50 Jahre Städtepartnerschaft zwischen Karlsruhe und Nottingham

Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Nottingham ein. Councillor David Mellen (l.), Chief Executive Ian Curryer (r.). Foto: Stadt Karlsruhe

Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Nottingham ein. Councillor David Mellen (l.), Chief Executive Ian Curryer (r.). Foto: Stadt Karlsruhe

Die Städtepartnerschaft zwischen Nottingham und Karlsruhe ist auch nach 50 Jahren ein Zukunftsmodell – und gerade in Zeiten des Brexit ein ermutigendes Signal für ein gelebtes Miteinander in Europa.

Im Rahmen des Goldenen Jubiläums wurde in Nottingham noch einmal das gemeinsame Bekenntnis erneuert, die Partnerschaft trotz aller Widrigkeiten voranzubringen und die Zusammenarbeit weiter zu intensivieren.

Nottinghams Councillor David Mellen verpflichtete sich „trotz aller aktuellen Unsicherheiten“, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Partnern „zu stärken und zu fördern“. Chief Executive Ian Curryer mahnte, den Blick nicht zurück, sondern auf die nächsten 50 Jahre zu richten. „Wir müssen unseren Fokus auf die Jugend konzentrieren, um die Partnerschaft in die Zukunft zu führen“, formulierte Nottinghams Verwaltungschef eindringlich und versprach: „Ich habe die Fackel der Freundschaft von meinem Vorgänger übernommen und werde Sie am Lodern halten.“

„Als wir vor 50 Jahren zusammengefunden haben, war Großbritannien noch nicht Mitglied der Europäischen Union. Unsere Partnerschaft ist trotzdem entstanden und sie wird auch nach einem möglichen Brexit weiter bestehen bleiben“, unterstrich Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup beim offiziellen Empfang im historischen Rathaus Nottinghams am 3. Oktober 2019. Das Stadtoberhaupt wies auf die „große Symbolik“ des Datums hin und zog Parallelen zum Jubiläum. Vor 50 Jahren hätte sich in Deutschland niemand vorstellen können, dass die Wiedervereinigung „so schnell und so friedlich“ Wirklichkeit wird. In der Städtepartnerschaft sieht OB Mentrup einen aktiven Beitrag gegen den weiteren Verfall eines einigen Europas: „Wir wollen gemeinsam ein neues Kapitel in unserer Freundschaft aufschlagen“.

Den protokollarischen Auftakt der dreitägigen Visite bildete der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Nottingham. Damit seien alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Delegation  Teil der Geschichte“ (David Mellen) - Queen Elisabeth hatte sich in den 1960er Jahren im Gästebuch auf Seite eins verewigt.

Den protokollarischen Schlusspunkt setzte die Enthüllung des Karlsruher Geschenks zum Jubiläum, einer Majolika-Stele, gestaltet von Wolfgang Thiel. Das Kunstwerk hat seinen Platz im Anwesen von Wollaton Hall gefunden, einem prächtigen Landsitz aus dem 16. Jahrhundert, der heute allen als Naherholungsziel offen steht. Die runde Stele verbindet Besonderheiten von Karlsruhe und Nottingham – etwa Draisina, die es so nicht gab, mit Fahrrad und Robin Hood, dessen Existenz ebenfalls nicht verbürgt ist, mit seinem Bogen.

„Wir wollten ein Stück Karlsruhe nach Nottingham bringen“, sagte OB Mentrup. Und Ian Curryer ergänzte, man habe das Objekt absichtsvoll „nahe am Herzen der Menschen platziert“. Er überraschte die Delegation mit einem besonderen Geschenk: Als UNESCO City of Literature hatte die Stadtverwaltung von Nottingham ein Jubiläumsgedicht in Auftrag gegeben (Wortlaut und Übersetzung siehe unten).

Karlsruhe Nottingham 50

One of us here, the other there.

Between, a blue beam of ceramic tiles -

the Blauer Strahl

making space for us,

making time for us. Nudged,

our unfamiliar lives tilt

together. Host and stranger

held by the ribs of your city

fanning south, west and east.

Trams rumbling there,

trams rumbling here.

A network forged

by an expansion of thought.

Along the tracks, our streets

flicker and echo: friends

meeting in cafés, school kids

hanging by the gate,

two domes, marathon runners,

castles on the hills,

kindergarten name pegs,

first paintings drying on racks,

construction sites, cranes,

Christmas lights and glühwein,

choirs blending their voices,

violins playing spiccato, plastic ducks

on the Alb and the Trent,

one pyramid, a bow and arrow,

Hajo Walter, love.

We walk the Blauer Strahl,

tending twin paths,

holding the gift of the other,

our coat sleeves touching.

Jo Dixon

(Composed with the voices and memories of Georgie Burdett, Mary and Arnold Butler, Nigel Cooke, Rebecca Holt, Debbie Hemsley, Olivia Rowe and Letrice Serrant)

Übersetzung:

Karlsruhe Nottingham 50

Einer von uns hier, der andere da.

Dazwischen, ein blauer Strahl Keramikfliesen -

der Blaue Strahl

bereitet uns den Weg,

gibt uns Zeit. Angestoßen,

neigen sich unsere ungleichen Leben

einander zu. Gastgeber und Fremder

gehalten von den Rippen unserer Stadt

die sich fächerförmig nach Süden, Westen und Osten ausbreiten.

