Karlsruher Orgelspaziergänge am Tag des offenen Denkmals 2023

Kirchenmusikdirektor Johannes Blomenkamp an der Stumm-Goll-Orgel der Durlacher Stadtkirche. Foto: cg

Kirchenmusikdirektor Johannes Blomenkamp an der Stumm-Goll-Orgel der Durlacher Stadtkirche. Foto: cg

Auch in diesem Jahr beginnt am Tag des offenen Denkmals – der gleichzeitig der deutsche Orgeltag ist – zu jeder vollen Stunde in mindestens einer Karlsruher Kirche ein Orgelkurzkonzert.

Sonntag, 10. September 2023, 11 bis 19 Uhr

Es spielen die Karlsruher Kantorin und Kantoren bzw. „nebenamtliche“ Organisten. Besucher können sich ihren persönlichen Orgelspaziergang zusammenstellen, es gibt keine vorgeschlagene Route. Nach jedem Kurzkonzert besteht die Möglichkeit, einen Blick in die Orgel zu werfen.

Die Stationen im Einzelnen

11 Uhr, Zum Guten Hirten, Rintheimer Hauptstr. 79

Piping the Real Book

Gospel, Jazz und Pop-Standards mit Brigitte Graf (Saxofon) und Johann C. Haake (Orgel)

In das sogenannte „Real Book“ sind über 500 Musikstücke aus dem Jazz eingegangen. Es versammelt das Repertoire, das Jazz-Musikerinnen und -Musiker in den letzten Jahrzehnten gepflegt haben. Aufgeschrieben sind in der Regel eine Melodie und die zugehörigen Akkorde, manchmal noch ein Hinweis auf den Rhythmus und berühmte Interpretinnen bzw. Interpreten. Der Rest ist Improvisation. Einige der Songs aus dem „Real Book“ haben es zu große Popularität gebracht. In ihrem 30-minütigen Kurzkonzert während der Karlsruher Orgelspaziergänge am Tag des offenen Denkmals präsentieren Brigitte Graf (Saxofon) und Johann Christoph Haake (Orgel) eine kleine Auswahl. Swing, Blues, Ballade und Latin mit Hand- und Fuß.

11 Uhr, Auferstehungskirche Rüppurr

Swinging Organ

Werke von Michel, Mons Leidvin Takle, Matthias Nagel, Johannes Blomenkamp
Dieter Cramer, Orgel

Kantor Dieter Cramer (Jahrgang 1964) wuchs in Karlsruhe-Rüppurr auf und studierte Anfang der 1980er Jahre an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg. Anschließend übernahm er das Kantorat seiner Heimatgemeinde Rüppurr. das in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert. Im Jahr 2019 wurde Cramer für seine Arbeit mit dem Badischen Kirchenmusikpreis ausgezeichnet. Auf Bezirksebene begleitet er derzeit die Posaunenchorarbeit.

Die Orgel der Auferstehungskirche Rüppurr wurde 1968 von der Firma Werner Bosch (Kassel) erbaut. 36 klingende Register sind auf drei Manuale und das Pedalwerk verteilt. Die Renovierung 2008/9 optimierte durch Neuintonierung und den Einbau einer Setzeranlage die klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten des mechanischen Werkes. Schleierbretter (Entwurf Martin Kares) zeigen die Weiterentwicklung auch in der optischen Erscheinung des Instruments.

12 Uhr, Johanniskirche, Werderplatz

Musik vom Rastatter Hofkomponisten J.C.F. Fischer

Daniel Kaiser, Orgel

12 Uhr, St. Peter und Paul, Peter und Paul Platz 1, Mühlburg

Orgelmatinee

Stefan Fritz, Orgel

Stefan Fritz ist Kantor in der Seelsorgeeinheit „Allerheiligen West-Nord“. Zuvor wirkte er 38 Jahre an der Musikschule Ettlingen u. a. als Chorleiter, Fachgruppenleiter und Initiant verschiedener Musikprojekte (z. B. im Bereich „Klassik“ begegnet „populär“). Er studierte Orgel, Cembalo und Klavier in Karlsruhe und Zürich bei Hans Joachim Haarbeck, Johann Sonnleitner und Carmen Piazzini.

