Extreme Hitze in Kombination mit extremer Trockenheit: Was sich diesen Sommer über Wochen hinzog, setzt einen Trend der vergangenen vier Jahre fort und nicht nur vielen Menschen, sondern besonders auch der Pflanzenwelt im Stadtgebiet stark zu. Trotz aller Anstrengungen des Gartenbauamts samt teilweiser Unterstützung durch Personal und Tankfahrzeuge des Amts für Abfallwirtschaft ist es unter den gegebenen Umständen nicht möglich, alle Bäume mit ausreichend Wasser zu versorgen und zu retten. Allein, um die Neupflanzungen in nahezu 40.000 Gießgängen über die Sommermonate wöchentlich zu wässern, müssten pro Saison fünf mit Wassertanks ausgerüstete Lastwagen von April bis Anfang Oktober täglich im Einsatz sein.
Nun, da der Oktober begonnen hat, stehen wie jeden Jahreswechsel mit Bedauern der Stadtverwaltung Bäume zur Fällung an; durch Hitze und Trockenheit sind es diesmal überdurchschnittlich viele, nämlich rund 700 im gesamten Stadtgebiet. Dies bedeutet eine Zunahme um 50 Bäume im Vergleich zur Vorsaison 2017/2018. In der Saison 2016/2017 waren es noch rund 550 ab Oktober zu Fällende. Der Durchschnitt der letzten Jahre liegt bei ungefähr 600 Fällungen, mit steigender Tendenz, welche überwiegend auf den immer häufiger auftretenden Trockenstress im Sommer zurückzuführen sein dürfte. Meist ist die Stand- oder Bruchsicherheit der Bäume aufgrund dieser Schwächung und den daraus folgenden Erscheinungen, wie etwa Pilzbefall, nicht mehr gewährleistet.
Artenschutz bleibt wesentlicher Faktor
Der Beginn der Fällmaßnahmen orientiert sich aus Umweltschutzgründen selbstverpflichtend, auch wenn es für behördliche Maßnahmen formal nicht gilt, am grundsätzlichen Fäll- und Rodeverbot nach § 39 Bundesnaturschutzgesetz von März bis September. Aus gleichem Grund ist es erklärtes Ziel, die Gesamtheit der aktuell auszuführenden Maßnahmen bis Ende Februar 2019 abgeschlossen zu haben.
Eine artenschutzrechtliche Prüfung ist selbstverständlich wesentlicher Bestandteil eines umfassenden Verfahrens, an dessen Ende nur nach entsprechenden Bescheiden Bäume zur Fällung freigegeben werden. Besondere Habitatbäume werden, soweit und so lange es die Standsicherheit zulässt, aus Artenschutzgründen nicht gefällt, sondern in aufwendigen Sicherungsmaßnahmen bis ins hohe Alter gepflegt. So erhielt beispielsweise eine vom streng geschützten Eichenheldbockkäfer besiedelte alte Eiche am Festplatz in diesem Jahr ein Stahl-Stützkorsett. In der Hoffnung, dass sie so noch viele Jahre am Standort verbleiben und damit dem bedrohten Käfer weiterhin seinen, den gemeinsamen Lebensraum bieten kann.
Rund ein Jahr bis zu den Ersatzpflanzungen
Etwa ein Jahr wird es brauchen, um nach den Fällungen die Wurzelstöcke zu beseitigen und den Boden für Neupflanzungen im Herbst 2019 zu bereiten, die dann wie ebenfalls üblich mindestens die Zahl der gefällten Bäume ersetzen sollen. Beispielsweise werden in der Eisenlohrstraße sechs stark geschädigte Scheinakazien gefällt und später durch Tupelobäume ersetzt, in der Kriegsstraße zehn massiv in ihrer Vitalität geschwächte Bäume (sechs Scheinakazien, vier Ahorne) beseitigt. Auf der Reinhold-Frank-Straße waren drei durch den Hitzestress geschädigte Ahorne als nicht mehr entwicklungsfähig einzuordnen. Eine aktuelle Liste der vorgesehenen Baumfällungen mit Verortung und Grund der Maßnahme gibt es im Internet (siehe Links).
