Leserbrief: „KVV – Wie unfair(tiq) ist das denn?!“

Fahrkartenautomat des KVV. Foto: cg

Fahrkartenautomat des KVV. Foto: cg

Leserbrief von Marcello Kutzner (Karlsruhe) zur FAIRTIQ-App und zum neuen Luftlinientarif des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV).

Wie sehr habe ich mich gefreut: Das eingestellte Ticket2Go in neuem Gewand ist wieder da und heißt nun FAIRTIQ. App installiert und endlich wieder entfernungsabhängig gefahren. Aber was ist das? Meine sehr kurzen Fahrten innerhalb der 2 Waben kosten mich 6,40 € – mehr als die 5,60 € einer Tageskarte für 3 Waben!

Auf der Homepage von FAIRTIQ lese ich nochmal nach: „Am Ende jeder Fahrt vergleicht FAIRTIQ jedes verfügbare Ticket und verkauft die beste Kombination (…) FAIRTIQ berechnet den besten am Ende des Tages verfügbaren Preis“. Und weiter: „Sofern man ohne grösseren Unterbruch (20-30 Minuten) das Verkehrsmittel wechselt, muss man sich nicht auschecken. Die FAIRTIQ-App erkennt, dass man umgestiegen ist und berechnet automatisch das optimale Ticket. Für längere Pausen empfehlen wir einen (temporären) Check-Out. Bevor das Transportmittel wieder betreten wird, muss der Check-In erneut durchgeführt werden. Dies hat keinen Einfluss auf die Preisberechnung. Das System rechnet automatisch alle gemachten Reisen zusammen und verrechnet die günstigste verfügbare Ticketkombination.“ Nach meiner Reklamation erfahre ich, dass ich voll in die Falle getappt bin. Denn: Der KVV legt den neuen Luftlinientarif zugrunde. Sprich: Jeder Kilometer zählt und zwar bis zum Höchstbetrag von 10,80 € einer Regio-Karte! Fast das Doppelte einer City-Tageskarte.

Und da sind wir schon bei der nächsten Falle: Der Luftlinientarif. Lege ich die „Homezone“ von Oberreut bis Europaplatz an, kosten mich 28 Tage 61,10 €. Nur, weil hier zufälligerweise 78 Haltestellen im Kreis enthalten sind. Davon fahre ich kaum 10 an. Ist mein Radius größer als 2 Kilometer, lohnt sich für die Wenigsten der Abschluss der Homezone. Und 2 Kilometer kann ich gut zu Fuß gehen. Der Einzige, der von der Homezone profitiert, scheint der KVV zu sein. Kein echter Beitrag zu fairen Preisen, kein Beitrag zu nachhaltigem Nahverkehr, kein echter Anreiz für Autofahrer umzusteigen. Das muss meines Erachtens nachgebessert werden! Vielleicht wäre das Luxemburg-Modell das Richtige: ÖPNV for free! Denn: Allein der Umbau der U-Bahn und Kriegsstraße haben über 1.500 Millionen gekostet. Wenn ich den Geschäftsbericht der KVV 2020 richtig lese, verkaufte er für knapp über 50 Millionen € Fahrkarten. Welch ein Aufwand für den Betrieb von Kassenautomaten und Verkaufspersonal, Kontrolleure, Wartung, Strom, Papier, Bestückung, Geldentleerung, Instandsetzung, Buchhaltung und letztlich teure Gerichtsverfahren für absichtliche oder versehentliche „Schwarzfahrer“. Im ÖPNV for free steckt viel Einsparpotential drin sowie ein echter nachhaltiger ÖPNV! Es ist zudem wirklich fair. Denn alle, ganz gleich wie es im Geldbeutel aussieht, könnten von A nach B. Ohne PKW, ohne Stress, Lärm, Parkplatzsorgen und Stau auf noch teureren Straßen, die bei weitem nicht von der KFZ-Steuer finanziert sind. Ich hoffe, dass der KVV nachbessert und die Kommune umdenkt. Alles Gute für 2022!

PS: Danke an FAIRTIQ für die Kulanz-Erstattung des Differenzbetrages. Ganz nebenbei: Die berechnete Fahrt vom Karlstor zum Staatstheater hatte ich gar nicht unternommen.

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