Der Karl-Gustav-Fecht-Preis wird in der Regel alle zwei Jahre für besondere Verdienste um die Erforschung von Durlachs Geschichte und die Bewahrung des Historischen Erbes vergeben – in diesem Jahr zum ersten Mal mit einer eigens zum Preis angefertigten silbernen Medaille.
Nach Vorschlag aus der Mitgliedschaft und einstimmigem Beschluss des Vorstandes habe der Freundeskreis Pfinzgaumuseum mit Rosmanitz „einen würdigen Preisträger 2022 gekürt“, so der Verein. Seine archäologischen Forschungsarbeiten – sei es am Saumarkt oder zu historischen, frühbarocken Ofenkacheln – sowie seine Publikationen zu Durlach und der Region hätten ihren Nachhall gefunden und seien ein wichtiger und wertvoller Teil der modernen Geschichtsforschung geworden.
Rosmanitz, der inzwischen im Spessart lebt und beim Archäologischen Spessartprojekt arbeitet, war persönlich vor Ort, um den Preis entgegenzunehmen. Besonders freute ihn dabei das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Geschichtslehrer Dr. Peter Güß, der ebenfalls schon Preisträger war (2006) und vielen Durlachern aus ihrer Schulzeit am Markgrafen-Gymnasium bekannt sein dürfte. Zusammen teilten sie ihre Faszination für Geschichte, lernten voneinander und schlussendlich war es sein damaliger Schüler Rosmanitz, der bei Güß das später ausgeprägte Interesse für Durlachs Geschichte weckte – dafür sei er ihm bis heute dankbar.
Laudatio des Abends
Harald Rosmanitz ist heute ein bekannter und geschätzter Fachmann der Archäologie im Spessart (Archäologisches Spessartprojekt) und gräbt seit über 30 Jahren spannende Geschichte aus. Doch wie kam es dazu und was hat es mit Durlach zu tun?
Am 28. April 1962 wurde Harald Rosmanitz in Karlsruhe geboren. Schon der junge Harald hatte eine Vorliebe zur Geschichte und Archäologie. Seine Eltern Nikolaus und Eugénie Rosmanitz waren wohl schuld, die ab und zu – und dann mit ihm – das Pfinzgaumuseum bewachten, in dem wir heute Abend zu Gast sind. Das übrigens völlig ehrenamtlich – aus echtem Idealismus!
Unweit davon besuchte er als Schüler das Durlacher Markgrafen-Gymnasium. Sein Geschichtslehrer dort war hierbei ein uns nicht ganz unbekannter Herr – ein gewisser Dr. Peter Güß. Wir freuen uns, dass auch er heute Abend auch hier ist und uns später sicher noch Anekdoten aus dieser Zeit verrät.
Wie ging es weiter? 1982 verbrachte Harald Rosmanitz seinen Wehrdienst beim Wehrgeschichtlichen Museum in Rastatt. Im Anschluss studierte er an der Universität Heidelberg und am heutigen KIT Kunstgeschichte und Geschichte, sowie Ur- und Frühgeschichte. Jedoch – keine klassische Archäologie.
In den späten 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts war Harald Rosmanitz – inzwischen ehrenamtlicher Mitarbeiter der Landesdenkmalpflege in Karlsruhe – jedoch derjenige, der in allen zugänglichen Bauschutt-Containern nach historisch wertvollen Dingen stöberte und dabei in Durlach oft fündig wurde.
Als der Saumarkt 1991 von Autos befreit wurde und neu gepflastert werden sollte, ergab sich die Chance einer archäologischen Untersuchung und Harald Rosmanitz war natürlich gleich mit dabei: Man vermutete einen Friedhof aus keltischer Zeit und fand auch ein paar Knochen.
Viel spannender für Rosmanitz war aber, dass man auf den zugeschütteten, quadratischen Keller eines reichen Kaufmanns aus der Zeit vor dem großen Brand gestoßen ist! Im Brandschutt von 1689 fand man Buchschließen und andere Gegenstände. Vor allem aber 141 Einzelscherben. Es waren die sehr gut erhaltenen Reste von Kombinationsöfen mit keramischen Aufbauten. 7 der Scherben bildeten u.a. die Terra - die „Allegorie der Erde“ nach. Weitere kunstvolle Kacheln ließen sich zusammensetzen. So auch Blattkacheln mit der oberrheinischen Apostelserie, darunter die „Heilige Ursula“. Das Bemerkenswerte an dem Fund vom Saumarkt ist die seltene Vollständigkeit der Öfen mit gusseisernen Unterbauten. Das findet man nicht oft.
