Zahlreiche Ausgrabungen in der Innenstadt von Durlach lieferten in den Jahrzehnten vor der Jahrtausendwende eine Fülle von Informationen über die Vergangenheit der Stadt zwischen Schwarzwald und Oberrhein. Bislang konnte das dabei geborgene Fundgut nur in wenigen Fällen ausgewertet und publiziert werden.
Dies gilt auch für den Massenfund von Keramik, der 1996 in der Durlacher Rebenstraße zutage kam. Im Rahmen einer Studie zur reliefierten Ofenkeramik in Südwestdeutschland konnten die Ofenkacheln von dort näher untersucht werden. Sie stammen aus einer Töpferei an der Peripherie des Vorgängerbaus des Residenzschlosses Karlsburg. Über Vergleiche lassen sie sich in das ausgehende 15. Jahrhundert bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts datieren. In diesem Zeitraum dürfte ein Töpfer in dem Areal tätig gewesen sein, der erstaunlich qualitätvolle Kacheln produzierte.
Bei genauerer Betrachtung verraten uns die Durlacher Kacheln eine Vielzahl von Geheimnissen. Sie bauen eine Brücke in die Bilderwelt und das Denken unserer Vorfahren. Die Motive waren topaktuell. Tauchen Sie ein in die Welt der kleinen Reliefs, die uns viel Geschichte und viele Geschichten erzählen.
Im Rahmen des reich bebilderten Vortrags wird das Fundgut erstmals vollständig vorgestellt. An ausgewählten Beispielen geht es jedoch nicht nur darum, die Rolle Durlachs als Produktions- und Verbrauchsort von Ofenkeramiken in der Spätgotik und der Renaissance vorzustellen. Zusätzlich lässt sich ein Blick auf neueste Methoden auf den Feldern Erfassung und Visualisierung werfen. Im Vergleich mit dem benachbarten Ettlingen zeigt sich, welche Sonderrolle der späteren Residenzstadt Durlach in einem damals bereits als globalisiert zu charakterisierenden Güteraustausch zugekommen sein dürfte.
Zum Referenten
Harald Rosmanitz wurde 1962 im badischen Karlsruhe geboren und wuchs in der Altstadt von Durlach auf, wo er das hiesige Markgrafen-Gymnasium absolvierte. Danach studierte er Kunstgeschichte, Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalterliche und Neue Geschichte an den Universitäten von Heidelberg und Karlsruhe. In seiner Magisterarbeit beschäftigte er sich mit frühbarocken Kachelöfen aus Karlsruhe-Durlach. 2022 schloss er berufsbegleitend seine Dissertation zu reliefierter Ofenkeramik aus Süd- und Südwestdeutschland an der Universität in Halle/Saale ab.
Anschließend war er als Museumspädagoge im Museum im Ritterhaus in Offenburg sowie als Leiter des Keramikmuseums Westerwald in Höhr-Grenzhausen tätig. Ab 2001 zeichnete er für das Europäische Koordinationsbüro „Pathways to Cultural Landscapes“ – ein Projekt des Programms Kultur 2000 der Europäischen Union verantwortlich.
Rosmanitz lebt seit rund 20 Jahren im unterfränkischen Partenstein und ist seit 2004 als Projektleiter „Archäologie“ des Archäologischen Spessartprojekts – Unterfränkisches Institut für Kulturlandschaftsforschung an der Universität Würzburg e. V. in Aschaffenburg tätig. Seit Oktober 2022 steht er auch dem Geschichts- und Burgverein Partenstein e.V. als Vorsitzender vor. Er betreut als Redakteur und Webmaster verschiedene Websites (siehe Links).
Zahlreiche Aufsätze in in- und ausländischen Zeitschriften wurden von ihm publiziert. Drei Untersuchungsgebiete stehen aktuell im Zentrum seiner Forschungen: Die Spessartburgen als Teil einer Kulturlandschaft aus archäologischer Sicht, die kleinräumigen Kulturlandschaften im europäischen Vergleich und die historische Ofenkeramik.
"Für besondere Verdienste um die Erforschung von Durlachs Geschichte und die Bewahrung des historischen Erbes" wurde Harald Rosmanitz in seiner alten Heimatstadt 2022 feierlich der Karl-Gustav-Fecht-Preis verliehen.
Der Eintritt ist frei, Spenden willkommen.