Leserbrief: Wie das Torwärterhäuschen die Gesellschaft spaltet

Leserbriefe

Leserbrief von Oliver Freesemann (Geschäftsführer ZEFIE) vom 15. Januar 2019.

Wir haben bislang die Diskussion um unser Haus in der Ochsentorstraße 32 stillschweigend ertragen. Es fiel uns an vielen Stellen schwer, denn die Diskussion um das Torwärterhäuschen wie es verniedlichend genannt wird ist vor allem mit Lügen und persönlichen Anfeindungen gegen uns verbunden. Wir fragen uns allmählich warum man dem Treiben des historischen Vereins und dem AK Stadtbild so gelassen zuschaut. Zumal absehbar mindestens das „Verwaltungshandeln“ aber auch, und da komme ich noch dazu, die „demokratischen Prozesse“ Schaden nehmen. Am Ende haben alle verloren.

Die Diskussion um das Torwärterhäuschen ist vor allem eines nämlich „postfaktisch“. Das soll heißen, dass die Menschen sich nicht mehr für Fakten interessieren, sondern vor allem ihren Gefühlen folgen. Postfaktische Handlungen funktionieren besonders gut, wenn man nicht miteinander kommuniziert. Im kommunikativen Raum fällt es sehr viel schwerer bestimmte Dinge zu erfinden. Schon der erste Artikel in den BNN von Frau Schucker hatte vermieden unsere Meinung, unsere Motive und Planungen abzufragen. Obwohl sie wusste, dass wir hinter dem Bauvorhaben steckten, schrieb sie damals: „Bei dem Eigentümer des Ochsentor-Häuschens soll es sich um einen Investor handeln, der in Durlach bereits Eigentümer mehrerer Wohnhäuser ist“ (BNN vom 10.4.2018). An anderer Stelle wurde aus den Wohnhäusern, die wir angeblich besitzen, ein ganzes Immobilienimperium. Ehrlich: Ich hab mich sehr über unseren neuen Reichtum gefreut und mich über schlechten Journalismus geärgert.

Bei der Übergabe der Open-Petition, die ja in der Art wie sie durchgeführt wurde ein Kapitel für sich ist, hat Herr Malisius behauptet, „Der Neubau wird ein Stockwerk höher und hat dazu noch Dachgiebel“ (BNN vom 21.12.2018). Ist das nicht herrlich. Wir stellen unser Bauvorhaben im Ortschaftsrat vor und zählen ernsthaft genauso viele Stockwerke, wie das Haus jetzt hat und Herr Malisius setzt ein Stockwerk und an anderen Stellen sogar noch ein Flachdach oben drauf.

Das neue Haus wird jedenfalls kein Flachdach bekommen und ist auch nicht doppelt so groß wie immer behauptet wird. Es soll ein Doppelhaus werden, das auf der einen Seite dem jetzigen Haus ziemlich ähnlich sieht. Es soll auch nicht so hoch wie das Gasthaus „Zum Ochsen“ werden. All diese Informationen hätte man sich leicht besorgen können, wenn man in die öffentliche  Ortschaftsratssitzung vom 02.05.2018 gegangen wäre. Dann hätte man auch nicht wie Herr Jollit in einem Leserbrief im „Wochenmagazin für Durlach“ vom 27.07.2018 behaupten müssen, dass wir im Geheimen handeln. Unsere PowerPoint Präsentation war ja wochenlang im Netz zu finden. Im Übrigen sind wir fragenden und sogar Rat suchenden Menschen gegenüber ziemlich aufgeschlossen. Ich erwarte aber auch, dass sich mündige Bürger Informationen selbst einholen.

Zum „Postfaktischen“ kommt bei einigen Protagonisten die populistische Grundhaltung dazu. Sie selber fühlen sich zum Retter der Altstadt berufen. Sie sind die legitime Stimme von Durlach und behaupten für alle Durlacher zu reden. Ihren politischen Gegnern werfen sie nicht vor die falschen programmatischen Punkte oder auch Werte hochzuhalten, sie sprechen ihnen viel fundamentaler die politische Legitimität als solche ab. Nur der historische Verein weiß die Altstadt zu schätzen, alle anderen bedrohen Durlach schon vor dem Torwärterhaus am Stadtgraben. Durlach muss von wehrhaften Bürgern auch hinter der Mauer gegen Spekulanten und böse Inverstoren verteidigt werden. Dabei müssen zwingend alle Waffen eingesetzt werden. Geschossen wird aus allen Rohren. Herr Malisius verkündet deshalb schon am 10.4.2018 in den BNN, dass er sich „mit allen Mitteln gegen einen Abriss einsetzen werde“.

