Die starke Verwurzelung in mittel- und osteuropäischen Traditionen entwickelte sich zusammen mit jüdischer Folklore und den Elementen alter Tonarten zu einem Amalgam weltlicher und sakraler jüdischer Musik.
Zusammen mit der jemenitischen Sängerin Bracha Zefira entwickelte Paul Ben-Haim den sogenannten „Mittelmeerstil“. In den 60er Jahren begannen jüngere Komponisten die Auseinandersetzung mit avantgardistischen Strömungen in Europa und Nordamerika. Bei Abel Ehrlich finden sich Anklänge an arabische Einflüsse, bei Tzvi Avni finden sich Impulse der elektronischen Musik ebenso wie Klangwelten des Vorderen Orients. Ursula Mamlok, gebürtige Berlinerin, flüchtete nach Ecuador und begann 1940 ein Kompositions-Studium in New York. Sie wurde zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten der Neuen Musik. Ferdinand David schrieb die Transkription für Solovioline des Jägerliedes von Felix Mendelssohn Bartholdy, ein Zeugnis der Freundschaft zweier deutsch-jüdischer Musiker.
Der zeitgenössische Komponist Boris Yoffe wurde in Leningrad geboren, er emigrierte nach Israel und lebt seit über zwanzig Jahren in Karlsruhe. Seine Kompositionslehrer waren Adam Stratievsky und Wolfgang Rihm. Kolja Lessing wurde in Karlsruhe geboren, er ist Geiger, Pianist, Komponist und Hochschullehrer. Sein spezielles Interesse gilt den israelischen Komponisten älterer wie jüngerer Generation, von denen der Großteil in Europa kaum bekannt ist. Die befreundeten Musiker Yoffe und Lessing treten beide für die Wiederentdeckung vergessener Komponistinnen und Komponisten ein – beide werden die Moderation des Konzertes übernehmen.
Info (GEDOK): Textteile übernommen von Kolja Lessing, im Programmheft des Traunsteiner Sommerkonzertes 2021.
Ausstellung #closebutnobanana: Performance, Objekt, Collage, Film, Fotografie
Die Ausstellung „#closebutnobanana – Jüdisches Leben in Karlsruhe heute“ macht Entwicklungen, Erlebnisse, Begegnungen und Momentaufnahmen sichtbar, die während eines langen Prozesses entstanden sind. Monatelange Recherchen, Kontaktaufnahmen, persönliche Blickschärfungen, Reflexionen und Diskussionen modellierten den Projektverlauf, verlangten Entscheidungen und beeinflussten letztendlich die künstlerische Arbeit. Die Schau im GEDOK-Künstlerinnenforum dokumentiert den sensiblen Prozess der vergangenen Monate, um gleichzeitig von Gegenwärtigem zu erzählen. Eine Auswahl der entstandenen MemoMyzel-Tafeln und Kopfbedeckungen sowie Film, Fotos und Collagen zeigen die differenzierte gedankliche Auseinandersetzung jeder einzelnen Künstlerin mit dem Sujet.
Die Finissage findet am Sonntag, 21. November 2021, statt. Weitere Informationen zur Ausstellung siehe Links.