„Durlach Stadteingang“ – großes Interesse bei erster Infoveranstaltung

Besucher der Infoveranstaltung konnten sich auf einer Karte verorten. Sie zeigt das geplante Sanierungsgebiet „Durlach Stadteingang“. Foto: cg

Besucher der Infoveranstaltung konnten sich auf einer Karte verorten. Sie zeigt das geplante Sanierungsgebiet „Durlach Stadteingang“. Foto: cg

Die Stadt Karlsruhe möchte den westlichen Durlacher Stadteingang und den Bahnhof Durlach in ein Landes-Sanierungsprogramm bringen. Hierzu fand am 22. Januar 2020 eine erste Infoveranstaltung statt.

Voraussetzung für den Antrag auf Aufnahme in ein städtebauliches Erneuerungs­­­pro­gramm sind sogenannte „vorbereitende Untersuchungen“. Über das Verfahren informierte die Stadt die Öffentlichkeit am vergangenen Mittwoch im gut gefüllten Festsaal der Karlsburg. Bürgermeister Daniel Fluhrer, Vertreterinnen und Vertreter des Stadtplanungsamts sowie vom beauftragten Büro Schöffler gingen auf den Ablauf der vorbereitenden Untersuchungen, den aktuellen Sachstand, die Chancen für das Gebiet und die privaten Fördermöglichkeiten ein.

Fluhrer bezeichnete in seinen Willkommensworten das Landes-Sanierungsprogramm als „tolles Instrument“ und er freue sich auf diesen Prozess: „Wir werden am Ende für Durlach einiges herausholen.“ Gelingt der Antrag, würde der auf etwa 17 Hektar eingegrenzte Stadteingang nach „Durlach-Altstadt“ (1984-2003, Fördermittel: rund 11,5 Millionen Euro) und „Durlach-Aue“ (2014-2023) das dritte Sanierungsgebiet auf Durlacher Gemarkung werden. Besonders hob Fluhrer die Impulswirkung hervor: „Jeder Euro aus öffentlicher Hand löst etwa acht Euro an weiteren Investitionen aus.“

Ausdauer für Vorhaben nötig

Auch Ortsvorsteherin Alexandra Ries sieht der städtebaulichen Verbesserung des Stadteingangs positiv entgegen. Schließlich sei es seit vielen Jahren ein Anliegen des Ortschaftsrates. „Wir können Chancen nutzen, zugleich auch Bedenken äußern.“ An die zahlreich erschienenen Bürgerinnen und Bürger appelliert sie: „Bei einem Sanierungsprogramm braucht man auch Ausdauer, machen sie mit!“

Für die Untersuchungen fängt die Stadt nicht bei Null an (s. Artikel zum Thema). Es existieren bereits Planungen für den Bahnhofsvorplatz und Postplatz. Zudem ein städtebaulicher Rahmenplan zur Klimaanpassung, ein Räumliches Leitbild und nicht zuletzt wurde in einer Planungswerkstatt das Thema „Entwicklungsachse Durlacher Allee“ bereits diskutiert. Neben weiterer Grundlagenermittlung und Begehungen wurden im Herbst die Betroffenen schriftlich durch die Stadt befragt.

Ziel einer städtebaulichen Sanierung

Was genau das Ziel einer städtebaulichen Sanierung ist, erläuterte bei der Auftaktveranstaltung Eva Hennings vom Stadtplanungsamt zusammen mit Architekt und Stadtplaner Michael Schöffler. „Die Maßnahmen dienen dem Wohl der Allgemeinheit.“ Bauliche Strukturen sollen erhalten und bei Bedarf weiterentwickelt werden. Wohn- und Arbeitsverhältnisse durch Modernisierung von Bausubstanz und Wohnumfeld sowie das Kleinklima verbessert werden. Auch die Schonung von Ressourcen gehört dazu. Ebenso sollen die Maßnahmen zur Behebung städtebaulicher Missstände beitragen.

Das Sanierungsverfahren wurde im weiteren Verlauf erläutert. Wichtig dabei: die Stadt hat ein allgemeines Vorkaufsrecht. Auch auf erhobene Daten wurde eingegangen. Etwa die Hälfte der betroffenen Häuser verfügt über 7 bis 12 Wohneinheiten. Auffällig sei die geringe Anzahl an Bewohner im Gebiet, die jünger als 18 Jahre sind. Der Anteil an 1-Personen-Haushalte liegt bei etwas 60 Prozent, 24 Prozent der Wohnungen würden von zwei Personen bewohnt.

