Durlacher Urkunden wurden professionell restauriert

Stadtarchivarin Dr. Katrin Dort zeigt ein Beispiel aus dem 18. Jahrhundert: Bisher wurde die Urkunde im säurehaltigen Papierumschlag gelagert (links), jetzt liegt sie plan im Karton. Fotos: cg

Stadtarchivarin Dr. Katrin Dort zeigt ein Beispiel aus dem 18. Jahrhundert: Bisher wurde die Urkunde im säurehaltigen Papierumschlag gelagert (links), jetzt liegt sie plan im Karton. Fotos: cg

Eine besondere Sammlung im Stadtarchiv Karlsruhe sind die Durlacher Urkunden. Sie gehören zum schriftlichen Kulturerbe der ehemaligen badischen Residenzstadt Durlach, für dessen Bewahrung und Erhalt das Stadtarchiv seit der Eingemeindung von 1938 zuständig ist.

Der Durlacher Bestand ist mit über 12.000 Archivalien und einer bis in die Frühe Neuzeit und das Spätmittelalter zurückreichenden Überlieferung nicht nur der umfangreichste Stadtteilbestand, sondern auch der historisch wertvollste.

Zuständig für die Urkundensammlung, welche rund 100 Stücke aus dem 15. bis 19. Jahrhundert umfasst, ist Stadtarchivarin Dr. Katrin Dort. Als Mediävistin ist sie spezialisiert auf das europäische Mittelalter und ist froh um das Kulturerbe aus Durlach, sei es doch die einzige geschlossene Sammlung dieser Art im Stadtarchiv.

Darunter befindet sich das älteste Original im Stadtarchiv, eine Urkunde aus dem Jahr 1410. In ihr wird die Leihe eines Hofes in Dürrenwettersbach beschrieben, der zur Pfründe des St. Katharinenaltars in der Kirche in Durlach gehört, durch den Pfründner Heinrich Riese an den Knecht Konrad und seine Frau Hedel. Eine weitere Urkunde aus dem Jahr 1418 hält ein damals wichtiges Privileg für die Durlacher fest: Ihnen wird durch König Sigismund das Recht verliehen, jährlich zwei Jahrmärkte abhalten zu dürfen. Eine weitere bemerkenswerte Urkunde stammt von 1567, in der Markgraf Karl von Baden die Durlacher von der Leibeigenschaft befreit. „Nur in Pforzheim war das zu diesem Zeitpunkt der Fall, andere Städte folgten erst sehr viel später“, so Dort.

Wässern, trockenreinigen, glätten

Um diese wertvolle Sammlung zu schützen und ihre Nutzung zu erleichtern, hat das Stadtarchiv Karlsruhe die Durlacher Urkunden über drei Monate hinweg professionell restaurieren lassen. Nicht immer wurden sie unter optimalen Bedingungen gelagert. Einige Urkunden wiesen massive Wasserschäden auf. Stark geknicktes Pergament wurde geglättet, Insektenfraß ausgebessert und inaktiver Schimmel entfernt. Letzteres, betont Dort schmunzelnd, sei das „Grauen eines jeden Archivars“. Im Anschluss wurden die Urkunden nach modernen archivischen Standards neu verpackt. Zuvor lagerten sie teils in säurehaltigen Papierumschlägen. Jetzt kommen säurefreie Kartons nach DIN-Norm zum Einsatz. Allerdings nehmen diese auch mehr Platz ein: Passte zuvor die Durlacher Urkundensammlung in zwei Alukisten, was in den 80er Jahren der Standard war, nimmt sie jetzt durch die einzelne und plane Lagerung einen kompletten Schrank ein. Insgesamt kostete die Restaurierung 16.000 Euro. „Für uns ist es ein wichtiges Teilprojekt im Bereich der Bestandserhaltung“, so Stadtarchivleiter Dr. Ernst Otto Bräunche.

Auch digital verfügbar

Ein kleiner Teil der Urkunden wurde bereits in der Ausstellung „Durlacher Glanzstücke“ im Pfinzgaumuseum gezeigt (s. Artikel zum Thema). Damit die komplette Sammlung auch im Archivinformationssystem bequem genutzt werden kann, wurden sie nach der Restaurierung digitalisiert. Neben der besseren Zugriffsmöglichkeit habe die Digitalisierung aus Archivsicht einen primären Vorteil: „Das Original wird geschont“, so Bräunche. Nach und nach sollen die Durlacher Urkunden auch online zur Verfügung stehen. Bis dahin können diese im Stadtarchiv digital eingesehen werden.

Heutzutage kommt zunehmend das zu archivierende Material bereits in digitaler Form an. Eine Herausforderung an das Stadtarchiv, denn preiswerter sei bei den entstehenden Kosten auf Dauer noch immer das Papier. „Unsere zentrale Aufgabe ist es, heute eine Auswahl zu treffen“, so Bräunche. Hierbei wird eine Quote von etwa fünf Prozent angestrebt, real dürfte sie zwischen fünf und zehn Prozent liegen. Viele Archivalien kämen vom Bauordnungsamt, da diese für die Stadtforschung relevant seien.

Weitere Informationen

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