„Diese niedrige Immunität der Bevölkerung spüren wir nun“, betonte Prof. Michael Geißler, medizinischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikums, bei der jüngsten Pressekonferenz des Krankenhauses. Deshalb habe der regionale Maximalversorger in der aktuellen zweiten Welle der Virusinfektion die Pandemiestufe drei für den Normalbetrieb ausgerufen, Stufe zwei bei der Intensivversorgung. Der Pandemieplan sieht insgesamt 67 betreibbare Intensivbetten für COVID-19 vor, davon 22 mit invasiver Beatmung und zehn Reserve-Plätze. Noch am Mittwoch waren acht Intensivbetten belegt. „Ab dem zehnten Intensivpatienten rutschen wir auch hier in Pandemiestufe drei“, erläuterte der Chefarzt. Dies würde aber eine massive Unterversorgung der Bevölkerung bedeuten, warnte er gleichzeitig. Derzeit habe das Klinikum etwa 25 bis 30 Prozent seines Normalbetriebs heruntergefahren, um eine separate COVID-Station im nötigen Ausmaß betreiben zu können. In der dritten Pandemiestufe gehe es aber um mindestens 50 Prozent. Aus diesem Grund fordert Geißler ein neues Konzept bei der landesweiten Betten-Abfrage über das „COVID-19-Resource-Board“. Es gibt seit April in Echtzeit eine Übersicht über die Krankenhauskapazitäten in Baden-Württemberg, indem die Einrichtungen online ihre verfügbaren Intensiv- und Beatmungsplätze melden.
„Eine Frage der personellen Ressourcen“
„Nicht abgefragt wird aber die tatsächliche Belastung“, kritisierte Geißler. Denn, so erläuterte er, sei man selbstverständlich in der Lage, über Nacht neue COVID-Betten aufzutun. „Dann läuft aber irgendwann sonst nichts mehr.“ Etwa habe das Klinikum derzeit nur noch 12 von 19 OP-Sälen (Stand Mittwoch) in Betrieb, während andere Häuser wenig ausgelastet seien. „Das ist auch eine Frage der personellen Ressourcen“, bestätigt Susanne Öfner, die als Fachkraft für Intensivpflege und Anästhesie COVID-Patienten betreut. „Man denkt immer, der hat doch nur Corona“, erzählte sie. Aber tatsächlich brauche das Klinikum überproportional viel Personal, um die Versorgung zu stemmen. Beatmete Patienten erhalten eine eins zu eins Betreuung. „Auch uns selbst zu schützen, ist sehr aufwändig“. Öfner berichtete von der umfangreichen Schutzkleidung und -ausrüstung, mit der die Fachkräfte schwere Lungentraumata behandeln. Dennoch habe man seit dem Frühjahr dazu gelernt, resümierte Pflegedirektor Josef Hug. Waren damals noch bis zu zehn Stationen geschlossen, um die Coronapandemie zu stemmen, so seien aktuell durch ein verbessertes Konzept lediglich drei Stationen nicht in Betrieb.