Wieder mehr Autofahrten zu erwarten
Mit weniger Fahrten will das Unternehmen das offensichtlich „abfedern“. Statt also mehr Bürgerinnen und Bürger in der Region zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen, setzt wohl – wie zu erwarten – ein gegenläufiger Prozess ein: Bürgerinnen und Bürger steigen wieder auf eine individuelle Mobilität um, nutzen vermutlich auch vermehrt den Pkw! Die Zahlen der zugelassenen Kraftfahrzeuge steigen auch auf Karlsruher Straßen seit Jahren, doch Fahrspuren werden zurückgebaut und Parkplätze gestrichen – jetzt kommt auch noch diese Problematik hinzu.
Wie will man Bürger zum Umstieg auf den ÖPNV bewegen, wenn das Angebot schlechter & teurer wird? „Die gezielte Ausdünnung umfasst ungefähr drei Prozent der gesamten AVG-Verkehrsleistung und betrifft das gesamte AVG-Netz“, so die AVG: Die Maßnahme solle dazu beitragen, in Zeiten des allgemeinen Fachkräftemangels, „den auch die ÖPNV-Branche schmerzhaft zu spüren bekommt“, den Fahrbetrieb zu stabilisieren und Fahrgästen „ein verlässliches Angebot auf der Schiene“ zu machen.
Ausdünnung für das gesamte Jahr 2025
In der Tat: Die Verlässlichkeit des Angebots ist in den vergangenen Monaten durch die massiven Ausfälle der Bahnen verloren gegangen! Die „Angebotsreduzierung mit Augenmaß“ wie es die AVG nett umschreibt, werde voraussichtlich für das Fahrplanjahr 2025 Bestand haben. Eine Ausdünnung des Fahrplans werde zu Hauptverkehrszeiten „geringgehalten“. Das Unternehmen wolle Berufspendler und Schüler nicht zu sehr belasten. Durch die Reduktion der Fahrten soll der Betrieb „stabiler“ und für Fahrgäste verlässlicher werden. Eine Ankündigung, die nur gehalten werden kann, wenn die Bahnen aber auch wirklich fahren!
Von der Ausdünnung ist auch die Straßenbahnlinie 5 betroffen
Um für Fahrgäste einen „stabileren Trambetrieb“ bieten zu können, wird ab dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 auch auf der Straßenbahnlinie 5 – Strecke Durlach Bahnhof, Tullastraße, Rüppurrer Tor, Ettlinger Tor, Mathystraße, Weinbrennerplatz, Kühler Krug, Entenfang, Rheinhafen – die Taktzahl „angepasst“: Aktuell sollte werktags zwischen 5.58 und 19.38 Uhr alle 10 Minuten eine Bahn fahren, danach dann alle 20 Minuten. Ab dem Fahrplanwechsel fährt die Linie 5 dann ganztags auch an Werktagen alle 20 Minuten zwischen Rheinhafen und dem Durlacher Bahnhof. Diese Änderung soll zunächst ein halbes Jahr lang gelten.
„Puff“, die Bahn ist plötzlich weg ...
Leider fallen Bahnen aktuell auch kurzfristig aus – werden auf den Fahrplananzeigen an den Haltestellen angekündigt – aber mitunter sind sie plötzlich weg. So als ob sie sich auf dem Weg von der vorigen Haltestelle zur erwarteten Haltestelle – „Puff“ – geradezu in Luft auflösen! Genaue Infos zum neuen angepassten Fahrplanangebot der AVG soll es ab Ende November in der elektronischen Fahrplanauskunft geben. Eine tröstliche Ankündigung, die aber nichts anderes bedeutet, als dass es so im Fahrplan steht!
Es ist noch immer nicht nachvollziehbar, dass aus Karlsruhe zwar einer der Weltmarktführer in Sachen „Echtzeit-Anzeigetafeln“ kommt, die Verkehrsbetriebe aber im 21. Jahrhundert auf den Anzeigetafeln an den Haltestellen noch immer lediglich den Fahrplan abbilden – ohne Echtzeit-Infos einzuspielen.
