Drei „Alternativen“ wurden im Vorfeld thematisiert: „Neubau mit Verlängerung bis zur B3“ (rund 31,3 Millionen Euro mit rund 50 % Förderung für Fahrzeuge, Fahrweg und barrierefreier Ausbau), „Neubau im Bestand“ (22 bis 25 Millionen Euro, gegebenenfalls auch entsprechend gefördert, dazu kämen aber noch die Kosten – über 450.000 Euro jährlich für einen Pendelbus) und „Sanierung im Bestand“ (wurde nicht geplant, da nicht barrierefrei, Kosten rund 18 Millionen Euro).
Der barrierefreie Ausbau und die Verlängerung der Bahn, einschließlich Ersatz der Fahrzeuge, ist bereits durchgeplant – und es liegt auch der Planfeststellungsbeschluss vom 25. Oktober 2024 vor (siehe „Artikel zum Thema“). Allerdings wurde im seit 2017 laufenden Planungsprozess und den dazugehörigen Gremienberatungen mit vielen Diskussionen festgelegt, dass vor Beauftragung der Bauausführung eine erneute Beratung des Gemeinderates erforderlich ist.
Grundsatzentscheidung im Ortschaftsrat
Auch die „Anhörung“ in Durlach gehört zu diesem Prozess, schließlich ist die Erneuerung der Turmbergbahn ein Thema, das von Anfang an kontrovers diskutiert wurde. Kein Wunder war der Tagesordnungspunkt „Grundsatzentscheidung zum Neubau Turmbergbahn“ im Durlacher Rathaus auch sehr gut von Bürgerinnen und Bürgern (dafür und dagegen) besucht – und von vielen Wortmeldungen der Räte geprägt. Zu Beginn der Diskussion erklärten sich drei Ortschaftsräte (2x Grüne und 1x SPD) für befangen, nahmen nicht an den Redebeiträgen teil, sondern im Publikum Platz.
Ob „Anbindung der Einrichtungen auf dem Turmberg an den ÖPNV“, „endlich Barrierefreiheit“, „autonomer Betrieb“, „finanziell darstellbar“ oder „alternativlos“: „Die Zeiten der alten Bahn sind zu Ende“, so Mathias Tröndle (SPD). Argumente habe es nun genügend gegeben, es sei Zeit für eine Entscheidung. Einwände würden nicht besser, wenn sie wiederholt werden würden, doch als Ortschaftsrat müsse man auch Kritik aushalten, allerdings auch eine Entscheidung treffen. Die SPD sprach sich dafür aus, hoffe dabei auf einen transparenten Prozess und wünscht sich ein Verkehrskonzept für den Turmberg.
Die CDU erklärte, nicht einheitlich zuzustimmen, so Andreas Kehrle (CDU): „Wir können uns ein Durlach ohne Turmbergbahn nicht vorstellen“. Dabei wurden die Punkte „ÖPNV“ und „Barrierefreiheit“ erneut betont, wenn auch für die CDU die erwarteten Fahrgastzahlen hoch angesetzt seien.
Verlängerung, Barrierefreiheit, Reduzierung Individualverkehr auf dem Turmberg, Integration in den KVV-Tarif und Akzeptanzsteigerung: Seit 2017 sei die Turmbergbahn ein Thema, erinnerte Martin Pötzsche (Grüne) und betonte, dass die Grünen dem zustimmen. Es könne heute ein erster Baustein für die Umsetzung sein, doch 50 Prozent müssten gefördert werden. Sicherlich würden Design, Grünstreifen und Kosten diskutiert werden, doch die Vorteile würden für die Grünen-Fraktion überwiegen: „Eine sinnvolle Infrastrukturmaßnahme“, jetzt würden notwendige Weichen gestellt, dies sei „eine Chance für Durlach“, die neue Turmbergbahn könnte eine Sehenswürdigkeit für die Stadt werden.
Dr. Stefan Noé (FDP) erinnerte an die Geschichte der Turmbergbahn, die heute fortgeschrieben werde: „Die Zeit ist reif für moderne urbane Mobilität.“ Die Workshops hätten dazu auch Input geliefert – und ein attraktives Angebot sorge auch für Akzeptanz.
Für Rena Thormann (Freie Wähler) würden die Kosten ein solches Projekt nicht rechtfertigen. Zudem hinterfragte sie die prognostizierten Fahrgastzahlen, monierte die Versiegelung der Fläche, die Behinderung einer Frischluftschneise und die entstehende Betonwüste.
Luna Labenz (Die Linke) sah mit Blick auf die Kosten die allgemeine Situation der Verkehrsbetriebe mit Fahrtausfällen problematisch, favorisierte den Umbau im Bestand.
Axel Rathjen (AfD) erinnerte auch an das Defizit der Verkehrsbetriebe; man müsse Prioritäten setzen, diese Lösung sei aber ein „nice to have“.
Dass es nur die Option Umbau oder keine Bahn gebe, monierte Norman Gaebel (FDP). Dies sei ein Druckmittel, um die Verlängerung zu bekommen; ein nicht akzeptables Vorgehen.
Das Thema bewege stark, so Gerd Clemens (Freie Wähler); betonte das „Nein“ zur Verlängerung. Solch ein „Prestigeprojekt“ hätte Auswirkungen auf den Karlsruher Haushalt; die Gelder würden woanders in der Stadt fehlen.
Eine deutliche Mehrheit der Durlacher Bürgervertreter möchte die neue Turmbergbahn
Bei der folgenden Abstimmung kam es zu einer deutlichen Mehrheit (12 „Ja“, 5 „Nein“, 1 Enthaltung) der Durlacher Bürgervertreter für die „verlängerte Modernisierung“. Am Dienstag (16. Dezember 2024) ist es nun Thema im Karlsruher Rathaus: Der Gemeinderat muss nach Vorberatung im Haupt- und Finanzausschuss und der deutlichen „Durlacher Empfehlung“ des Ortschaftsrates beschließen, die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) mit dem Neubau der Turmbergbahn vorbehaltlich der Förderzusage des Landes Baden-Württemberg über mindestens 50 % zu beauftragen – dann kann damit begonnen werden.
Das Thema Ersatzverkehr wird nochmals „angepackt“
Noch offen ist während der Modernisierung allerdings das Thema des „Ersatzverkehrs“ mittels Busses zum Turmberg hinauf. Die bisherige Absage erfolgte aus den Gründen „Kosten“, „Personalmangel“ und „Straßenanbindung“. Die Verkehrsbetriebe hatten zwar eine entsprechende Kostenaufstellung vorgelegt; doch der Ortschaftsrat hat fraktionsübergreifend – fast einstimmig – um einen weiteren Austausch mit angepassten Kosten gebeten. Es müsse ja nicht sein, dass der Ersatzverkehr von morgens 5 Uhr bis spät nachts sieben Tage die Woche fahre. Hier werde es, so „VBK“-Geschäftsführer Christian Höglmeier, in den kommenden Tagen noch einmal eine angepasste Kosten-Betrachtung geben.
Ergänzung (18. Dezember 2024)
Karlsruher Gemeinderat vertagt Entscheidung
Der Tagesordnungspunkt zur Turmbergbahn wurde am 17. Dezember 2024 kurzfristig von der Tagesordnung genommen.