Diese naturnahen Wiesen werden bei jedem Mähgang nur noch zur Hälfte gemäht. Sie sind für zahlreiche Käfer, Insekten, Heuschrecken und Kleinsäugetieren überlebenswichtige Lebensräume und meist die einzigen Quartiere, in denen die Kleinstlebewesen überwintern können. Während der warmen Jahreszeit sind sie für Schmetterlinge und Wildbienen unverzichtbare Fluchtorte, Brutstätten und Futterstationen. Damit kommt den Wiesen im Vergleich zu den Wechsel- und Staudenbeeten bei der Förderung der Biodiversität eine große Bedeutung zu. Dennoch ist jede einzelne Wiese, jedes Wechsel- und Staudenbeet wie auch jede Hecke einzigartig und notwendig. Mit jedem dieser grünen und bunten Mosaiksteinchen, die das Gartenbauamt der Stadt Karlsruhe gestaltet und pflegt, gibt es mehr Strukturvielfalt mit dem Potential, verschiedensten Arten als Lebensraum zu dienen und so Stück für Stück mehr Biodiversität zu schaffen.
Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, Biodiversität in ihrer Vielfalt zu erhalten und zu fördern. Dabei garantiert nicht in erster Linie der Schutz einzelner Tier- oder Pflanzenarten oder künstlich angelegter Habitate die Biodiversität. Vielmehr geht es darum, möglichst vielfältige Grünstrukturen für unterschiedliche Pflanzen- und Tiergesellschaften zu erhalten und langfristig zu sichern. Das Gartenbauamt bezieht in seinen Aktivitäten diese Faktoren mit ein, um im Sinne der Biodiversität zu handeln.
Alle Belange im Blick
Im städtischen Raum treffen dabei verschiedene und oftmals gegensätzliche Ansprüche aufeinander. Innerstädtische Grünflächen unterliegen einem deutlich höheren Nutzungsdruck und dienen vorrangig stadtklimatischen wie auch erholungs- und sozialgesellschaftlichen Belangen. Dabei kann eine einzelne Grünfläche nicht allen ökologischen Ansprüchen gerecht werden, sodass vielmehr in Form von Mosaiken gedacht werden muss. Ein solches Mosaikteilchen sind beispielsweise die jahreszeitlich wechselnd bepflanzten Beete in der Innenstadt. Sie bieten aufgrund der üppigen, langandauernden Blüte bereits früh im Jahr ein großes Nahrungsspektrum für verschiedene Insekten. So konnten in diesem Frühjahr Interessierte beispielsweise auf den großen Beeten am Friedrichs- wie auch am Fest- und am Kolpingplatz unzählige Pelz-, gehörnte und rote Mauerbienen wie auch Erdhummelköniginnen und weitere Wildbienen und Schwebfliegenarten entdecken, die unter anderem von den betörend süßen Duftwolken des Goldlacks und der Hyazinthen angelockt wurden.
Ähnlich verhält es sich im Hoch- und Spätsommer, wenn die meisten landwirtschaftlichen und privaten Flächen gemäht oder umgepflügt worden sind und dadurch der Blütenreichtum der heimischen Wildpflanzen allmählich versiegt. Auch der Klimawandel trägt dazu bei, dass viele heimische Arten rascher zur Samenbildung kommen, um ihren Fortbestand zu sichern. Damit fehlt gegen Ende der Vegetationsperiode oftmals ein entsprechendes Nahrungsangebot. Deshalb achtet das Gartenbauamt bei der Auswahl der Pflanzenarten für die Wechselbeete darauf, dass diese nicht nur den menschlichen Maßstäben genügen, sondern auch einem möglichst breiten Artenspektrum an Insekten dienen.