Ob platte Reifen, fehlender Sattel, abmontierte Teile, teilweise gar ohne Lenker oder Räder: Es gibt Radständer, die sind erkennbar komplett von Schrott-Rädern belegt. Diese ehemals treuen Gefährten wurden von ihren Eigentümern stehengelassen, denn an so mancher Stelle wächst längst Unkraut durch Speichen und Rahmen des „aufgegebenen“ Transportmittels.
Die Überprüfung, Beanstandung und Räumung von Schrottfahrrädern gehört zum Tagesgeschäft im Ordnungs- und Bürgeramt, so die Stadt auf Durlacher.de-Nachfrage. Die Kontrolle erfolge zudem „permanent im laufenden Geschäftsbetrieb“. Dazu gehen die Kontrolleure auch gezielten Hinweisen nach, die telefonisch, schriftlich oder auch per „KA-Feedback“-App eingehen.
Großer Aufwand für die Stadt
Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen werden diese dann mehr oder weniger zeitnah abgearbeitet. Eine „Entfernungsaufforderung“ mit zeitlicher Frist wird am Rad angebracht: Ist die verstrichen, werden die Teile von der Stadt eingesammelt. Doch was an sich einfach und unkompliziert klingt, ist es leider nicht: „Die Entfernung von Schrottfahrrädern ist ein aufwändiges Verfahren“, so die Auskunft der Stadt. Zunächst seien die Hinweise vor Ort zu überprüfen – und nach Fristablauf (meist rund zwei Wochen) müsse erneut vor Ort geprüft werden, ob die Räder entfernt worden seien (was so gut wie nicht passiert). Die offensichtlich herrenlosen Räder werden dann dem „Team Sauberes Karlsruhe“ (TSK) zur Abholung gemeldet. „Es handelt sich jährlich um circa 2.000 Vorgänge“ – und für die müssten auch entsprechende Ressourcen (und Gelder) bereitgestellt werden!
Kein Wunder also, dass zwischen Meldung einer mit „Rad-Leichen“ blockierten Radabstellanlage bis zur Entfernung der alten Drahtesel einige Zeit ins Land geht. Räder, die wohl nie wieder „artgerecht“ bewegt werden können, die nicht mehr betriebsbereit und offensichtlich schrottreif sind, werden vom „TSK“ abgeräumt. Das Schloss wird übrigens mit einem Winkelschleifer recht fix entfernt – und das Rad geht dann direkt zur Entsorgung. Schrottreife Fahrräder, denen unter „gewissen Aufwendungen“ wieder eine Betriebsbereitschaft attestiert werden kann, werden für den Fall, dass sich auch Eigentümer melden (fast nie), noch einige Zeit verwahrt.
In der Regel sind es Räder, die schon in die Jahre gekommen sind, die vielleicht auch nach einem Wegzug aus Karlsruhe schlicht stehengelassen wurden, die einfach nicht mehr benötigt werden. Aber das Rad wartete brav auf seinen nächsten Einsatz, der aber offensichtlich nicht mehr kam, dafür Rost und Zeitgenossen, die Teile abbauten! Dann droht dem Rad die Verschrottung. Die Zahl der abzuräumenden Räder habe in den vergangenen Jahren zugenommen – was die Stadt auch machen müsse, denn sonst gäbe es nach einer gewissen Zeit gar keine Stellplätze mehr für Räder.
Schrott-Aktionen rund um den Hauptbahnhof
Besonders ist übrigens die Situation am Hauptbahnhof: Eine immense Zahl von Rad-Leichen blockiert freie Stellplätze am Bahnhof, daneben stehen und liegen auch massenhaft Räder und Rad-Teile auf den freien Flächen. „Die Situation mit den abgestellten Fahrrädern am Hauptbahnhof ist der Verwaltung bekannt“, so die Auskunft: Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ressourcen gäbe es am Bahnhof zusätzlich jährlich ein bis zwei größere Aktionen zur Entfernung von Schrottfahrrädern.