Harald Rosmanitz kümmerte sich gleich darum und wurde dabei zum Spezialisten für historische Kachelöfen. Er veröffentlichte seine Forschungsergebnisse und half mit, zumindest einen der Durlacher Öfen wieder herzustellen. Dieser wurde dann sogar in Konstanz gezeigt und ging irgendwann an das Badische Landesmuseum, wo er allerdings bald in der Versenkung verschwand.
Die energische Nachfrage des Freundeskreis Pfinzgaumuseum mehrere Jahre später, wo denn das Glanzstück aus Durlach verblieben sei, lief lange ins Leere. Doch – plötzlich fand man ihn dann doch wieder – im Depot, hinter der Majolika. Mit unserer finanziellen Unterstützung wurde er daraufhin saniert und steht heute im Pfinzgaumuseum (Im Prinzessenbau). Auch im nahen Ettlingen kümmerte sich Harald Rosmanitz um ähnlich alte Funde, insbesondere wieder Reste von Kachelöfen, die nun sein Leben für immer mitprägen sollten.
Im November 1991 war Rosmanitz derjenige, der entdeckte, dass beim Aushub für den Bau der Gewerbeschule in der Grötzinger Straße sehr alte Mauern zu Tage treteten. Er bat den Baggerführer, die Arbeiten doch für eine archäologische Untersuchung zu unterbrechen. Der Baggerführer meinte jedoch nur lapidar, er habe nur alte Gartenhäuser ausgegraben und Auftrag ist schließlich Auftrag. Die Behörde wurde derweil von Rosmanitz informiert. Der Abbruch – ging jedoch weiter!
Wie eine spätere Untersuchung ergab war das aufgetauchte Gebäude 2.000 Jahre alt – die Reste einer römischen Villa Rustica aus dem Jahre 115-120 nach Christus. Erst nach dem nun bereits mehr als die Hälfte des römischen Gutshofes weg gebaggert war, kam das Landesdenkmalamt mit einer Verfügung dazu, die Bauarbeiten endlich zu stoppen. Der Bau der Gewerbeschule wurde daraufhin ca. 50 m nach Norden verlegt. Glück im Unglück - nur Dank des frühen Fundes von Harald Rosmanitz ist deshalb heute noch ein Teil des Gutshofes zu sehen, die Fundamente und ein Keller. (Aber eben Römische Funde aus Durlach!) Ohne sein rechtzeitiges Handeln hätte wohl niemand etwas bemerkt. (Und der Gutshof wäre für immer verloren gewesen, ohne das es jemand mitbekommen hätte)
Als unser Verein kurz nach der Gründung Anfang der 1990er Jahre mit den ersten Historischen Vorträgen begann, kamen zunächst nur wenige Besucher. Harald Rosmanitz war damals Vorsitzender des Arbeitskreises Archäologie in Karlsruhe und auch dort kamen bei Vorträgen anfangs nur wenige Besucher. So legten beide Vereine unsere monatlichen Vorträge einfach zusammen! Und auf einmal wurde der Bürgersaal im Durlacher Rathaus immer voller. Dabei organisierte die Hälfte der Vorträge bis vor kurzem der Arbeitskreis (Seitdem muss ich dies alleine tun, mit der Unterstützung meines Vorstandes).
Fazit: Harald Rosmanitz ist es zu verdanken, dass die Archäologie in Durlach – durch seine Funde und die entstandene Begeisterung – die verstärkt bekannt und erstmals angemessen geschätzt wurde. Er hat er uns gelehrt, dass man bei allen Baumaßnahmen und vor allem Grabungen in der Altstadt ein waches Auge auf mögliche Funde haben sollte!
Durlach hat ihm Einiges zu verdanken, für das wir ihn heute endlich auszeichnen möchten – mit dem Karl-Gustav-Fecht-Preis, erstmals auch in Form einer eigens angefertigten Medaille, der Karl-Gustav-Fecht-Medaille. Herzlichen Glückwunsch!
Laudator
Robin Cordier, Vorsitzender Freundeskreis Pfinzgaumuseum – Historischer Verein Durlach e.V.