Die Kelten, eines der großen „barbarischen“ Völker Mitteleuropas, sind die erste historisch fassbare, aus antiken Schriften griechischer Historiker des 6. vorchristlichen Jahrhunderts namentlich bekannte Stammesgemeinschaft archäologischer Kulturen in Zentraleuropa.
Ihre politischen Strukturen, religiösen Vorstellungen und ihre faszinierende Kunst erweisen sich in zahlreichen archäologischen Quellen als ebenbürtig neben den Hochkulturen Griechenlands und Roms. Ihre Wanderungen, Feldzüge und persönlichen Kontakte zur mediterranen Welt hinterließen Spuren bis nach Kleinasien.
In unserer Region sind besonders imposant die Fürstensitze der frühen Kelten des 6. und 5. Jahrhunderts und ihre Großstädte, die sog. Oppida, die politischen Machtzentren des 2. und 1. vorchristlichen Jahrhunderts. Die Kelten pflegten immer enge Kontakte zu den antiken Hochkulturen und übernahmen von ihnen viele Gepflogenheiten und Produkte im Gebiet nördlich der Alpen, bereits lange bevor sie von den Römern besiegt und integriert wurden. So entwickelten sie nach griechischem Vorbild auch ein eigenes Zahlungssystem mit einer von der keltischen Kunst geprägten Münzwirtschaft.
Zum Referenten
Dr. Karl-Friedrich Rittershofer ist Archäologe und Bauhistoriker. Er wurde 1952 in Karlsruhe geboren und wuchs in Durlach auf, wo er 1971 das Abitur am Markgrafen-Gymnasium absolvierte. Er studierte in Heidelberg und Darmstadt Ur- und Frühgeschichte sowie Klassische Archäologie, Baugeschichte und Alte Geschichte und promovierte 1980 in Heidelberg mit einem Thema zur Bronzezeit.
Rittershofer war Mitarbeiter des Deutschen Archäologischen Instituts, wirkte an dessen Frankfurter Abteilung, der Römisch-Germanischen Kommission und leitete dort die Redaktion der wissenschaftlichen Zeitschrift „Germania“. Er führte neben zahlreichen kleineren archäologischen Untersuchungen in Deutschland und Südosteuropa von 1988 bis 1997 Ausgrabungen an der spätmittelalterlichen Wasserburg von Oberursel-Bommersheim und von 1999 bis 2004 im keltischen Oppidum auf dem Dünsberg bei Gießen durch.
Seit 2005 leitete er ein internationales Forschungsprojekt zur Dendrochronologie im Raum südlich und südöstlich der Alpen. Hiermit soll entsprechend der mitteleuropäischen Standardkurve in den nächsten Jahren eine durchgehende Jahrringkurve archäologischer Holzfunde von heute bis ins 6. vorchristliche Jahrtausend in den klimatisch abweichenden Gebieten Süd- und Südosteuropas erstellt werden, mit der man dann archäologische Kulturen genauer datieren kann. 2017 ging er in den Ruhestand.
Zu den langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeiten gehörte die Position als Kreisarchäologe im Hochtaunuskreis. Im Herbst 2019 wurde Rittershofer zum Präsidenten der Archäologischen Gesellschaft in Hessen gewählt. Er hat zwischenzeitlich zahlreiche nationale und internationale wissenschaftliche Kongresse und Kolloquien veranstaltet und ist Autor und Herausgeber vieler wissenschaftlicher Publikationen.
Neben seinen beruflichen Schwerpunkten bildete sich Rittershofer 2006 weiter zum diplomierten Fundraising Manager FA, um u.a. Fördermittel für Ausgrabungen und gemeinnützige Organisationen zu gewinnen. Er lebt heute abwechselnd im hessischen Rosbach vor der Höhe und in seiner Heimatstadt Durlach.
Der Eintritt ist frei, Spenden willkommen.