16 Jahre ist es her, als in der Moltkestraße in Karlsruhe der erste komplett barrierefreie Spielplatz im öffentlichen Raum eingeweiht wurde. Im verkehrsgeschützten Hof zwischen Erich-Kästner-Schule, Ärztlichem Dienst und der Zahnklinik entstand ein großzügiges Areal mit Wasserspielen, Klangstationen, einem ebenerdigem Karussell, einer Vogelnestschaukel und als Bonbon sozusagen mit behindertengerechten Toiletten. Gemeinsam mit dem Gartenbauamt der Stadt Karlsruhe plante, konzipierte und vor allem finanzierte der Verein „Cent hinterm Komma“ ein Modellprojekt, das bis heute allen neu zu bauenden Spielplätzen in der Fächerstadt zu Grunde liegt: Barrierefreiheit und Teilhabe – dies sollen alle städtischen Freizeitspots für Kinder mit und ohne Handicap gewährleisten.
Karlsruhes erste barrierefreie Rollstuhlschaukel im öffentlichen Raum
Und in Zeiten, in denen Inklusion immer wieder gerne zur Schau gestellt wird, dürfen auch in diesem Bereich neue Akzente nicht fehlen. Einen solchen wollen die Verantwortlichen des Vereins nun wieder setzen, indem sie ein Spielgerät in der Öffentlichkeit einführen, das noch einen Schritt weiter geht im Bereich Teilhabe und Inklusion: die Rollstuhlschaukel! Bereits des Öfteren findet man dieses Spielgerät in Schulen oder Wohnheimen – Einrichtungen allerdings, die nur einem ansässigen Benutzerkreis vorbehalten ist. Eltern, die mit ihrem Rollie-Kind in der unmittelbaren Nachbarschaft „eine Runde schaukeln wollen“, bleibt dieser Spaß verborgen. Dies soll sich nun nach Meinung von „Cent hinterm Komma“ ändern und so will man – anknüpfend an die Tradition – damit beginnen, durch die Installation von Rollstuhlschaukeln auf Spielplätzen entgegenwirken. „Mal wieder schauen wir über den großen Teich und sehen, dass dies in den USA bereits gängiger Spielplatz-Standard ist“, so Geschäftsführer Carsten de la Porte, der einmal mehr die Idee zur Umsetzung vor Ort hatte.
Anfangs waren Bedenken hinsichtlich der Sicherheit im Vordergrund der Gespräche, die man aber schnell zerstreuen konnte, gibt es doch das weitverbreitete Euro-Schloss-System, wie man es von Autobahnraststätten kenne. Die ist ein einheitliches Schließsystem, das ausschließlich Menschen mit Handicap europaweit mit nur einem Schlüssel nutzen können, der überall passt. So auch zukünftig, um damit die Rollstuhlschaukel vor Missbrauch zu sichern. Das Prinzip des Spielgeräts ist gänzlich simpel. Durch eine Rampe, die zur Verschlussklappe wird, Sicherheitsgurten und einem niedrigen Schwungwinkel wird die Schaukel ganz schnell zum Spaß für Kinder, die auf den Rollstuhl angewiesen sind und die somit in den ganz normalen Spielplatzbetrieb integriert werden.
„Cent hinterm Komma“ setzt auf Crowdfunding
Finanziert werden soll das ganze über eine Crowdfunding-Aktion im Internet. „Wir erhoffen uns einigen Zuspruch aus der Bevölkerung, die uns auch aktiv Vorschläge für den zukünftigen Standort machen können,“ so beschreibt de la Porte die Idee. „So ein Spielplatz ist ein Gemeinschaftsvergnügen und genau so gemeinschaftlich soll auch die Finanzierung des Ganzen im besten Falle laufen. Viele kleine Spenden, die dann ein großes Ganzes ergeben ist das Ziel.“ Insgesamt werden ca. 15.000 Euro benötigt. „Die Angebotspalette der Schaukeln reicht von 6.000 bis nach oben offen“, so der 51-jährige Spendensammler. Unterstützung bekomme man von Seiten der Stadt ausschließlich durch Arbeitsleistung in Form von Installation, Verlegung des Unterbodens und der Durchführung der Gesamtbaumaßnahme. Die Anschaffung muss der Verein bzw. die Karlsruherinnen und Karlsruher stemmen. „Der gesellschaftliche Solidaritätsgedanke und die Sichtbarkeit des Ergebnisses sind aber Faktoren, die uns zuversichtlich stimmen, die Anschaffungskosten zusammen zu kriegen“, fordert de la Porte zum Spenden auf.