Trams rattern hier,

Trams rattern dort.

Ein Netzwerk geschmiedet

durch eine Ausdehnung des Gedankens.

Entlang der Gleise, unsere Straßen

die flimmern und nachhallen: Freunde

treffen sich in Cafés, Schulkinder

hängen am Eingang herum,

zwei Kuppeln, Marathonläufer,

Schlösser auf den Hügeln,

Kindergartennamensschilder,

erste Bilder trocknen auf Gestellen,

Baustellen, Kräne,

Weihnachtslichter und Glühwein,

Chöre lassen ihre Stimmen miteinander verschmelzen,

Geigen spielen Spiccato, Plastikenten

auf der Alb und dem Trent,

eine Pyramide, ein Bogen und Pfeil,

Hajo Walter, Liebe.

Wir laufen auf dem Blauen Strahl,

kümmern uns um städtepartnerschaftliche Pfade,

halten das Geschenk des anderen,

während sich unsere Mantelärmel berühren.

Gespräche auf Arbeitsebene

Neben dem protokollarischen Programm gab es auch zahlreiche Kontakte auf Arbeitsebene, um Themen und Ideen für eine verstärkte Zusammenarbeit auf neuen und bewährten Feldern herauszuarbeiten.

Dabei standen die Themen Stadtplanung und Klimaschutz ganz oben an. Nottingham verfolgt das Ziel, 2028 klimaneutral zu werden und investiert Millionenbeträge in die Sanierung vorhandener, teils historischer Bausubstanz, sowie in Neubauten - etwa in den Bahnhof oder auch das Castle. Entlang des Flusses Trent entstehen auf der Fläche vormals vernachlässigter Wohnquartiere zudem neue Wohngebiete in „Passivhaus-light-Standard“. Für Nottinghams Planer zugleich ein Laboratorium für Zukunftstechnologien, für das zuvor allerdings rund 350 Bestandshäuser abgebrochen worden sind.

Vom Städtischen Klinikum waren eigens die Professoren Franz Kehl, Direktor der Klinik für Anästhesie, und Werner Heppt, Direktor der HNO-Klinik, zu Gesprächen mit Verantwortlichen im Universitätsklinikum Nottingham Teil der Delegation. Sie sondierten Möglichkeiten der Kooperation zum Aufbau eines gemeinsamen Medizinstudienangebots Karlsruhe-Nottingham. Das Interesse ist auf beiden Seiten vorhanden, weitere Gespräche dann nach dem 31. Oktober 2019.

Ausgelotet wurden auch Kooperationsmöglichkeiten in den Bereichen Digitalisierung und Austauschprogramme in den Bereichen Jugend und Kultur. Auch die beiden Freundschaftsvereine – den Nottingham Karlsruhe Friendship Club (NKFC) und den Deutsch-Englischen Freundeskreis (DEF) – treibt die Nachwuchsarbeit um. Sie begingen in Nottingham den 40. Geburtstag des DEF. Dessen Vorsitzender und Gründungsmitglied, Joachim Klaus, plant eine Info-Tour durch Nottinghams Schulen und bietet in Karlsruhe einmal pro Monat einen Stammtisch für englischsprachige Studierende an, der zwar sehr gut angenommen werde, aber ohne nachhaltige Wirkung auf die Mitgliederstruktur und das Durchschnittsalter des DEF bliebe.

Kulturelle Glanzlichter im Jubiläumsjahr

Mit ihrem gemeinsamen Konzert in St. Mary's Church in Nottingham setzten KIT Philharmonisches Orchester und Chor sowie der Carlton Male Voice Choir ein musikalische Glanzlicht im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten. Über 150 Sängerinnen und Sänger, Musikerinnen und Musiker aus Karlsruhe brachten unter der Leitung von Nikolaus Indlekofer die Messe in D aus dem Jahr 1893 der englischen Komponistin Ethel Smyth zur Aufführung. Der Carlton Male Voice Choir ist auch in Karlsruhe kein Unbekannter. Er trat mit seinem Repertoire im vergangenen Jahr in der Karlsruher Stadtkirche auf.

Unter dem programmatischen Jubiläumstitel „Karlsruhe Nottingham Connections“ hat zudem die GEDOK Karlsruhe parallel zu den Festtagen aus Anlass des Goldenen Jubiläums zwei Ausstellungen in Nottingham realisiert. „Cinderella‘s Delight“ nähert sich auf unterschiedliche Art und Weise dem Thema Schuhe – mit Objekten, Fotografien und Videos, humorvoll und emotional, witzig, spielerisch, manchmal nachdenklich. Bei der Eröffnung in Anwesenheit der vier Künstlerinnen Iris Kamlah, Verok Gnos, Gloria Keller und Jutta Hierit hob Oberbürgermeister Mentrup den Beitrag der GEDOK zum Gelingen der Städtepartnerschaft hervor.

Eine zweite GEDOK-Ausstellung wurde anschließend in der Zentral-Bücherei eröffnet. Unter dem Titel „In Focus. Art-Science-Nature“ präsentieren sich dort Exponate zeitgenössischer Medienkunst und Fotografie.

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