Die Klais-Orgel der Kirche St. Peter und Paul in Mühlburg wurde 1961 erbaut. Sie hat 35 Register auf drei Manualen (Hauptwerk, Schwellwerk, Rückpositiv) und Pedal. Das neobarock ausgerichtete Instrument hat durchaus klangliche Qualitäten, die momentan aber nur noch zu erahnen sind. Deshalb soll die Orgel 2024 einer Reinigung und Instandhaltung unterzogen werden, um sie für die kommenden Jahrzehnte fit zu machen bzw. zu halten.

13 Uhr, Stadtkirche Durlach, Pfinztalstraße 31

Zwischen Barock und Jazz

Werke von Bach, Mendelssohn und Gárdonyi
Johannes Blomenkamp, Orgel

Kirchenmusikdirektor Johannes Blomenkamp studierte Kirchenmusik in Heidelberg. Nach 10 Jahren als Kreiskantor in Gehrden bei Hannover ist er seit 2007 Kantor an der Stadtkirche Durlach und Bezirkskantor der Ev. Kirche in Karlsruhe. Neben der Durlacher Kantorei leitet er die Knabenchöre und die Jugendkantorei der Durlacher Singschule. Mit dem Gospel- & Jazzchor „spirited voices“ gewann er 2013 den Landeschorwettbewerb in der Kategorie „populäre Chormusik, a capella“.

Die Stumm-Goll-Orgel der Stadtkirche Durlach wurde 1999 durch die Schweizer Orgelbaufirma Goll (Luzern) grundlegend erneuert. Seither ist sie ein Instrument, das von den Anfängen der Orgelmusik über deren Hochphasen in Barock und Romantik bis hin zu Jazz und Pop-Klängen in allen Genres zu Hause ist. Sowohl in klanglicher Hinsicht (41 Register mit 2660 Pfeifen) als auch in der handwerklichen Verarbeitung (rein mechanische Spielanlage) genügt sie höchsten Ansprüchen.

Dies gelang bei Wahrung der klingenden und architektonischen historischen Substanz. Die Ursprünge des Instruments gehen zurück in das Jahr 1759, in dem die erste Orgel der Stadtkirche Durlach von den damaligen Hunsrücker Orgelbauern Stumm erbaut wurde. Register wie der Prinzipal 8‘ des Hauptwerks, die Oktave 4‘ des Positivs oder der Prinzipal 16‘ aus dem Pedalwerk klingen heute immer noch.

Eine erste Umarbeitung und Ergänzung fand im 19. Jahrhundert durch den Orgelbauer Voit statt. Dieser hatte seine Werkstatt nur wenige Schritte von der Stadtkirche Durlach entfernt. Klanglich erhielt das Instrument durch ihn einige der heute ebenfalls noch erhaltenen romantisch geprägten Stimmen.

14 Uhr, Lutherkirche, Gottesauer Platz

Talent Monument: historisch – aktuell

Werke von Pachelbel, Böcking, Fey u.a.
Dorothea Lehmann-Horsch, Orgel

Kirchenmusikdirektorin Dorothea Lehmann-Horsch studierte Musikwissenschaft und Theaterwissenschaften an der Universität in Erlangen und Kirchenmusik in Heidelberg. Seit November 1992 ist sie Kantorin und Organistin an der Lutherkirche in Karlsruhe. Dort baute sie nach und nach die „Lutherana Karlsruhe – Kantorei und Chorschule an der Lutherkirche“ auf.

Die Mönch-Orgel der Lutherkirche: In Anlehnung an die ursprüngliche Orgel (Voit, 1907) und passend zum Jugendstil der Luther-kirche hat sich die Firma Mönch (Überlingen/Bodensee) an einem deutsch-romantischen Konzept orientiert. Äußerlich ist dies erkennbar durch den offenen, flächenartigen Freipfeifenprospekt und ein Messing-Zierband, das an die äußere Gestalt der ursprünglichen Voit-Orgel erinnert.

Die Orgel steht mittig auf der Empore und ergibt so eine sichtbare Einheit von Altar, Kanzel und Orgel, verdeutlicht auch durch die farbige Gestaltung eines Ornamentbandes mit gemeinsamen Motiven.

