„Kostengünstige Tickets sind wichtige Bausteine, um den öffentlichen Nahverkehr noch attraktiver zu machen und die klimafreundliche Verkehrswende vor Ort weiter voranzutreiben. Diese beiden neuen Ticketprodukte vereinfachen unser Tarifsystem und erleichtern den Einstieg in den ÖPNV“, macht Dr. Frank Mentrup, Aufsichtsratsvorsitzender des KVV und Karlsruher Oberbürgermeister, deutlich. Auch die vielen Abo-Kunden des KVV – rund 80 Prozent der Fahrgäste im KVV nutzen bereits Zeitkarten des Verkehrsverbundes – profitieren von diesen neuen Angeboten, die die Fahrt mit Bus und Bahn für sie noch günstiger machen und sie in Zeiten der hohen Inflation finanziell entlasten.
JugendticketBW startet ab März
Das JugendticketBW wird zum 1. März 2023 eingeführt. Am Montag hatte Landesverkehrsminister Winfried Hermann auf der Landespressekonferenz nochmals die Eckpunkte dieses neuen Tarifproduktes vorgestellt. Es wird ab Ende Januar auch beim KVV erhältlich sein. Mit dem JugendticketBW können Schülerinnen und Schüler, Studierende oder Auszubildende unter 27 Jahren für einen Euro pro Tag den öffentlichen Nahverkehr in ganz Baden-Württemberg nutzen. Bei Fahrgästen, die bereits eine ScoolCard haben und für den Bezug berechtigt sind, wird der KVV das Abo auf das günstigere JugendticketBW umstellen: „Sie brauchen sich also um nichts kümmern und erhalten ab Ende Januar per Postversand das JugendticketBW“, betont der KVV.
Das JugendticketBW wird vom Land Baden-Württemberg und den kommunalen Aufgabenträgern gemeinsam finanziert. Das Ministerium für Verkehr übernimmt bis Ende 2025 im Rahmen des Förderprogramms Landesweites Jugendticket 327 Millionen Euro. Das entspricht rund 70 Prozent der Gesamtkosten. Auf die Kommunen entfällt der restliche Betrag – so auch auf die Stadt Karlsruhe.
Bundesweites Deutschlandticket
Der genaue Termin für den bundesweiten Verkaufsstart des Deutschlandtickets, das zum Preis von 49 Euro pro Monat erhältlich sein wird, steht indes noch nicht fest. Der ÖPNV-Branchenverband VDV rechnet derzeit mit einer Einführung frühestens zum 1. Mai 2023, sofern bis dahin alle rechtlichen Voraussetzungen auf Bundes- und EU-Ebene vorliegen. Bund und Länder finanzieren das Deutschlandticket, mit dem man den Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland nutzen kann.
KVV-Tarife steigen im Sommer deutlich
Weiterhin stellt die dramatische Preisentwicklung der vergangenen Monate – insbesondere die rasant gestiegenen Kosten für Energie, Kraftstoff und Material – die Verkehrsunternehmen im KVV vor große Herausforderungen. Deshalb hat der KVV-Aufsichtsrat am Mittwoch in seiner turnusmäßigen Sitzung beschlossen, die Tarife zum 1. August 2023 um durchschnittlich 9,7 Prozent anzuheben.
„Dieser Schritt ist uns nicht leicht gefallen. Wir können aber nicht die Augen vor der schwierigen wirtschaftlichen Situation verschließen, in der sich die gesamte ÖPNV-Branche befindet“, erklärt Mentrup. Viele Verkehrsunternehmen im KVV bangen mittlerweile um ihre Existenz. „Um das bestehende, gute Nahverkehrsangebot in der Region aufrechterhalten zu können, müssen wir eine auskömmliche Finanzierung des ÖPNV sicherstellen. Die kommunalen Haushalte können das nicht alleine auffangen“, macht Mentrup deutlich. Bereits heute decken die Einnahmen aus Ticketverkäufen ohnehin nur etwa 45 Prozent der tatsächlichen Kosten des ÖPNV, der andere Anteil wird von den Aufgabenträgern finanziert.
„Um die gestiegenen Betriebskosten voll aufzufangen, müssten die Ticketpreise im KVV gemäß dem festgeschriebenen, indexbasierten Verfahren eigentlich in diesem Jahr um 16,57 Prozent erhöht werden – der Index berücksichtigt maßgeblich die Preisentwicklung bei Diesel und Strom sowie Lohnkosten. Die Gesellschafter des KVV – Städte und Landkreise in der Region – haben sich aber darauf verständigt, die Tarifanpassung für 2023 sozialverträglich zu gestalten und auf 9,7 Prozent zu begrenzen“, so der Karlsruher Verkehrsverbund. Die verbleibende Differenz muss über die kommunalen Haushalte kompensiert werden.