Turmbergbahn: Verkehrsbetriebe informierten zum Durlacher „Jahrhundertprojekt“

Umbau der Durlacher Turmbergbahn: Blick in die Zukunft. Screenshot: KVV / YouTube

Umbau der Durlacher Turmbergbahn: Blick in die Zukunft. Screenshot: KVV / YouTube

Am liebsten würden viele Durlacher „ihre“ Turmbergbahn einfach unverändert weiterfahren lassen – mit dem nostalgischen Charme der 60er Jahre in badischen Farben und ohne geplante Verlängerung hinab zur B3.

Doch Ende Oktober 2022 erlischt die Betriebserlaubnis endgültig. Die bestehende Trasse weiter zu nutzen, so Christian Höglmeier, sei nicht möglich. „Die Fahrzeuge entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik“, so der technische Leiter der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK). Die Brücken seien marode und auch der gesamte Unterbau der Trasse müsse saniert werden. Neben Erneuerung von Steuerung, Schiene und Seil, nicht zu vergessen: der Brandschutz. Und auch der barrierefreie Zugang ist durch allerlei Stufen nicht gegeben.

2017 rückten die Vorstudien zur Erneuerung und Verlängerung der Turmbergbahn erstmals ins öffentliche Licht. Im vergangenen Jahr folgten die finale Beschlüsse im Durlacher Ortschaftsrat und Karlsruher Gemeinderat (siehe Artikel zum Thema). Mit 20,9 Mio. Euro (Stand: Oktober 2020) plus Baupreissteigerungen werden die Kosten seitens der Verkehrsbetriebe veranschlagt. Dabei sei mit einer Förderquote von 60 Prozent durch das Land zu rechnen. Die ursprünglich reine Freizeitbahn soll zukünftig ins KVV-Tarifnetz integriert werden, sich dabei an die Abfahrtszeiten der Linie 1 anpassen.

Großes Interesse

„Durlach verdient ein anspruchsvolles Design“, betonte Höglmeier am Donnerstagabend (28. Januar 2021) bei der Bürgerinformation: „Die vorliegenden Entwürfe sind alles andere als ein Zweckbau“. Ursprünglich für den vergangenen Herbst geplant, konnte die Veranstaltung erst jetzt im Online-Format umgesetzt werden. Und das Interesse war groß, ja, sogar überraschend groß für die VBK: Die Zahl der Anmeldungen übertraf die zur Verfügung gestellten „Online-Plätze“ der dreistündigen Videokonferenz, die auf 250 Personen gedeckelt war.

In sieben Fachvorträgen präsentierten zugeschaltete Experten detaillierte Informationen. Von der Historie und Projektplanung über Seilbahntechnik, Untersuchungen zu Verkehr, Schall und Erschütterungseinwirkung bis hin zu Natur- und Artenschutz sowie Schweizer Spezialwissen rund um Seilbahnbau. Zeitgleich konnten per Chat Fragen gestellt werden. Gemeinsam wurden diese im Anschluss mit den per Mail eingereichten Fragen in einer einstündigen Fragerunde von den Experten beantwortet.

Anwohner äußern Kritik

Sorgen bereitet vielen Anwohnern der Wegfall von Parkflächen und die „Zerschneidung“ des Wohngebiets entlang der Bergbahnstraße durch die Trassenverlängerung. Diese muss, da die Turmbergbahn ohne Fahrer zukünftig automatisiert fahren soll, durch einen 1,80 Meter hohen Zaun abgesichert werden. Eine Unterführung für Fahrradfahrer und Fußgänger ist im Bereich der heutigen Talstation geplant. Autofahrer müssen sich hingegen auf neue Routen und eventuelle Fahrzeitverlängerungen einstellen, was allerlei Kritik hervorrief. Trotz Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte befürchten Anwohner Einbußen in ihrer Lebensqualität. Problematisch wurde auch die angedachte Nutzung in den Abend- und Nachtstunden „nach Bedarf“, also auf Anforderung, gesehen: „Super. Dann fahren die letzten Betrunkenen um circa 1 Uhr auf den Turmberg, um dann gegen Morgen grölend wieder zurückzukommen“, so ein Kommentar. Auch Vandalismus wird bei einer autonom fahrenden Turmbergbahn befürchtet.

Weiterhin älteste Standseilbahn Deutschlands

Durchaus lobende Worte gab's für die Gestaltung der Tal- und Bergstation mit viel Glas und Licht. Angeregt wurde zudem die Ausstellung der alten Kabinen, so dass die Geschichte der Turmbergbahn erlebbar wird. Schließlich handelt es sich hier um die älteste Standseilbahn Deutschlands – und das soll auch nach dem Umbau sichtbar sein.

Trotz Corona und leeren Kassen wird am Zeitplan festgehalten. Auf Grund des Erlöschens der Betriebserlaubnis sei kein großer Spielraum mehr vorhanden, so Höglmeier. Mitte 2021 sollen das Planfeststellungsverfahren durch das Regierungspräsidium Karlsruhe und der Finanzierungsantrag eingeleitet werden. Nach der Planfeststellung wird voraussichtlich Ende 2022 die 15-monatige Bauphase beginnen.

Animationsvideo

Weitere Informationen

Die einzelnen Präsentationen der Bürger-Veranstaltung können online eingesehen werden (siehe Links). Die bei der Veranstaltung eingereichten Fragen werden dort in ein paar Tagen als FAQ-Liste bereitgestellt.

Als „unrentables und höchst kostspieliges Projekt“ wird die Verlängerung der Turmbergbahn in einer aktuell laufenden Online-Petition (siehe Links) bezeichnet. Über 1.000 Personen aus Karlsruhe haben diese bereits unterzeichnet.

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