Miniparzellen aufgeteilt und neu bestockt. So entstand auf seinem Stück Weinberg der in Kennerkreisen berüchtigte Wolfsblut-Wein, mit einem – so sagt man – unverkennbaren Geschmackserlebnis. Eine gute Freundin – die heute auch hier ist – entwarf ihm für die abgefüllten Flaschen eigens ein künstlerisches Etikett mit einem Wolf.

„Wer mitmischen will, muss sich einmischen.“ lautet eines von Günther Malisius´ Credos.

Als Aktivist der „Bürgeraktion Eisenhafengrund“ gelang es ihm 2013 mit Gleichgesinnten, ein wichtiges und großes Stück Kulturlandschaft zu schützen – die Vergrößerung der Durlacher Mülldeponie konnte mit viel Engagement erfolgreich verhindert werden.

2014 war er wieder aktiv als Macher dabei, als der zwischen Rintheim und Durlach gelegene historische Entenkoy beim Elfmorgenbruch zum Tag des Offenen Denkmals in Gemeinschaftsarbeit wieder hergerichtet wurde. Kürzlich soll er dort übrigens wieder beim Gestrüpp entfernen gesichtet worden sein.

Als es 2018 um das abrissbedrohte und stadtbildprägende Torwächterhäuschen in der Ochsentorstraße in Durlach ging, welches ein Investor in ein modernes Doppelhaus verwandeln wollte, sagte Günther Malisius zu seinem Vorstand: „Der Kampf um das Torwächterhaus wird nicht einfach, aber wir nehmen ihn auf!“ Er wusste, dass dabei nicht nur sein Vorstand, sondern nahezu alle Mitglieder des Vereins wie so oft fest hinter ihm standen. Nach einer Petition an den Landtag, Unterschriftenaktionen, großem finanziellen und persönlichen Einsatz, der für ihn fast bis vors Gericht ging, hatte Günther Malisius nach drei Jahren Kampf für die Sache mit seinen Mitstreitern wieder ein Stück Heimat für Durlach bewahrt. In diesem – heute städtischen – Gebäude befinden sich nun Räume für Vereine und so auch unser Vereinsarchiv.

Liebe Gäste, dies ist nur eine kleine, subjektive Auswahl aus einer schier endlosen Reihe von Projekten, die unser heutiger Ehrengast erfolgreich angestoßen, mitgestaltet oder umgesetzt hat. Sicher fallen den heute hier Anwesenden weitere wichtige Punkte ein, die leider aus Zeitgründen heute keine Erwähnung finden konnten.

Fazit

Gesellschaftspolitisch, kulturgeschichtlich und mit ökologischem Verständnis hat Günther Malisius jahrzehntelang seine Spuren in Durlach hinterlassen. Dabei war er immer der hilfsbereite Mitbürger von Nebenan, ein Macher vor Ort und ein in positiver Hinsicht streitbarer Idealist, dem Durlach durch sein langjähriges Wirken viel zu verdanken hat.

Für soviel Engagment möchten wir ihn heute endlich auszeichnen mit dem Karl-Gustav-Fecht-Preis, in Form der eigens angefertigten Karl-Gustav-Fecht-Medaille. Herzlichen Glückwunsch von mir und dem gesamten Vorstand, lieber Günther!

Laudator

Robin Cordier, Vorsitzender Freundeskreis Pfinzgaumuseum – Historischer Verein Durlach e.V.

Weitere Informationen

Mit dem Karl-Gustav-Fecht-Preis ausgezeichnet wurden bisher:

  • 2004: das Redaktionsteam des „Intelligenz- und Provinzblattes für Durlach“
  • 2006: Dr. Peter Güß, Heimatforscher
  • 2007: Wolfgang Rösch († 2008) für sein Engagement rund um das Pfinzgaumuseum
  • 2009: Günter Widmann für seine langjährige Liebe und Aktivität zur Beschaffung und Erhalt des Durlacher Erbes
  • 2012: Schahryar Essari, Architekt, für seine Verdienste zur Wahrung der historischen Bausubstanz von Durlach
  • 2015: Gerda Schneider-Sato († 2019), sanierte das erste Haus in der Durlacher Altstadt fachgerecht und kümmerte sich um den Erhalt des kulturellen Erbes in Durlach
  • 2017: Theater in der Orgelfabrik
  • 2019: Dr. Hildegund Brandenburg, Architektin
  • 2022: Dr. Harald Rosmanitz, Archäologe

Freundeskreis Pfinzgaumuseum – Historischer Verein Durlach

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