Endspurt beim 9-Euro-Ticket: Land bereitet sich vor

Endspurt beim 9-Euro-Ticket. Fotos/Montage: cg

Endspurt beim 9-Euro-Ticket. Fotos/Montage: cg

Countdown für das Neun-Euro-Ticket: Während sich vor den Ticketschaltern erste Schlangen bilden, bereiten sich die Nahverkehrsunternehmen unter Hochdruck auf den großen Ansturm in den Monaten Juni bis August vor. Unterstützt werden sie dabei vom Verkehrsministerium und der landeseigenen Nahverkehrsgesellschaft.

Damit das Experiment im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) „Neun-Euro-Ticket“ zum Aushängeschild für den Öffentlichen Nahverkehr und die Verkehrswende wird, mobilisiert das Verkehrsministerium derzeit alle möglichen Ressourcen. Verkehrsminister Winfried Hermann macht deutlich: „Wir wollen, dass das Neun-Euro-Ticket im Land zu einem Erfolg wird. Daher werden wir alles tun, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Mein Haus unterstützt hier mit allen Kräften. Ziel muss es sein, den neuen Nutzerinnen und Nutzern den Nahverkehr schmackhaft zu machen, um mehr Dauernutzer zu gewinnen!“

2,2 Millionen zusätzliche Sitzplätze

Im Rahmen des Möglichen stellt das Verkehrsministerium bei zu erwartenden Engpässen zusätzliche Züge und Kapazitäten bereit. Insgesamt geht das Ministerium von 2,2 Millionen zusätzlichen Sitzplätzen auf 730.000 Zugkilometern und rund 30.000 zusätzlichen Zugkilometern aus. Ein Zugkilometer ist dabei ein von einem Zug gefahrener Kilometer Strecke.

Die Situation soll wöchentlich in einem Expertenstab mit Vertreterinnen und Vertretern des Verkehrsministeriums, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW), der DB Station&Service, der DB-Netze und der Verkehrsunternehmen bewertet und koordiniert werden. Vor allem nach den Pfingstferien wollen die Fachleute ein erstes Zwischenfazit ziehen, um zu sehen, wo nachgesteuert werden muss.

Zeitnahe Kommunikation bei Engpässen

Geplant ist außerdem, die Fahrgäste auf den Bahnsteigen an gefragten Routen zu unterstützen und über Engpässe in den Zügen zu informieren. Besonderes Augenmerk gilt dabei den ohnehin gefragten Strecken, wie etwa der Frankenbahn, den Strecken in Richtung Bodensee und dem Murgtäler Radexpress.

Ferienzeit ist auch Baustellenzeit – und im Schienennetz gibt es viel Nachholbedarf. Die DB Netz AG koordiniert die Baustellen extra in den Ferien, damit Pendlerinnen und Pendler im Berufs- und Schulverkehr nicht so stark betroffen sind. Nun ist das Neun-Euro-Ticket aber während der Ferienzeit gültig. Es muss daher mit hoher Baustellentätigkeit gerechnet werden. Angesichts der erwartbar hohen Nachfrage appelliert das Land daher an die für den Großteil der Infrastruktur verantwortliche DB Netz AG, alles dafür zu tun, damit durch die Baustellen der Bahnbetrieb möglichst wenig behindert wird und eine schnelle Abwicklung erfolgt. Und die Fahrgäste werden gebeten, sich rechtzeitig über die beste Verbindung zu informieren. Fahrräder können zum Beispiel in Ersatzbussen nicht mitgenommen werden.

Lösung für die Gäubahn gefunden

Unklar war zunächst, ob das Neun-Euro-Ticket auch für die Gäubahnstrecke zum Bodensee gilt, auf der IC-Züge als Nahverkehrszüge eingesetzt sind. Mittwochnachmittag dann die gute Nachricht: Das Ticket gilt in diesem Fall überall dort, wo bisher schon Züge der DB Fernverkehr mit Nahverkehrsticket genutzt werden können. Verkehrsminister Winfried Hermann und Thorsten Krenz, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für das Land Baden-Württemberg, haben sich darauf verständigt: „Wir sind sehr froh, dass wir im Sinne der Fahrgäste diese Lösung gefunden haben“, sagten der Verkehrsminister und der Bahn-Bevollmächtigte am Rande eines gemeinsamen Termins. Die touristisch beliebte Strecke von Stuttgart nach Singen und weiter nach Konstanz gehört zu einer Reihe von Fernverkehrsstrecken in Deutschland, auf denen regulär Nahverkehrstickets gelten.

Mehr Regionalisierungsmittel notwendig

Es wird ein besonderer Kraftakt, den Ansturm auf Busse und Bahnen zu bewältigen, der mit dem auf Bundesebene beschlossenen 9-Euro-Ticket erwartet wird. Im Land gibt es kein ungenutztes Fahrzeugmaterial oder zusätzlichen Mittel für Züge und Personal. Dennoch werden das Verkehrsministerium und die Nahverkehrsunternehmen alle ihre Möglichkeiten ausloten.

Minister Hermann macht allerdings auch deutlich: „Das 9-Euro-Ticket bleibt ein Strohfeuer, wenn der Bund nicht zeitnah ausreichend Regionalisierungsmittel für die Kostensteigerungen im Regelbetrieb und für die Ertüchtigung des öffentlichen Verkehrs und damit für die Mobilitätswende bereitstellt. Wir wie auch die anderen Bundesländer bauen auf die Zusage des Bundes, die Mittel im kommenden Doppelhaushalt um 1,5 Milliarden zu erhöhen.“

Die Fahrgäste bittet Verkehrsminister Hermann um Verständnis und Gelassenheit, wenn es mal etwas voller wird. Sein Tipp: „Weichen Sie auf weniger bekannte Ziele aus, meiden Sie die Hauptverkehrszeiten und informieren Sie sich vorher über mögliche Baustellen auf der Strecke. Wenn jeder mitzieht und ein wenig Gelassenheit mitbringt, kann der großen Feldversuch 9-Euro-Ticket ein schöner Erfolg werden.“

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