Gezielte Ausdünnung erfolge zur Stabilisierung des Betriebs
Um ein „reguläres Fahrplanangebot“ vorzuhalten, sei ein Personalstamm von etwa 400 Fahrer notwendig. Derzeit stehen der AVG allerdings nur rund 375 Fahrerinnen und Fahrer zur Verfügung, dazu komme regelmäßig, was auch Insider sagen, ein hoher Krankenstand.
Grobe Übersicht über die Veränderungen ab dem 15. Dezember 2024:
- Linie S1/S11: Die Reduzierung der Fahrten läuft schon seit dem 7. Oktober und wird beibehalten
- Linie S31: Zwischen Odenheim und Ubstadt entfällt Montag bis Freitag zwischen 5 bis 11 Uhr ein Zug pro Stunde. Das Regelangebot umfasst zwischen 6 und 8 Uhr drei Fahrten pro Stunde. Es sind keine Schülerzüge betroffen. Vier SEV-Fahrten mit Bussen werden als „SEV S31“ als Kompensation von 5 bis 9 Uhr zwischen Ubstadt und Odenheim verkehren.
- Linie S32: Der Zug um 8 Uhr entfällt montags bis freitags zwischen Menzingen und Ubstadt.
- Linie S4: Montag bis Freitag: Im ersten Halbjahr entfallen die Nachmittags-Züge des Kooperationspartners Stadtwerke Heilbronn zwischen Heilbronn Hbf/Vorplatz – Weinsberg / Es gibt ganzjährig einzelne Ausfälle im Bereich Karlsruhe – Flehingen von 20 bis 23 Uhr / Samstag: Im ersten Halbjahr fahren die Bahnen im Abschnitt Weinsberg – Öhringen zwischen 8 und 19 Uhr nur im Stundentakt anstatt eines 30-Minuten-Taktes / Ein Zugpaar zwischen Karlsruhe und Gölshausen (2.15 ab Albtalbahnhof, 7.29 ab Gölshausen) entfällt ganzjährig. / Sonntag: Züge von Karlsruhe – Heilbronn werden im ersten Halbjahr auf die Linie S42 zwischen 8 und 21 Uhr durchgebunden. Dadurch entfallen die Haltestellen von Harmonie bis Pfühlpark. Fahrgäste können als Alternative auf diesem Streckenabschnitt die Busse der Stadtwerke Heilbronn nutzen. Einzelne Zugpaare entfallen ganzjährig zwischen Karlsruhe und Flehingen.
- Linie S5/S51: Das dicht getaktete Angebot zwischen Wörth Badepark und Söllingen wird in den Schwachlastzeiten reduziert. Einzelne Fahrten entfallen auch im Abschnitt Söllingen – Pforzheim / Auf der Linie S51 entfallen sonntags während des Stundentakts zwei Fahrten am Tag pro Richtung. Alternativ können Fahrgäste für bestimmte Reiseziele auch die Regionalbahnen der DB nutzen / Zwischen Europaplatz und Rheinbergstraße besteht das Ersatzangebot mit der Tram-Linie 3, die zu den üblichen Zeiten in einem Zehn-Minuten-Takt verkehrt.
- Linie S6: Samstags entfallen bei den Zügen um 7.29 Uhr die Haltestellen Bahnhof bis Haltestelle Kurpark und um 8.05 Uhr ab Kurpark die Haltestellen bis zum Bahnhof
- Linie S7: Bei einem Zugpaar um 12 Uhr entfällt täglich der Abschnitt Karlsruhe Marktplatz – Karlsruhe Tullastraße. Fahrgäste können auf das innerstädtischen Mobilitätsangebot der Verkehrsbetriebe Karlsruhe zurückgreifen.
- Linie S8: Die Pendelzüge zwischen Freudenstadt Stadt – Freudenstadt Hbf entfallen täglich im Zeitbereich 8 bis 18 Uhr. Fahrgäste können als Alternative in diesem Abschnitt das Mobilitätsangebot der DB Regio oder die Stadtbus-Verbindungen nutzen