Medienkunst in der Karlsruher Innenstadt zu erleben

Großformatige Videoinstallation „footprint“ des Karlsruher Medienkünstlers Jonas Denzel, zu sehen am Regierungspräsidium (Rondellplatz). Grafik: Jonas Denzel

Großformatige Videoinstallation „footprint“ des Karlsruher Medienkünstlers Jonas Denzel, zu sehen am Regierungspräsidium (Rondellplatz). Grafik: Jonas Denzel

Das Kulturamt der Stadt Karlsruhe und das ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe präsentieren vom 18. August bis 18. September 2022 in der Innenstadt, flankierend zu den Schlosslichtspielen, sechs medienkünstlerische Positionen.

„Kultur und Kreativität bringen Menschen zusammen und fördern den sozialen Zusammenhalt. Die Medienkunststadt Karlsruhe freut sich, ihren Gästen während der Vollversammlung des Ökumenischen Rates spektakuläre Kunstwerke und Interaktionen vorstellen zu dürfen. In der Innenstadt wird an mehreren Plätzen die Faszination von Medienkunst spürbar sein“, so Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup.

„Die ausgewählten Werke zeigen, wie Medienkunst es schafft, im öffentlichen Raum jenseits des Museums buchstäblich einleuchtend und aufklärend auf aktuelle soziale Probleme, von der Corona- bis zur Klimakrise, zu reagieren. Die Werke adressieren sich an alle Sinnesorgane und erreichen dadurch eine erhöhte Teilhabe des Publikums. Ein Streifzug durch die Medienlandschaft Karlsruhe bietet den Besucherinnen und Besuchern des Ökumenischen Rats nicht nur einen anregenden Überblick innovativer Medienkunst, sondern vor allem einen Einblick in neue Gedankenräume“, bekräftigt Peter Weibel, künstlerisch-wissenschaftlicher Leiter des ZKM.

Friedrichsplatz

Interaktive COVID-Klangskulptur

Die Medieninstallation STREAMERS – a COVID Sculpture von Benoît Maubrey ist eine interaktive Klangskulptur, erbaut aus recycelten Lautsprechern, Musiktruhen, Röhrenradios, Computertastaturen und Leiterplatten. Die sieben Meter hohe Skulptur ist auf dem Friedrichsplatz zu sehen und zu hören und kann über einen Video-Livestream, durch einen Anruf oder eine Twitternachricht von jedem beliebigen Ort der Welt erreicht und aktiviert werden. Personen direkt am Platz können das Kunstwerk per Bluetooth oder durch plug'n play bespielen. Die Installation ist architektonisch an die Wiener Pestsäule von 1679 angelehnt. Maubrey verweist mit dem Titel auf die seit 2020 anhaltende Pandemie und bietet einen zeitgenössischen Umgang mit einer gesellschaftlichen Krise. Die Arbeit wurde von TONSPUR Kunstverein Wien in Auftrag gegeben und produziert und war von Januar bis Mai 2022 auf dem Anitta-Müller-Cohen-Platz am Praterstern in Wien zu erleben.

Regierungspräsidium am Rondellplatz

Videoinstallation zu ökologischem Fußabdruck

Der Karlsruher Medienkünstler Jonas Denzel zeigt am Regierungspräsidium am Rondellplatz seine interaktive Videoinstallation footprint, die über den ökologischen Fußabdruck reflektiert. Eine Kamera erfasst live Füße von Besucherinnen und Besuchern. Dieses Bild wird abstrahiert, gespiegelt und entfremdet dargestellt. Dabei wird aus einem einfachen Bild eine komplexe Vervielfältigung. Diese entsteht aus mehrfacher Spiegelung der Live-Aufnahme, wobei das Tageslicht Form und Farbe der Installation beeinflusst. Das Ergebnis variiert je nach Position und Bewegung des Einzelnen. Die Arbeit entstand mit freundlicher Unterstützung des Innovationspartners Bechtle GmbH Karlsruhe und der Werner-Stober-Stiftung.

Weg zum Schloss

Lichtkunstwerk aus Globen

Der Globenbogen ist ein Lichtkunstwerk in Form einer Ellipse von innenbeleuchteten Globen, die wie ein Tor aus Licht den Weg zum Schloss hin überwölben. Der Künstler Rainer Kehres hat bereits 2019 die Rathausfassade anlässlich der Aufnahme der Stadt Karlsruhe in das UNESCO City of Media Arts Netzwerk mit einer Lichtkunstinstallation bespielt. Er lebt und arbeitet in Karlsruhe. Seine Werke wurden sowohl im ZKM als auch weltweit präsentiert.

intro Café am Kronenplatz

Wandzeichnung zu Menschlichkeit und Gesellschaft

Die ukrainische Graphikdesignerin und Künstlerin Alina Bukina setzt im intro Café am Kronenplatz ihre One Line Series fort. Das kontinuierliche Element der Linie zieht sich durch die Wandgestaltung des Cafés hindurch, das die Bedeutung menschlicher Verbindungen und der horizontalen Struktur der Gesellschaft in diesen schwierigen Zeiten verdeutlichen. Demokratische Werte sind im Moment wichtiger denn je. Dafür kämpfen die Menschen in ihrem Heimatland, der Ukraine. Mit ihrer Wandzeichnung möchte sie das Café als Begegnungsort und die Innenarchitektur mit ihren Windungen und Rundungen neu denken.

Triangel Open Space am Kronenplatz

Zusammenfinden mit Roboter-Handshake

Im Triangel Open Space am Kronenplatz wird die Installation Handshake der Gruppe AATB (Andrea Anner, Thibault Brevet) gezeigt. Sie besteht aus zwei Roboterarmen, die jeweils mit einer überdimensionalen Hand ausgestattet sind. Eine dazugehörige Website ermöglicht es den Besucherinnen und Besuchern, die Kontrolle über die Roboter zu übernehmen. Die Arbeit bietet die Chance, einen üblicherweise in der Industrie eingesetzten Roboter mit Leichtigkeit zu steuern. Eine Interaktion, die so einfach ist wie ein Händedruck mit einem Freund auf der anderen Seite der Welt. Die Teilnehmenden werden paarweise zusammengeführt, wenn sie die Website aufrufen. Jeder steuert einen Roboterarm in seinem Browser in Echtzeit über Maus- oder Toucheingaben. Ziel der Interaktion ist es, einander die Hand zu geben, sich zu berühren. Alle Besucherinnen und Besucher der Website können diese Interaktion zwischen den beiden Robotern in Echtzeit über eine Liveübertragung beobachten.

Karlsruher Rathaus (Eingangsbereich)

Mit Muskelkraft elektronische Musik erzeugen

Composing on Wheels ist eine interaktive Installation von Johannes Jensen und Yannick Hofmann, die im Eingangsbereich des Karlsruher Rathauses zu erleben sein wird. Die Arbeit entstand 2020-2021 und nimmt Bezug auf das größer werdende Anliegen von Medienkünstlerinnen und Medienkünstlern, den immateriellen CO2-Fußabdruck ihrer Praxis zu reflektieren. In der Installation können Besucherinnen und Besucher durch ihre eigene Muskelkraft Strom auf einem fest installierten Fahrrad produzieren und mit dieser Energiequelle elektronische Musik erzeugen. Der in sich geschlossene Stromkreis macht die Erzeugung und den Verbrauch von Energie sichtbar und führt gleichzeitig Besucherinnen und Besuchern an das Handwerk und die Methoden der elektronischen Musikproduktion heran.

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