„Die Bestattungskultur ändert sich“, so Bürgermeister Klaus Stapf beim Informationsgespräch vor Ort im Bergwald. Hier könnte, nur wenige hundert Meter südlich vom Geigersberg entfernt, im städtischen Forst ein Ort für Waldbestattungen entstehen. Von vier untersuchten und bewerteten Standorten im Karlsruher Stadtgebiet präferiert die Verwaltung derzeit diese 20 Hektar große Waldfläche auf Durlacher Gemarkung. Noch sei die Standortwahl nicht endgültig entschieden, doch unterm Strich scheint der Bergwald trotz „grenzwertiger Topografie“ geeignet zu sein. Die nächste Bushaltestelle (Max-Beckmann-Straße) ist nicht allzu weit entfernt, zudem befindet sich in etwa 300 Metern Entfernung ein öffentlicher Waldparkplatz. Fortstwirtschaftliche Vorarbeiten seien noch notwendig und kleine Trittwege würden angelegt werden, so Stapf, doch ein weiterer Ausbau der Infrastruktur sei nicht vorgesehen: Wer eine Waldbestattung wählt, „muss bereit sein, in die Natur zu gehen“. Eine Sicherung der Wege würde stattfinden, mehr nicht. Auch Grabschmuck ist nicht erwünscht.
Etwa zwei bis sechs biologisch abbaubare Urnen pro Baum („Familienbaum“) seien vorgesehen. Kleine, an der Rinde angebrachte Plaketten, sollen auf den Verstorbenen hinweisen. Bei etwa 60 großen Bäumen pro Hektar könnten so im Bergwald mehrere tausend Menschen ihre letzte Ruhe finden. Wie lange ein Grab bestehen darf, sei noch nicht geklärt. Klar ist aber schon, dass es kein „Billigangebot“ sein wird. Die Gebühren sollen mit denen der Karlsruher Friedhöfe vergleichbar sein. Für eine Baumpatenschaft auf die Dauer von 50 Jahren sind das dort immerhin zwischen 4.410 und 5.880 Euro. Bestattungen im Wald sind also auch ein neues Geschäftsfeld.
Weiterentwicklung naturnaher Angebote
Anfragen an das Karlsruher Friedhofs- und Bestattungsamt zeigen, so Amtsleiter Matthäus Vogel, dass bei weniger als einem Prozent aller Sterbefälle der Wunsch nach Waldbestattung geäußert wird. Bisher konnte nur auf die naturnahen Baumbestattungen in den Karlsruher Friedhöfen verwiesen werden. Auch dieses Angebot werde weiterentwickelt (s. weitere Informationen) und gut angenommen. Mittlerweile werden etwa 30 bis 50 Bestattungen pro Jahr in dieser Form durchgeführt. Weniger Verpflichtung bei der Grabpflege sei oft der Wunsch, so Vogel, der von den Angehörigen, aber insbesondere auch von den Betroffenen selbst, geäußert werde.