Die 41 klingenden Register sind auf 3 Manuale (Hauptwerk, Schwellwerk, Echowerk) und Pedal verteilt. Die 2610 Pfeifen sind zu etwa 18% aus historischem Bestand. Die größten Basspfeifen, der Kontrabass, wurden aus der Walcker-Orgel (1952 - 1998) übernommen, und sind erkennbar durch die Zinkoberfläche, die sich deutlich von den neuen Zinnpfeifen absetzen, wodurch sich eine interessante Tiefenwirkung der Orgel ergibt. Auch Pfeifenreihen aus anderen historischen (Voit-)Orgeln konnten passend eingebunden werden wie z.B. der Oktavbass 8‘ im Pedal.

15 Uhr, St. Bernhard, Durlacher Tor

„A late summer walk“

Werke von Dudley Buck, Max Reger und C.M. Widor
Lucas Bastian, Orgel

Kantor Lucas Bastian (* 1996 ) bekam seinen ersten Orgelunterricht im Alter von 11 Jahren. Im Jahr 2015 war er Preisträger beim Bundeswettbewerb von „Jugend Musiziert“. Anschließend studierte er Bachelor Kirchenmusik B und Master Kirchenmusik A an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Von 2016 bis 2023 war Lucas Bastian neben seines Studiums Organist und Kirchenmusiker an St. Franziskus und St. Johannes in Stuttgart. Von 2019 bis 2021 war er zusätzlich Organscholar an der Amerikanischen Kathedrale in Paris. Zu seinen prägenden Lehrern zählen Ludger Lohmann, Andrew Dewar, Nathan Laube, Jürgen Essl und Johannes Mayr. Seit Juni 2023 ist Lucas Bastian Kantor der katholischen Kirchengemeinde St. Raphael in Karlsruhe. Seit Jahren geht er einer regen Konzerttätigkeit im Inn- und Ausland nach.

Die Orgel in St. Bernhard wurde im Jahr 2018 von der Leonberger Orgelbaufirma  Mühleisen errichtet. Das Instrumen verfügt über 54 klingende Register, verteilt auf 3 Manuale und Pedal. Die breit aufgestellte Disposition der Orgel ermöglicht die Darstellung von Orgelwerken aus nahezu allen Epochen der Musikgeschichte.  Der sinfonische Charakter der Orgel zeigt sich besonders im Zusammenspiel mit der Kathedralakustik des Kirchenraumes, was sich sehr inspirierend auf das Orgelspiel auswirkt und dem Zuhörer ein unverwechselbares Klangerlebnis bietet.

15 Uhr, Paul-Gerhardt-Kirche, Breite-Straße 49a

„Ein feste Burg ist unser Gott“

Choralbearbeitungen zu Martin Luthers Lied von Willscher und Chilla u.a.
Michael Rösch, Orgel

16 Uhr, Ev. Stadtkirche Karlsruhe, Marktplatz

Von Bergen über Paris und Prag nach Rom

Werke von Grieg, Rameau, Frescobaldi, Reger
Christian-Markus Raiser, Orgel

Kirchenmusikdirektor Christian-Markus Raiser ist nach Studien der Kirchenmusik in Stuttgart und Trossingen und Lehrtätigkeiten an den Hochschulen für Musik Trossingen und Heidelberg seit nun 25 Jahren Kantor und Organist der Ev. Stadtkirche Karlsruhe, der Bischofskirche der Ev. Landeskirche in Baden sowie künstlerischer Leiter verschiedener dort sowie in der Kleinen Kirche angesiedelter Konzertreihen.

In der Ev. Stadtkirche Karlsruhe ist mit gleich zwei sehr unterschiedlichen und besonderen Orgeln eine außergewöhnliche und großartige Orgelsituation anzutreffen. Die ursprüngliche und erste Orgel der Stadtkirche stammte aus dem Kloster Villingen aus der Werkstatt von Johann Andreas Silbermann von 1751. Immer wieder wurde sie erweitert und umgebaut. Nach der Zerstörung der Stadtkirche im Jahr 1944 erbaute die Firma Steinmeyer das Instrument in der jetzigen Form mit einem Prospekt des Architekten der Stadtkirche, Horst Linde. 2005 wurde das Instrument mit seinen 73 Stimmen und vier Manualen grundlegend saniert.