Des Weiteren werden die Gewässerunterhaltung des Tiefbauamts und die Grundstücksbewirtschaftung des Liegenschaftsamts turnusmäßig anstehende und grundsätzlich auf die Ökologie abgestimmte Unterhaltungsmaßnahmen sowie Maßnahmen zur Erhaltung der Verkehrssicherheit durchführen, wobei es auch zur Förderung der natürlichen Sukzession zu einzelnen Baumfällungen verteilt über das Stadtgebiet kommen kann.
Nachweislich nachlassender Niederschlag
Auch erst dann, wenn ein Baum nach Erkenntnis über die regelmäßigen Kontrollen - bei wertigen Bäumen obligatorisch mit Hilfe eines Resistographen, einer Spezialbohrmaschine, welche über den Bohrwiderstand des Stammholzes dessen verbliebene Restwandstärke ermittelt - nicht mehr zu retten ist, wird er gefällt: dieses eben nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen. Zum größten Teil, auch Pilzbefall und weitere Faktoren spielen eine Rolle, ist zusehends Vertrocknen die Ursache des Absterbens, der alternativlosen Notwendigkeit. Schon ein Baum von bis zu 25 Zentimetern Stammumfang benötigt mindestens 100 Liter Wasser pro Woche beziehungsweise Wässerung. Die natürliche Versorgung blieb seit April, vor allem im Sommer, nahezu aus. Fielen im langjährigen Mittel von 1961 bis 1990 noch rund 850 Millimeter, sinkt dieser Wert seit Längerem deutlich.
Zieht man exemplarisch das Jahr 2016 genauer heran, wurde das Mittel in jedem Monat unterschritten, August und September waren praktisch regenfrei. Und wenn es einmal regnet, geschieht dies gerade in der jüngeren Vergangenheit meist eher so sturzartig, dass das Wasser die großflächig ausgedörrten Oberflächen nicht durchdringen kann, sondern zu großen Teilen an der Oberfläche abläuft und in der Kanalisation verschwindet. Dieses Wasser steht den Bäumen dann nicht zur Verfügung, obwohl es regnete. Von April bis September 2018 tat es das an 51 von 183 Tagen - zu einer Gesamtmenge von 293,6 Millimetern.
Höchstpriorität für Baumerhalt
Im Sinne des Stadtklimas ordnete das Gartenbauamt dem Erhalt des Baumbestands die höchste Priorität zu. Darum konnte etwa die übliche Überarbeitung der Günther-Klotz-Anlage in Folge von Das Fest erst Ende September in Angriff genommen werden. Diese Arbeiten stehen nun aber auf dem Arbeitsplan. Verbrannte Rasenflächen erholen sich allerdings in der Regel von selbst wieder, sobald neuer Niederschlag einsetzt, da die Graswurzeln überleben. Um austreiben und ihre Krone tragen zu können, müssen Bäume ein gewaltiges Wurzelwerk entfalten. Neupflanzungen sind dazu, gerade im direkten Umfeld von heißem Asphalt in der Stadt, zunehmend weniger in der Lage, und auch weit ältere Bäume haben große Probleme. Ein Grund, weshalb die Stadt auch auf sogenannte Zukunftsbäume setzt. Sie stammen wie auf der Kaiserstraße vorgesehene Zürgelbäume oft aus mediterranen Gefilden und können mit massiver Trockenheit besser umgehen.
Der im Stadtbild gewohnte, heimische Ahornbaum hingegen braucht von Natur aus eher feuchte Bedingungen und wird es tendenziell wie andere Bäume mit den Auswirkungen des Klimawandels hierzulande immer schwerer haben. Zur Linderung der sich immer deutlicher abzeichnenden Klimaveränderungen, insbesondere um der drohenden Überhitzung des Stadtraums durch Verschattung und Verdunstung entgegenzuwirken, pflanzt die Planungs- und Neubauabteilung des Gartenbauamts in der nun anstehenden Pflanzperiode an rund 200 Standorten zusätzlich zu den 700 Ersatzpflanzungen der Abteilung Grünflächenpflege neue Bäume an.