Wäre es an dieser Stelle nicht besser gewesen, man hätte sich mal in aller Ruhe angehört was wir, warum, wieso und wie planen und warum die Sanierung des Hauses unwirtschaftlich ist. Behauptungen, dass in das Haus öffentliche Gelder gesteckt wurden oder dass das Haus unter Denkmalschutz steht, oder dass es nur die Veränderungen im Inneren sind, die zum Entzug einer im Übrigen nie dagewesenen Denkmaleigenschaft geführt hätten, hätte man sich sparen können. Viele Leserbriefe die derartige Behauptungen implizierten, und das waren nicht wenige, wurden in skandalisierender Absicht geschrieben und enthielten zumeist mehrere „alternative Fakten“, wie z.B. die Legende von Herrn Dr. Rittershofer. Zitat im Durlacher.de:„.. dass dem Bauträger Zefie,….ein Immobilien-Imperium in zahlreichen Baden-Württembergischen Städten und Gemeinden mit nahezu 200 Angestellten aufgebaut hat…“

Besonders trickreich war die Einmischung in unser Nutzungskonzept. In einer Pressekonferenz behauptet Herr Malisius und andere vom AK Stadtbild wir würden das Haus abreißen um ein Neues für die „MUFLs“ zu bauen. Ich musste den Text an dieser Stelle zweimal lesen um zu verstehen, was damit gemeint ist. Gemeint sind minderjährigen Flüchtlinge, die im § 42a SGB VIII unbegleitete minderjährige Ausländer, kurz UMA´s, genannt werden. Auch hier hätte die Teilnahme an der Ortschaftsratssitzung in der wir das Projekt vorgestellt haben Wunder bewirkt. Notfalls hätte man uns auch fragen können. Aber zu behaupten, wir würden für die MUFLs bauen ist einfach falsch.

Die dahinter stehende Absicht ist  ziemlich offensichtlich. Man möchte die „Rechten“ mit ins Boot holen und Stimmung machen. Was ja auch ziemlich gut gelungen ist. Dass man ausgerechnet auf dem Rücken der Schwächsten, nämlich der geflüchteten Kinder und Jugendlichen strategische Interessen verfolgt, ist grauenvoll. Natürlich hat die AFD seither das Torwärterhaus im Fokus. Nirgendwo besser können die „Altstadterhalter“, zu denen jetzt auch die AFD zählt das Scheitern von Politik besser verbildlichen. Man muss kein Prophet sein, um jetzt schon festzustellen, dass es an dieser Front überhaupt nicht mehr ruhig werden kann. Auch nicht weil die Protagonisten immer noch Öl ins Feuer gießen und absolut informationsresistent sind.

Für die AFD war die MUFL-Konferenz also eine Steilvorlage. Das hätte man wissen müssen, wenn man diese Strategie verfolgt. Erst wenn alle Flüchtlinge die Stadt verlassen haben, erst wenn alle Flüchtlinge verjagt wurden, haben wir in Karlsruhe und in Durlach wieder Platz und genügend Wohnraum. Erst stehlen sie uns das Torwärterhaus, dann heiraten sie unsere Frauen weg und fahren zum Schluss auch noch unseren Mercedes – so einfach kann Politik werden.

Wenn man den Antrag der AFD vom Oktober 2018 bezüglich des Torwärterhäuschens liest, bekommt man eine Ahnung davon, wie die „Altstadterhalter“ auch vermeintlich schutzlose, nicht denkmalgeschützte und nicht erhaltenswerte Häuser retten könnten. Man muss die Eigentürmer, die einem nicht in den Kram passen, ganz einfach enteignen. Der Begriff „Enteignung“ kommt folgerichtig im Antrag der AFD tatsächlich auch 4 Mal vor. Ist das nicht herrlich. Eigentümer, die im Prinzip nichts Unrechtes gemacht haben, sehen sich einem Shitstorm gegenüber und verlieren ihr Haus, weil die AFD die Enteignungsidee toll findet. Soll das die Lösung sein? Hatten wir das nicht schon einmal?

Ab hier wird die Diskussion um das Torwärterhaus aus meiner Sicht ziemlich ruppig. Weder der AK Stadtbild Durlach noch der historische Verein, die sich damit rühmen diese Diskussion losgetreten zu haben, wollen sich von dieser Anfrage distanzieren. Im Gegenteil, aufgrund der Tatsache, dass im AFD-Antrag die gleiche ungewöhnliche Begrifflichkeit nämlich „MUFLs“ gebraucht wird, muss man eine Verbindung zwischen den Beteiligten, ja sogar eine strategische Allianz, unterstellen. Ist das der Kampf mit allen Mitteln, den Herr Malisisus angekündigt hat? Ist es das, was der historische Verein will – Unfrieden stiften, rechtschaffene Hausbesitzer enteignen und die AFD, wenn auch vielleicht nur unbewusst, stark machen?