Die Geschichte der zerstörten Silbermann-Orgel wurde weitergeführt durch eine zweite Orgel, die Chororgel von Rémy Mahler mit drei Manualen und 24 Registern, wobei das Positiv dieselbe Disposition aufweist wie einst die Vorgänger-Orgel aus dem Hause Silbermann. Klang und Charakteristik dieses Instruments sind französisch barock orientiert. 2005 wurde das Instrument eingeweiht.

17 Uhr, Kath. Stadtkirche St. Stephan, Erbprinzenstraße 16

Bach, Karg-Elert und Alain

Patrick Fritz-Benzing, Orgel

Patrick Fritz-Benzing ist Bezirkskantor der Erzdiözese Freiburg und Kantor an der kath. Stadtkirche St. Stephan in Karlsruhe. Zudem ist er als Orgelsachverständiger für das Dekanat Karlsruhe zuständig. Er studierte Kirchenmusik (A-Examen) und Orgel in Freiburg und Amsterdam. Zu seinen prägenden Lehrern zählen insbesondere Zsigmond Szathmáry und Jacques van Oortmerssen. Der Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes war Preisträger mehrerer internationaler Orgelwettbewerbe und unterrichtete von 2007 bis 2019 als Lehrbeauftragter eine Orgelklasse an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg. Als Dirigent konnte er mit dem Karlsruher Stephanschor bislang einen Großteil des gängigen Oratorienrepertoires aufführen.

Nach dem Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche St. Stephan er hielt diese im 1959 ein Instrument der Bonner Orgelbaufirma Klais. Aus Kostengründen war das Instrument mit 48 Registern allerdings von Anfang an zu klein konzipiert. Zahlreiche Zu- und Umbauten waren die Folge bis die Orgel 1988 auf 62 Register angewachsen war. Im Jahr 2012 wurde die Orgel von der Firma Klais technisch komplett neu gebaut und erweitert. Fast das gesamte Pfeifenmaterial der alten Orgel konnte überarbeitet und neu intoniert in das Konzept integriert werden. Durch neu hinzugefügte Register und die besonderen Verwendungsmöglichkeiten des Auxiliares ist jegliche klangliche Lücke beseitigt. Insgesamt besitzt die Orgel nun knapp 5.000 Pfeifen und 74 Register.

18 Uhr, Christuskirche

Meer Bach!

Max Reger Phantasie und Fuge über den Namen BACH, Außerdem Werke von Hindemith und Schumann / Carsten Wiebusch, Orgel

„Nicht Bach, Meer müsste er heißen“, Ludwig van Beethoven erfasste mit diesem Ausspruch, so anekdotisch er erscheint, ein Stück Wahrheit. Die Musik von Bach weist über sich selbst hinaus, gerade in den ausdrucksmäßigen Dimensionen der Musik, die durch die Romantik im 19. Jahrhundert und die klassische Moderne des 20. Jahrhunderts ein unerschöpflicher Inspirationsquell für Komponisten und Interpreten waren und es bis heute sind. Der Zyklus „Meer Bach“ stellt die Musik des Leipziger Meisters in den Mittelpunkt, aber in einer Weise, die diese unzähligen Anknüpfungspunkte zu teils ganz andersartiger Musik betont.

Carsten Wiebusch ist Orgelprofessor an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste Frankfurt und war zuvor bis 2017 als Kantor an der Christuskirche tätig. Dort wirkt er immer noch als Organist. Von ihm wurde maßgeblich der Neuaufbau der Klais-Orgel geleitet.

Dabei wurde der klangliche Kern des Instrumentes, die vorherige Klais-Orgel übernommen, ohne sie im Mindesten klanglich zu verändern oder aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang zu reißen. Dieser alte Kern besticht nach wie vor durch die besondere Kühle und Durchsichtigkeit des Klanges. Hinzugefügt wurde eine großzügige Palette kraftvoller, grundtöniger, ja poetischer Klangfarben.

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