„Aktuell ist das von Friedrich Weinbrenner entworfene Gebäude in einem erbärmlichen Zustand“, weiß KAL-Stadtrat Lüppo Cramer. „Das Brunnenhaus an der Badener Straße / Ecke Marstallstraße ist ein wichtiges Zeugnis der Karlsruher Stadtgeschichte“, ist Cramer überzeugt.
Das 1822–24 nach den Plänen des Architekten Friedrich Weinbrenner errichtete Brunnenhaus ist ein besonderes technisches und architektonisches Kulturdenkmal des frühen 19. Jahrhunderts. In seiner ursprünglichen Funktion als Wasserreservoir war es bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts Teil der Durlacher Wasserversorgung. Unter einem monumentalen Tonnengewölbe sammelt sich noch heute in einem großen Becken Hangwasser des Geigerbergs. Ehemals speiste das dort gesammelte Wasser über eine von Johann Gottfried Tulla berechnete gusseiserne Leitung entlang der Durlacher Allee die öffentlichen Brunnen auf dem Rondell-, Lidell- und Ludwigsplatz in Karlsruhe. Das Brunnenhaus lieferte weiter das Wasser für den Ludwigsbrunnen auf dem Marktplatz.
Denkmalgerechte Sanierung gefordert
Aufgrund der seit Jahren vernachlässigten Pflege befindet sich das Gebäude in einem desolaten Zustand. Auf dem Dach wächst Unkraut, es regnet in den Innenraum, die Außenwände sind durch Feuchtigkeit und Witterung an vielen Stellen beschädigt und mit Farbschmierereien überzogen. Damit dieses Industriedenkmal und Zeugnis der Durlacher Wasserversorgung nicht weiter zerfällt, sind dringend Erhaltungsmaßnahmen erforderlich.
„Wir haben deshalb beantragt, die historische Bausubstanz zu erhalten, denkmalgerecht zu sanieren und das Brunnenhaus vor erneutem Vandalismus und Verschmutzung zu schützen“, konkretisiert Cramer den Antrag im Karlsruher Gemeinderat. Zudem begehre der Antrag, die historische Bedeutung des klassizistischen Gebäudes mit einer Hinweistafel zu verdeutlichen. „Wir bauen jetzt darauf, dass auch die Stadtverwaltung und der Gemeinderat den Wert dieses Denkmals anerkennen und das Erbe Weinbrenners auch bei einem Zweckbau erhalten möchten“, schließt Cramer zuversichtlich.
SPD Durlach will Sofortmaßnahmen am Brunnenhaus
In einem Antrag an den Durlacher Ortschaftsrat fordert auch die SPD-Fraktion umgehende Maßnahmen, um das Brunnenhaus zu erhalten und in einen attraktiven Zustand zu versetzen. Es handele sich um ein Kulturdenkmal, das nicht länger vernachlässigt werden dürfe, betont die SPD. Von dem 1823 erbauten Brunnenhaus aus wurden früher die Durlacher Brunnen gespeist und sogar die Karlsruher Wasserversorgung gesichert. Mittlerweile sei das Gebäude in einem desolaten Zustand, der nach Auffassung der SPD schleunigst beseitigt werden muss.
Ergänzung (29. Januar 2021)
Brunnenhaus-Sanierung bereits in Planung
Im Jahresbericht der Abteilung Hochbau und Gebäudewirtschaft (Stadtamt Durlach) wurde im Dezember 2020 das Brunnenhaus mit neuem Denkmalschutz-Konzept für 2021 angekündigt. Nach Beantragung und Genehmigung der Sanierung (2019) sei die Schadenskartierung bereits erledigt, so Abteilungsleiter Thomas Dueck: „In 2020 wurde die Untersuchung abgeschlossen und die denkmalschutzrechtliche Genehmigung gemäß Berücksichtigung der erforderlichen Arbeiten eingeholt. Die Arbeiten sind ausgeschrieben und werden entsprechend im Frühjahr starten.“ Und auch für den Innenraum seien schon Ideen vorhanden.