Die Idee wir würden eine Inobhutnahmegruppe für minderjährige Flüchtlinge aufmachen wollen, ist also strategisch entwickelt worden, um die Flüchtlinge mit ins Visier zu nehmen. Beim postfaktisch populistischen Streit um das Torwärterhaus lernt man im Kleinen, wie Politik im Großen zurzeit funktioniert. Man behauptet irgendwo mal irgendwas, schaut was passiert, rudert ein bisschen zurück und hofft, dass beim Empfänger der Nachricht ein bisschen was hängen bleibt. Trump lässt grüßen.

Wir sehen an diesem Beispiel wie wichtig es ist auf keinen Fall mit uns zu reden. Nur so kann man das Haus und dessen mögliche Nutzung wunderbar mit Phantasien aufladen. Ich bin mal gespannt, was da noch kommt. Die Diskussion jedenfalls ist am Stammtisch angekommen. Zurzeit wird ja behauptet, dass wir das Haus verkaufen wollen, um im kleinen Gärtchen eine Familienidylle entstehen zu lassen. Ich finde die Idee sehr romantisch. Da unser Büro gegenüber ist können wir ja den Kuchen vorbei bringen.

Dazu Robin Cordier in der open-Petition: „Gerüchten zufolge ist der derzeitige Eigentümer bereit, sich von dem Objekt zu trennen, wenn es einen interessierten Käufer gibt. Die gewünschte Kaufsumme dürfte wohl bei ca. 300.000 € liegen. Wer interessiert ist, kann uns hier eine Nachricht zukommen lassen, die wir zur Vermittlung gerne an einen Mittelsmann weiterleiten“ und weiter „Persönlich bin ich der Meinung, dass der Verkauf des Hauses an einen traditionsbewussten Interessenten, der ein freistehendes Altbau-Haus mit Hof/Garten mitten in der Durlacher Altstadt zu schätzen weiß, ideal wäre“. Ist das nicht ein schönes sozialromantisches Bild? Und ist das nicht ebenfalls ein bärenstarkes Beispiel postfaktischer Kommunikation. Lieber Herr Cordier – wenn sie von uns was wollen, können sie das direkt mit uns aushandeln. Sie brauchen dazu keinen Mittelsmann. Gerüchten zufolge liegt die Kaufsumme aber höher.

Da es bei der Open-Petition nicht mehr nur um die Bausubstanz, sondern auch um die Nutzungsfrage ging kann sich die Politik nicht mehr raus halten. Es geht jetzt vor allem darum die Schwächsten, nämlich die Kinder und die Jugendlichen zu schützen.

Die Idee, in Durlach wieder eine stationäre Wohngruppe für alle Kinder und Jugendliche zu bauen, erschien uns ziemlich charmant. Immerhin stand in Durlach am Hengstplatz mal das erste Waisenhaus der Stadt Karlsruhe. Der Schaden, den die verschiedenen Protagonisten unserem Ansinnen ganz bewusst und mit sozialfeindlichem strategischen Kalkül zugefügt haben lässt uns jetzt aber schon ein bisschen daran zweifeln.

Dass auf dem Rücken der Schwächsten in unserer Gesellschaft der Kinder und Jugendlichen und der minderjährigen Flüchtlinge ein, aus meiner Sicht, unsinniger „Torwärterdiskurs“ geführt wurde will ich ebenfalls nicht mehr hinnehmen. Im Übrigen kann man Verwaltungshandeln nicht mit einer open-Petition aushebeln, umgekehrt kann ja auch das britische Parlament aufgrund des Volksentscheides den Brexit nicht mehr umdrehen. Aus transatlantischer Sicht scheint es so zu sein, dass das britische Volk nicht genau gewusst hat, worüber es abstimmt. Vielleicht wäre es sogar besser gewesen, man hätte das Volk gar nicht gefragt. Auch um das Torwärterhaus drum rum waren die Petenten jedenfalls nicht gut informiert. Wenn überhaupt, dann nur einseitig.

Jemand der sich eines solchen Verfahrens bedient obwohl er genau weiß, dass rechtlich alles sauber gelaufen, dass das Haus nicht unter Denkmalschutz steht und dass das Haus hinterher dem Original ähnelt,  spaltet die Gesellschaft. Wir müssen allmählich aufstehen und eine ehrliche Berichterstattung dagegen stellen. Mich würde an dieser Stelle interessieren was ihnen auf der Straße bezüglich des Torwärterhäuschens und seiner möglichen Nutzung gesagt wurde. Melden sie sich doch einfach mal unter info(at)zefie.de -  ich würde mich freuen.

Oliver Freesemann
Geschäftsführer von ZEFIE

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