„Du bist eine Petze!“
Wer kennt diese Anschuldigung nicht aus der eigenen Schulzeit? Manchmal hat diese Aussage uns als Kinder davon abgehalten, Hilfe zu holen. Denn – wer möchte schon so genannt werden? Dabei ist es durchaus richtig, sich in schwierigen Situationen von Erwachsenen unterstützen zu lassen.
Mit der Broschüre „Hilfe holen ist kein Petzen!“ im Gepäck arbeiten die Fachkräfte der Schulsozialarbeit mit 3. und 4. Klassen. Das Material, das von Zartbitter e.V. herausgegeben wird, bietet sich an, um mit Kindern geeignete Handlungsstrategien zu entwickeln. Dabei geht es um Themen wie Selbstbestimmung, Anderssein, Ausgrenzung oder eigene Grenzen.
16 Schulsozialarbeiterinnen haben über ihren Etat die Broschüre bestellt, um mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. Jedes Kind bekommt sein eigenes Exemplar und es zeigt sich: der Redebedarf ist groß. Die Kinder knüpfen an Situationen an, die sie beschäftigen. Viele kennen Grenzüberschreitungen wie das Aufnehmen und Verbreiten von Fotos ohne Einverständnis. Thema ist aber auch, dass Kinder sich selbst helfen können und wie es ihnen gelingt, schwierige Situation zu meistern.
Jeder hat schon Erfahrung gemacht
„Stopp! Ausgrenzen ist gemein. Jedes Mädchen und jeder Junge hat das Recht, fair behandelt zu werden.“ Hier meldet sich sofort Daniel: Gestern durfte er in der Pause nicht mitspielen und fühlte sich ausgeschlossen. Die Kinder berichten von weiteren Situationen, die gesammelt und notiert werden. Mithilfe der Ampelfarben rot, gelb und grün werden die Situationen betrachtet und eingeordnet: Grün bedeutet, dass die Situation gut zu bewältigen war. Gelb signalisiert, dass die Situation nicht ganz in Ordnung war und noch Redebedarf besteht. Rot verdeutlicht: Das ging gar nicht! Dabei zeigt sich, dass Kinder ein gutes Gespür für die Einschätzung der Situationen haben und nach Möglichkeiten suchen, miteinander achtsam umzugehen. Schüchterne oder zurückhaltende Kinder werden darin bestärkt, dass sie ein Recht haben, sich Hilfe zu holen.
Schulsozialarbeit als Angebot der Stadt Karlsruhe leistet auf diesem Weg einen wichtigen Beitrag für die Stärkung des einzelnen Kindes und dadurch ebenso für die Stärkung der Gemeinschaft als Ganzes. So können Kinder erfahren wie die eigenen und die Grenzen der anderen aussehen: Und wenn sie nicht weiterwissen, dürfen sie sich Hilfe holen – ohne dabei eine Petze zu sein.