Erlaubt werde, so die Durlacher FDP in ihrer Meldung, nur ein unwirtschaftlicher Betrieb mit bis zu 20 Personen auf der 12.000 Quadratmeter großen Anlage, die bürokratisch nach der Karlsruher Auslegung der Landes-Corona-Verordnung als „Freizeitpark“ angesehen wird.
„Das ist eine richtig skurrile Sache, zumal der nahe und öffentlich zugängliche Waldspielplatz in den vergangenen Tagen völlig überfüllt war und dort niemand eine Maske getragen hat“, sagt FDP-Landtagsabgeordneter Christian Jung. Nach einem Hilferuf von Jochen Brischke (siehe Artikel zum Thema) besuchte Jung zusammen mit dem Durlacher Ortschaftsrat Stefan Noé am Pfingstmontag (24. Mai 2021) die verwaiste Kletteranlage, die direkt neben dem Spielplatz beginnt.
Auf Instagram hatte die grün-schwarze Landesadresse unter der Adresse „regierung_bw“ in einem Post am 21. Mai auf die Präzisierungsfrage eines Seilgartenbetreibers aus Stuttgart zu den Corona-Verordnungen im Südwesten mitgeteilt: „Es können sich zeitgleich mehrere Gruppen in der Anlage aufhalten, wenn gewährleistet ist, dass sie sich nicht treffen.“ Diese Interpretation der eigenen Verordnung wurde aber in Karlsruhe auf kommunaler Seite bislang nicht akzeptiert.
Hochseilklettergärten seien weitläufige Sportstätten
„Die Landesregierung muss in diesem Falle einfach klarstellen, dass Hochseilklettergärten weitläufige Sportstätten sind. Für diese Feststellung braucht man kein Verwaltungsjurist sein“, betonte Jung nach einer fast einstündigen Begehung der Anlage. Zusammen mit der FDP/DVP-Landtagsfraktion werde er sofort aktiv werden, um diesen unhaltbaren Zustand zu beenden. „Mir wäre es lieber, wenn hier Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern oder Freunden klettern würden, da vielen die Decke auf den Kopf fällt und die Menschen Bewegung brauchen“, resümiert auch Noé. Er hat sich mittlerweile als Fraktionsvorsitzender der FDP im Durlacher Ortschaftsrat schon schriftlich an das Karlsruher Ordnungsamt gewandt und um eine nochmalige lösungsorientierte Prüfung gebeten. Landtagsabgeordneter Jung hat den Sachverhalt außerdem direkt an das zuständige baden-württembergische Sozialministerium und den Minister Manfred Lucha (Bündnis 90 / Die Grünen) weitergeleitet, ebenfalls mit der Bitte, unbürokratisch eine Lösung zu finden.
Der Waldseilpark Karlsruhe ermöglicht es seinen Besuchern, sich zwischen den Bäumen in der Höhe sportlich zu bewegen. Gesichert sind diese mit Bergsportequipment ähnlich wie auf einem Klettersteig. Diese Form der Aktivität hat neben der großen sportlichen Komponente auch eine sehr starke psychische Komponente. „Denn die Überwindung, sich etwas zutrauen, sich selbst einschätzen, gemeinsam Spaß haben und etwas gemeinsam zu erleben sind Dinge, die für alle Menschen wichtig sind“, sagt auch Jochen Brischke, der neben hauptberuflichen Mitarbeitern bisher auch immer viele Sportstudenten beschäftigte.
Aktualisierung (31. Mai 2021)
Land hat Waldseilpark immer noch nicht als weitläufige Sportanlage anerkannt
Mit sehr großer Verwunderung hat der FDP-Landtagsabgeordnete Christian Jung die Mitteilung von Jürgen Brischke, dem Betreiber des Waldseilparks auf dem Turmberg aufgenommen, dass der dortige Hochseilklettergarten von Land und Stadt immer noch als „Freizeitpark“ angesehen wird.
„Herr Brischke hat nach einem Gespräch mit dem Sozialministerium und einer längeren Mail an Ministerialdirektor Uwe Lahl (Bündnis 90/Die Grünen)) mittlerweile eine merkwürdige und kryptische E-Mail ohne Anrede bekommen, in der zu lesen ist: ‚Diese Woche wird sie gemacht. Erst dann kann Sie ja auch erst gelten. UL‘. Offenbar geht es dabei um eine neue Corona-Verordnung“, sagte der irritierte FDP-Landtagsabgeordnete Christian Jung am Montag in Weingarten.
Nach der Berufung der Karlsruher Grünen-Landtagsabgeordneten Ute Leidig als Staatssekretärin des Landesministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration war Christian Jung innerlich davon ausgegangen, dass der auch der Grünen-Politikerin vorgetragene Fall des Karlsruher Waldseilgartens zeitnah gelöst wird, zumal die Hauptaufgabe der neuen und in ihrer Zahl von der FDP kritisierten Staatssekretäre nach Mitteilung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90 / Die Grünen) ist, Bürgeranliegen zu hören und zu lösen.
„Nun wird es noch kurioser. Nach Mitteilung von Herrn Brischke können nun in Karlsruhe bei anhaltender niedriger Inzidenz ab dem nächsten Wochenende unter Öffnungsstufe 2 Kletterhallen (indoor) genauso öffnen wie Fitnessstudios. Wegen der unpräzisen Landes-Corona-Verordnung wird der Karlsruher Waldseilpark mit 12.000 Quadratmetern aber weiterhin als „Freizeitpark“ angesehen und bleibt voraussichtlich bis zum 19. Juni 2021 geschlossen“, betont Jung. Für ihn ist es nun notwendig, dass die grün-schwarze Landesregierung zeitnah die Corona-Verordnung ändert und Hochseilklettergärten zu Sportstätten erklärt, damit das Karlsruher Ordnungsamt nicht mehr den Waldseilpark überprüfen muss. Unterstützt wird Jung ebenso von FDP-Ortschaftsrat Stefan Noé, der weiterhin mit der Stadtverwaltung in Kontakt steht und ebenfalls versucht, eine unbürokratische Lösung herbeizuführen.