Die Idee, Gottesdienste im Internet zu übertragen, hatte Pfarrer Thomas M. Maier der Kirchengemeinde Karlsruhe-Durlach-Bergdörfer schon lange. Doch im März 2020 kam das Virus. Der Lockdown folgte, alle Kirchen mussten schließen. Pfarrer Maier reagierte sofort. Gemeinsam mit dem Stiftungsrat wurde schnell und unbürokratisch die Freigabe für die finanziellen Mittel zur Anschaffung des nötigen Equipments erteilt.
Mit Mitarbeitern aus der Gemeinde wurde die Idee, einen Livestream aus der eigenen Kirche zu senden, in kürzester Zeit umgesetzt. Das Team erstellte einen YouTube-Account und verlegte einen Internet-Anschluss aus dem Pfarrhaus in die gegenüberliegende Kirche. Bereits am darauffolgenden Sonntag fand die erste Liveübertragung statt.
Über die Webcam eines Notebooks unternahm die Kirchengemeinde die ersten Gehversuche auf dem Neuland des Streamens von Gottesdiensten. Trotz mäßiger Qualität wurde der Livestream von der Gemeinde sehr positiv aufgenommen. 112 Zuschauer verfolgten den ersten Online Gottesdienst von ihren Rechnern, Handys und internetfähigen TV-Geräten. So war Pfarrer Maier klar, dass das Angebot weiter ausgebaut werden soll.
Umgehend war der Kontakt zu Markus Nick hergestellt. Er ist schon lange in der Kirche St. Cyriakus in Stupferich ehrenamtlich aktiv und beschäftigte sich seit Jahren intensiv mit Kameras und der Videoproduktion. Darüber hinaus studierte er Musikjournalismus für Rundfunk und Multimedia an der Musikhochschule hier in Karlsruhe. Durch seine tatkräftige Unterstützung wurde aus den ersten Versuchen ein aufwendiger, professioneller Livestream mit mehreren Kameras und Mikrofonen sowie einem Videomischer.
Täglich gestreamt
In den folgenden Wochen - die Kirchen waren noch bis zum 8. Mai 2020 geschlossen – übertrug das Team der Kirchengemeinde täglich Gottesdienste. Pfarrgemeinderat Winfried Becker und Christian Burkhardt aus dem Gemeindeteam Durlach unterstützten Markus Nick seitdem bei den Übertragungen in der Bildregie. Der große Erfolg ließ für Pfarrer Maier nur einen Schluss zu: Das Angebot der Gottesdienst-Liveübertragungen an Sonntagen und Hochfesten sollte auch nach der Coronakrise bestehen bleiben.
Eine große Neuerung ergab sich zum Heiligen Abend 2020. Der christliche Fernsehsender Bibel TV hatte innerhalb seines Online-Angebotes eine Streaming-Plattform für Gottesdienste aller Konfessionen aufgebaut. Nach Kontaktaufnahme von Bibel TV zu unserer Kirchengemeinde konnte dank eines schnelleren Internetanschlusses die Reichweite der Übertragungen mit der Aufschaltung auf deren Streaming-Plattform deutlich erweitert werden.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Markus Nick, der sein Musikjournalismus-Studium im Sommer erfolgreich beendete und sich daraufhin mit einer Film- und Audioproduktionsfirma selbstständig gemacht hat. Mit seinem Equipment und seiner Erfahrung als Kameramann und Filmemacher bereichert er den Stream regelmäßig mit neuen Ideen und Verbesserungsvorschlägen. So benutzt das Team zum Beispiel seit Januar eine mobile Kamera, mit der viele abwechslungsreiche Perspektiven während des Gottesdienstes zur Verfügung stehen. Ein Handyanruf und Kopfhörer sorgen für die Kommunikation zur Regie. Das eingespielte Team stimmt sich so über die nächsten Szenen ab und sorgt für eine spannende Übertragung. Auch die Einblendungen der Kirchenlieder haben sich in den letzten Monaten permanent weiterentwickelt. Mittels eines von Christian Burkhardt erstellten Programms können Liednummern und -titel nun bereits am Vortag erfasst und während des Gottesdienstes zum passenden Zeitpunkt eingeblendet werden.
Zuschriften aus aller Welt
Nach fast einem Jahr Gottesdienst-Livestream freuen sich Pfarrer Maier und das Streaming Team noch immer über zahlreiche positive Rückmeldungen der Zuschauer. Durch die Übertragung der Gottesdienste in englischer und spanischer Sprache erreichen die Gemeinde sogar begeisterte Zuschriften aus Peru, den Philippinen und aus Mexiko.
Insbesondere eröffnet der Livestream die Möglichkeit, den Gottesdienst zu den Menschen zu bringen, für die der Weg in die Kirche nicht mehr möglich ist. So können alle alten und kranken Menschen Gottesdienste aus ihrer örtlichen Gemeinde, aus ihrer heimischen Kirche und mit ihrem bekannten Pfarrer sehen. Wer einen Gottesdienst verpasst hat, kann diesen natürlich auch nachträglich anschauen. Die gestreamten Messen stehen nach der Ausstrahlung als Aufzeichnung auf YouTube weiterhin zum Abruf bereit.