Die beim Polizeipräsidium Karlsruhe verzeichneten Straftaten gingen im Jahr 2021 abermals insgesamt um achtbare 10,7 Prozent oder um 4.686 Fälle zurück. Dies ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren und liegt mit einem Prozent leicht über dem Landesdurchschnitt.
Auch die Aufklärungsquote konnte um 1,9 Prozentpunkte auf 65,7 Prozent erneut gesteigert werden. Die Häufigkeitszahl sank mit 5.175 Straftaten pro 100.000 Einwohner auf ein Zehnjahrestief.
Die Diebstahlskriminalität nahm traditionell einen großen Anteil an der Gesamtkriminalität ein. Hier ist beim Polizeipräsidium Karlsruhe ein starker Rückgang von 26,3 Prozent oder 3.307 Straftaten zu vermelden. Dies wirkte sich äußerst positiv auf die Gesamtzahl der Straftaten aus.
Besonders erfreulich war, dass der Anteil der Straftäter unter 21 Jahren in vielen Deliktsbereichen auf ein Zehnjahrestief sank.
Wohnungseinbruch
Die Wohnungseinbrüche gingen im Jahr 2021 zum achten Mal in Folge um 20,7 Prozent auf nunmehr 357 Fälle zurück. Hiervon fielen 266 Straftaten auf dauerhaft genutzte Privatwohnungen. Bei dem Rückgang der letzten Jahre wirkten sich die Einschränkungen durch die Coronapandemie sowie die präventiven und repressiven Konzepte des Polizeipräsidiums Karlsruhe zur Verhinderung von Einbrüchen positiv aus. Beachtlicherweise blieben 47,9 Prozent im Versuchsstadium, das heißt, die Täterinnen und Täter gelangten nicht ins Innere. Dies könnte an einer gesteigerten Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger sowie an einer Verbesserung des Einbruchschutzes gelegen haben. Einbruchschutz lohnt sich! Das Referat Prävention des Polizeipräsidiums Karlsruhe bietet hierzu kostenlose Beratungen vor Ort an.
Straßenkriminalität
Auch bei der Straßenkriminalität, also in der Öffentlichkeit verübte Straftaten, war ein deutlicher Rückgang um 25,2 Prozent auf 5.935 Straftaten zu verzeichnen. Dies ist mit Abstand der niedrigste Stand seit zehn Jahren. Den größten Anteil daran haben Diebstahlsdelikte rund ums Auto sowie von Fahrrädern. Raubstraftaten nahmen um 40 auf nunmehr 68 Fälle und Körperverletzungsdelikte um 45 auf 370 Fälle ab.
Die niedrigen Zahlen des Wohnungseinbruchdiebstahls als auch der Rückgang der Straßenkriminalität haben einen positiven Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung.
Sexualdelikte
Die Gesamtzahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stieg um 37,6 Prozent auf 776 Delikte. Dies ist unter anderem auf die Sensibilisierung der Bevölkerung und das damit verbundene gesteigerte Anzeigeverhalten zurückzuführen. Somit ist hier möglicherweise auch von einer Aufhellung der Dunkelziffer auszugehen. Ein recht großer Anteil liegt in der Steigerung der Verbreitung pornografischer Schriften von 156 auf 358 Fälle. Die sexuellen Übergriffe stiegen um sechs auf 30 Delikte und die sexuellen Belästigungen um 26 auf 122 Delikte. Hingegen sanken die Fälle der sexuellen Nötigung um sieben auf elf Straftaten sowie der sexuelle Missbrauch um 23 auf 163 Straftaten. Die Aufklärungsquote stieg um 7,2 Prozentpunkte auf 89,6 Prozent.
Oftmals werden sexuelle Übergriffe, beispielsweise Grapschen, aus Tätersicht als Kleinigkeiten heruntergespielt. Es ist aber aus Sicht der Polizei dringend geboten, schon niederschwellige Übergriffe zur Anzeige zu bringen, um den Tätern klare Grenzen aufzuzeigen. Der Konflikt mit dem Gesetz zeigt hier oftmals abschreckende Wirkung.
Enkeltrick, falsche Polizeibeamte und Schockanrufe
In diesem Deliktsbereich werden ältere Menschen aufgrund ihrer nachlassenden Sinne hauptsächlich als Opfer ausgewählt. Die Betrügerinnen und Betrüger agieren äußerst geschickt und skrupellos. Es ist deshalb besonders wichtig, präventiv bei der Zielgruppe selbst, aber auch bei deren Angehörigen, bei Taxifahrerinnen und Taxifahrern und bei Bankangestellten vor den Gefahren und den Vorgehensweisen der Täterschaft zu warnen. Insgesamt wurden über 900 Fälle angezeigt, hierbei kamen die Betrügerinnen und Betrüger 45-mal zum Erfolg. Der Schaden belief sich bei der Vorgehensweise der „falschen Polizeibeamten“ bei 37 vollendeten Taten auf ungefähr 548.000 Euro, bei dem Phänomen „Enkeltrick“ beziehungsweise „Schockanruf“ waren es acht Vollendungen mit einem Gesamtschaden von etwa 166.000 Euro.
Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und -beamte
Die Gesamtzahl der Übergriffe gegenüber der Polizei haben im Vergleich zum Vorjahr zwar um elf auf 284 Fälle abgenommen, dennoch wurden aber insgesamt 634 Beamtinnen und Beamte Geschädigte einer Straftat. Die rückläufigen Zahlen dürften mit den Corona-Einschränkungen zu begründen sein, die das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt haben. Der positive Trend darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass jeder Angriff gegen eine Polizeibeamtin oder einen Polizeibeamten auch einen Angriff gegen die Gesellschaft darstellt. Hinter jeder Polizeibeamtin und jedem Polizeibeamten steht ein Mensch, der das Recht der Allgemeinheit schützt. Fehlendes Verständnis für die Polizeiaufgaben, fehlender Respekt oder Heldentum spielten hier häufig eine Rolle, oftmals begleitet von starkem Alkohol- oder Drogeneinfluss.
Unter anderem durch eine gute Aus- und permanente Fortbildung und mit einer verbesserten Ausstattung versucht nicht zuletzt auch die Polizei, den sich verändernden Herausforderungen gerecht zu werden.
Aggressionsdelikte
Die Aggressionsdelikte sanken im Jahr 2021 um 9,9 Prozent auf 3.477 Fälle. Dieser Abwärtstrend war auch bei der Gewaltkriminalität mit einem Rückgang um 11,7 Prozent festzustellen, u.a. bei den Raubdelikten und bei schwerer Körperverletzung. Nach einem Anstieg im Jahr 2020 sank die Gesamtzahl der Körperverletzungsdelikte im Jahr 2021 um 339 auf 3.236 Fälle. Dies entspricht einem Rückgang von 9,5 Prozent. Auch hier ist davon auszugehen, dass die Einschränkungen der Corona-Pandemie mit ursächlich waren.
Cybercrime
Aufgrund neuer Erfassungsrichtlinien bei der Cyberkriminalität ist kein direkter Vergleich zum Vorjahr 2020 möglich. Dennoch muss davon ausgegangen werden, dass die Fallzahlen im Jahr 2021 gestiegen sind. Insgesamt wurden 2.698 Straftaten registriert. Warenbetrug mit 574 Fällen und die Verbreitung pornografischer Schriften mit 282 Straftaten sowie der Warenkreditbetrug mit 249 Delikten führen das Ranking an. Die Täterinnen und Täter agierten oft aus dem Ausland und konnten ihre Spuren mithilfe spezieller Softwareprogramme leicht verwischen. Dies zog zeitaufwendige Ermittlungen der Polizei nach sich. Gerade während der Coronapandemie hatte sich das Konsumverhalten spürbar ins Internet verlagert. Das Repertoire der Internetkriminalität erstreckte sich von „Scamming“ sowie „Phishing“ bis hin zur digitalen Erpressung. Und es kommen immer neue Kriminalitätsfelder hinzu. Einfache Verhaltensweisen wie sichere, wechselnde Passwörter sowie besondere Vorsicht vor übergünstigen Angeboten können davor schützen, Opfer von Straftaten zu werden. Fragwürdige Mails sollten erst gar nicht geöffnet werden.
Häusliche Gewalt
Die häusliche Gewalt ist im Jahr 2021 um 51,2 Prozent auf 777 Fälle angestiegen und von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen. Insbesondere stiegen die angezeigten Körperverletzungsdelikte um 134 auf 579 Fälle. Zum einen dürfte die Steigerung auf den pandemiebedingten Rückzug der Bevölkerung aus dem öffentlichen Raum zurückzuführen sein. Ferner wurde das Thema seit einiger Zeit öffentlichkeitswirksam aufgegriffen, es ist mittlerweile kein Tabuthema mehr. Betroffene wurden angehalten, Anzeige zu erstatten. Nicht zuletzt brachte hier auch die Umsetzung des Gewaltschutzgesetzes eine Verbesserung und auch Annäherungsverbote haben vor weiteren Übergriffen geschützt. Die Polizei setzt zudem ein standardisiertes Verfahren zur Verbesserung der Anzeigenaufnahme und Beratung der Opfer ein. Das gesteigerte Anzeigeverhalten führte unter anderem offensichtlich auch zur Aufhellung des Dunkelfelds. Bei Verfahren der häuslichen Gewalt steht der Schutz der Opfer im Vordergrund.
Polizeipräsidentin Caren Denner: „Es ist äußerst erfreulich, dass die Gesamtkriminalität erneut gesunken ist. Maßgeblich für unser Sicherheitsgefühl sind die Deliktsfelder des Wohnungseinbruchs und auch der Straßenkriminalität. Die Rückläufigkeit der Straftaten insoweit und besonders auch die geringere Zahl von Körperverletzungsdelikten ist ein gutes Ergebnis und ein wichtiges, positives Signal für unsere Bürgerinnen und Bürger. Es ist mir ein großes Anliegen, auf die Wichtigkeit von Strafanzeigen hinzuweisen. Kriminalität spielt sich oftmals im Verborgenen ab und muss aufgehellt werden, nur wenn die Polizei Kenntnis von strafrechtlich relevanten Sachverhalten hat, kann sie dagegen vorgehen. Deswegen ist es wichtig, auch bei vermeintlich geringen Verstößen Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Ganz besonders bedeutsam ist dies bei sexualisierter Gewalt oder häuslicher Gewalt. Dabei geht es nicht nur um die Festnahme der Täter, sondern vielmehr auch um den Schutz der Opfer. Deshalb habe ich die Bitte: Schauen Sie nicht weg! Mein ganz besonderer Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen, die sich täglich den immer wieder neuen Herausforderungen des polizeilichen Alltags stellen, und dies nicht selten unter Einsatz ihrer Gesundheit. Damit leisten sie einen maßgeblichen Beitrag für ein gutes gemeinsames und geordnetes Zusammenleben in unserer Gesellschaft.“