Missstände im Gebiet

Typisch für das ausgewählte Sanierungsgebiet sei die Mischung aus Wohnen und Gewerbe in horizontaler Nutzungsaufteilung. Oft handelt es sich bei der Blockrandbebauung um historische Bausubstanz, größere gewerbliche Strukturen auf dem Gelände der ehemaligen Badischen Maschinenfabrik gehören ebenso dazu wie die Parkanlage vor Dr. Willmar Schwabe. „Die gute Anbindung insbesondere am Stachus ist Vor- und Nachteil zugleich“, so die Stadtplaner. Neben der hohen Belastung durch den Verkehr, seien die Innenhöfe teils sehr dicht gebaut. Mangelnde Belichtung und Belüftung sind die Folge. Energetische Mängel und unterschiedliche Gestaltung der Fassaden, aber auch teilweise Unternutzung der Fläche wurden genannt. Fehlendes Grün, geringe Aufenthaltsqualität, schlechte Straßen, die trennende Wirkung der Durlacher Allee und der Bahngleise, auch fehlende Barrierefreiheit – all das seien Missstände, die durch die Aufnahme ist Landes-Sanierungsprogramm verbessert werden könnten.

Problem: Parkplatzsituation

Auffällig bei den Ergebnissen der Umfrage: 55 Prozent der Grundstücke würden über keinen Stellplatz verfügen. Bei Betrachtung der Angaben zum Gebäudealter jedoch nicht verwunderlich: 45 Prozent seien vor 1919 gebaut worden. Doch genau hier drückt auch der Schuh. Auf Platz 1 der vorgeschlagenen Maßnahmen zur Aufwertung des Quartiers wurde eine Verbesserung der Parkplatzsituation genannt, gefolgt von der Verbesserung der Grün- und Freiflächen. Am dritthäufigsten wünschen sich die Befragten „Verkehrsberuhigung / Einbahnstraßen / mehr Kontrollen“ für ihr Gebiet.

Recht positiv schätzen die Eigentümerinnen und Eigentümer den Zustand ihrer Gebäude ein. Bei 71 Prozent würde es sich um Altgebäude mit geringen Mängeln handeln. 18 Prozent beschreiben ihre Immobilie sogar als Neubau oder vollständig renoviertes Altgebäude. Weniger als drei Prozent gaben beim Modernisierungsstandard „überwiegend nicht“ oder „komplett nicht“ modernisiert an. Dach und Wasserleitungen gehören zu den Teilbereichen, die am häufigsten eine Sanierung notwendig hätten. Doch es gilt zu beachten: Eine Förderung kann nur der erhalten, der sein Gebäude „in Gänze“ saniert. Kurzum: das gesamte Gebäude muss also modernisiert werden.

Förderfähigkeit und Zuschüsse

Förderfähig sind dabei:

  • Bautechnische und energetische Maßnahmen zur Beseitigung von Missständen an Gebäuden, die bis Ende 1994 fertiggestellt wurden.

  • Untergeordnete räumliche Erweiterungen/Anbauten im Einzelfall (weniger als 30 Prozent des Bestandes)

  • Erstmalige Herstellung von privaten Stellplätzen (ohne Stellplatzverpflichtung vor 1959)

  • Aufwertung von Fassaden sofern eine energetische/bautechnische Modernisierung erfolgt

Der Modernisierungszuschuss beträgt dabei 35 Prozent, bei erhaltenswerten Gebäuden oder Denkmal erhöht sich dieser nochmals um 15 Prozent. Weitere Infos zu Zuschusshöhen, Förderobgrenzen sind bei der Stadt online zu finden (s. Links). Hier finden sich auch Details zum Ablauf wie Erstberatung vor Ort oder Einholen von Angeboten. Die Anträge werden gesammelt und ein gemeinsamer Förderantrag über die Gesamtsumme dann im Herbst 2020 von der Stadt Karlsruhe beim Land Baden-Württemberg eingereicht. Auch hier gilt: „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Das Stadtplanungsamt betont: „Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Zuschuss.“ Die vorhandenen Haushaltsmittel würden entscheiden. Im Frühjahr 2021 erfolgen voraussichtlich die Zusagen. Wichtig: Erst mit dem Vertragsabschluss dürfen Maßnahmen umgesetzt werden, will man die Förderfähigkeit nicht verlieren. Zusätzlich bestehe die Möglichkeit der steuerlichen Sonderabschreibung.

Bürgerworkshop am 6. März

Die nächste Veranstaltung zum Sanierungsgebiet „Durlach Stadteingang“ findet in Form eines Bürgerworkshops am Freitag, 6. März 2020, von 16 bis 19.30 Uhr statt. Treffpunkt ist der Willmar-Schwabe-Park, von wo aus zu einem kleinen Spaziergang durch das Gebiet gestartet wird. Von 17.30 bis etwa 19.30 Uhr findet im Anschluss der Workshop im Bürgersaal des Durlacher Rathauses statt.

Weitere Informationen

Ihre Ideen sind gefragt! Zur Vorbereitung des Workshops am 6. März 2020 haben Sie auf dem städtischen Beteilungsportal (s. Links) Gelegenheit, Vorschläge zur Aufwertung des Gebiets „Durlach Stadteingang“ einzubringen. Welche Maßnahmen könnten zu einer Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität beitragen? Was könnte das Gebiet voranbringen? Wo wünschen Sie sich Verbesserungen?

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